Der Fußball und die Covid-19-Krise
Die Ultras als Helfer in der Not
In der Coronakrise machen viele Fußball-Fans positiv von sich reden – auch die, die im Clinch mit den Funktionären liegen.
dpa
Fr, 20. Mär 2020, 15:05 Uhr
1. Bundesliga
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In bundesweit über 20 Initiativen bieten Fußball-Fans unter anderem Botengänge oder Einkaufshilfe an. "In dieser Krise kommt es auf die Solidarität an. Da ist es unsere Pflicht, nicht nur als Fußball-Fans, sondern auch als Bürger zu versuchen, möglichst gut durch diese Krise zu kommen", sagte André Golinski von einer Gruppe Hannover-96-Fans, die gerade eine Fanabteilung gründen. Für Union-Berlin-Anhänger Zelt kommt das Engagement vieler Fangruppen nicht überraschend: "Das entspricht dem Selbstverständnis vieler Ultras, dass sie der Gesellschaft etwas Gutes tun wollen. Nach dem Motto: Wenn ihr unsere Fankultur akzeptiert, dann geben wir euch auch etwas zurück."
Nach schleppendem Beginn wächst die Nachfrage. Das hat nicht nur mit der steigenden Zahl an Infizierten, sondern auch mit intensiverer Öffentlichkeitsarbeit der Helfer zu tun. "Bisher haben wir nur im Internet für die Aktion geworben. Nun verteilen wir Flyer in Supermärkten, Apotheken und bei Ärzten", sagte ein Sprecher der im Bündnis "Südtribüne Dortmund" organisierten Fans. Zu den rund 90 ehrenamtlichen Dortmunder Helfern gehört auch Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz, der derzeit beim Drittligisten Uerdingen unter Vertrag steht.
Den bisher größten Bedarf gibt es bei Einkaufsgängen für in Quarantäne befindliche Menschen oder für Ältere und Bedürftige, die der Risikogruppe angehören. "Wir achten dabei auf hygienisch und medizinisch sichere Umsetzung, weshalb die Zahl unserer Einkaufshelfer auf eine sehr kleine Gruppe beschränkt bleibt und sie mit Mundschutz und Handschuhen agieren. Wir lassen uns zudem von medizinischen Experten beraten", hieß es in einer Erklärung von Nürnberger Vereinsmitarbeitern und Fan-Gruppen. Ultras aus Gelsenkirchen packen mit Unterstützung des FC Schalke 04 und finanzieller Hilfe der vereinseigenen Stiftung sogenannte "Kumpelkisten". Sie werden an Personen aus dem Stadtgebiet ausgeliefert und verkauft, die sich in Quarantäne befinden, zu einer Risikogruppe gehören oder im medizinischen Sektor arbeiten. "Die darin enthaltenen Produkte sichern die Lebensmittelgrundversorgung", teilte der Revierclub mit. Andere Fan-Gruppen wie die "Südkurve München" riefen zu Blutspenden auf oder bieten sogar Gassi-Gänge für Hunde an.
Auch die durch die Corona-Krise besonders belasteten Mitarbeiter in Krankenhäusern erfahren Solidarität. "Wenn ihr an eure Grenzen geht, denkt daran, dass diese Stadt hinter euch steht!", steht auf Spruchbändern, die Ultra-Gruppen und das Bündnis "Südtribüne Darmstadt" an heimischen Kliniken anbrachten.
Die Frage, ob die Hilfsaktionen zu einer besseren Reputation der Ultras und nachhaltig zur Befriedung der angespannten Beziehung zwischen Teilen der Fans und der DFL beiträgt, spielt für viele Ultras nur eine untergeordnete Rolle, meint Hannover-Fan Golinski: "Ich glaube, das ist den Ultras relativ egal. Es ist nach wie vor eine unbequeme Jugend-Subkultur. Es war den Ultras vorher egal, wie ihr Ruf ist, es ist ihnen jetzt egal."
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