Unicef-Jahresbericht

Digitalisierung schürt Ungleichheit

Laut UN-Kinderhilfswerk droht eine Verschärfung wirtschaftlicher Unterschiede zwischen den Regionen weltweit.  

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Ein Mädchen macht in Indien ein Foto ihrer Freundinnen.   | Foto: dpa
Ein Mädchen macht in Indien ein Foto ihrer Freundinnen. Foto: dpa

KÖLN/ NEW YORK (dpa). Wie verändern Internet, Smartphone, Laptop und Computer das Aufwachsen von Jungen und Mädchen weltweit? Das hat Unicef erstmals untersucht. Der Jahresbericht 2017 beleuchtet die guten wie die schlechten Seiten.

Die Digitalisierung bedeutet für Kinder weltweit neue Chancen, aber auch erhebliche Risiken und Gefahren. Mit dem Internet drohten bestehende soziale und ökonomische Ungleichheiten sich weiter zu verschärfen, heißt es in dem am Montag in Köln und New York veröffentlichten Unicef-Jahresbericht 2017 "Kinder in einer digitalen Welt". Es bestehe eine digitale Kluft. Das Netz erleichtere zudem sexuellen Missbrauch von Jungen und Mädchen und habe neue Wege des Kinderhandels eröffnet, warnte das UN-Kinderhilfswerk. Politik und Wirtschaft müssten mehr tun, um die "Generation online" zu schützen und zu stärken.

Jeder dritte Internetnutzer ist heute laut Unicef jünger als 18 Jahre. Zugleich hätten aber geschätzt 29 Prozent der jungen Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren keinen Internetzugang. Das sind rund 346 Millionen Menschen. Vor allem in Afrika und in arabischen Staaten seien viele junge Leute unfreiwillig offline.

Kinder gehörten ins Zentrum der Digital-Politik, forderte Unicef-Direktor Anthony Lake laut Mitteilung. "In einer digitalen Welt besteht die doppelte Herausforderung, die Gefahren zu vermindern und den Nutzen des Internets für jedes Kind zu vergrößern." Alle müssten bezahlbaren Zugang zu guten Online-Angeboten erhalten. Es brauche mehr öffentliche Hotspots, die Kosten für den Internetzugang sollten gesenkt werden. Wichtig sei es, digitale Kompetenzen früh zu fördern. Die Bekämpfung von Missbrauch und Ausbeutung im Netz müsse intensiviert werden.

Besonders für Kinder in entlegenen Regionen oder Heranwachsende, deren Alltag von Armut, Krisen oder Flucht bestimmt ist, könne das Internet "Türen für eine bessere Zukunft öffnen". Als positive Beispiele nennt der Report den Zugang zu digitalen Büchern und Übungen für Lehrer und Schüler, denen sonst kaum Material zur Verfügung steht – oder digitales Lernen daheim für Mädchen aus Afghanistan, die das Haus nicht verlassen dürfen. Oder Bildung via Handy und Computer für Kinder in Flüchtlingslagern sowie bessere Job-Chancen. Junge Menschen könnten sich übers Netz einfacher Gehör verschaffen und austauschen.

"Zu keiner Zeit war es so leicht, Wissen zu teilen und zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig war es nie so einfach, kinderpornografische oder andere verbotene Foto- oder Videomaterialien herzustellen und zu verbreiten", bilanzierte Unicef. Dazu gehörten auch Live-Streams von sexuellem Missbrauch Minderjähriger. Allein 2016 seien fast 57 350 Internetseiten mit kinderpornografischen Inhalten registriert worden. Gut 90 Prozent der einschlägigen Webseiten waren in Frankreich, Kanada, den Niederlanden, Russland und den USA ansässig. Zudem seien Kinder oft mit gewalttätigen und rassistischen Inhalten und Hass-Propaganda konfrontiert.

Die fortschreitende Vernetzung verschlimmere auch Phänomene wie Mobbing. Viele Eltern in Industrieländern fürchteten, dass intensive Internetnutzung ihrer Kinder zu Isolation und Depressionen führen könne.

Wer gar keinen Zugang zum weltweiten Netz habe, drohe allerdings abgehängt zu werden. Die Digitalisierung werde Ungleichheiten verschärfen, wenn nicht gegengesteuert werde. In den Industrieländern nutzten insgesamt 81 Prozent der Menschen das Internet, in den ärmsten Ländern der Erde 15 Prozent.

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