"Die Richtlinien zum Datenschutz sind sehr hoch"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Matthias Wagner, der als Executive Director bei der Firma Huawei arbeitet, über seinen Arbeitgeber .
Felix Wagner, Klasse Gym8, Freie Christliche Schule (Freiburg)
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Huawei ist als einer der größten Handyhersteller der Welt bekannt. Aber hinter Huawei steckt noch viel mehr. Neben der Handyherstellung gibt es bei Huawei noch viele andere Bereiche, die eher unbekannt sind. Zischup-Reporter Felix Wagner aus der Klasse Gym8 der Freien Christlichen Schule in Freiburg hat seinen Vater Matthias Wagner interviewt, der bei Huawei arbeitet.
Wagner: Ich bin als Executive Director für das Handelsgeschäft der Solarsparte zuständig und betreue die Vertriebspartner außerhalb Chinas.
Zischup: Woher kommt Huawei und was bedeutet der Name?
Wagner: Huawei ist ein 1987 von Ren Zhengfei gegründeter Telekommunikationsausrüster und Hardwarehersteller mit Sitz in Shenzhen, einer Sonderwirtschaftszone in China. Shenzhen war bis zur Gründung der Sonderwirtschaftszone im Jahre 1979 eine kleine Stadt und wurde später zur Metropole der Computerindustrie. Huawei hat die Entwicklung deutlich mit beeinflusst. Der Konzern hatte Ende 2020 weltweit rund 197 000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz 2020 betrug rund 116 Milliarden Euro, der Nettogewinn betrug 8,4 Milliarden Euro. Die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet in der Forschung und Entwicklung. Huawei ist ein privates Unternehmen, dessen Eigentümer die Mitarbeiter sind. Der Name Huawei besteht aus zwei Wörtern: "Hua" und "wei". "Hua" bedeutet frei übersetzt "Ehre" oder "Ruhm", manchmal auch "chinesisch" oder "China". "Wei" hat viele Bedeutungen, wobei "Errungenschaft" oder "Leistung" am besten passt. Somit könnte man Huawei mit "ehrenhafte, chinesische Errungenschaft" übersetzen.
Zischup: Und wie spricht man Huawei richtig aus?
Wagner: Man spricht Huawei richtig "Hwa-Wey" aus.
Zischup: Was stellt Huawei außer Handys noch her?
Wagner: Huawei kommt aus der Netzwerktechnik. Hauptgeschäft ist Telekommunikationshardware für den Mobilfunk. Das sind zum Beispiel Mobilfunksendemasten und die ganzen Computer, die Gespräche oder andere elektronische Nachrichten managen. Daneben gibt es den Bereich Digital Power, der bei Huawei immer wichtiger wird. Neben Leistungselektronik für Photovoltaik, also die solare Stromerzeugung, gibt es da noch folgende Bereiche: Im Bereich Site Power geht es um Stromversorgung von zum Beispiel Mobilfunkanlagen. Bei Automotive geht es um Elektroautos, also das Batteriemanagement und Systeme für autonomes Fahren, bei denen 5G eine große Rolle spielt. Es gibt auch noch Data Center Energy. Datencenter haben einen extrem hohen Stromverbrauch. Ein großes Datencenter kann schon mal den Verbrauch einer kleinen Stadt haben. Und es gibt auch noch Komponenten für Leistungselektronik. Da geht es um Bauteile und Baugruppen, die andere Hersteller in ihre Produkte verbauen. Huawei ist der größte Hersteller von Photovoltaik-Wechselrichtern weltweit, obwohl die Firma erst vor knapp zehn Jahren in diesen Markt eingestiegen sind. Ein Wechselrichter wandelt den Gleichstrom vom Photovoltaikmodul in Wechselstrom um, wie er bei uns aus der Steckdose kommt.
Zischup: Huawei war ja in letzter Zeit sehr oft in den Nachrichten. Warum ist das so und was sagst du dazu?
Wagner: Als Ausrüster für Mobilfunkanlagen stehen eigentlich alle Hersteller unter Verdacht, für die jeweiligen Regierungen spezielle Daten offenzulegen. An Huawei halten, wie schon erwähnt, knapp 70 Prozent aller Mitarbeiter Anteile. Die internen Schulungen und Richtlinien zum Datenschutz sind sehr hoch. Als Mitarbeiter von Huawei habe ich noch keine derartigen Aktivitäten festgestellt. Dazu kommen die sehr strengen internen Vorgaben, durch die ich Huawei als sehr verantwortungsvoll einstufen kann. Im Gegensatz zu manch anderen Mobilfunkausrüstern konnte nie bewiesen werden, dass abhängige Verbindungen zur chinesischen Regierung bestehen und diese ausgenutzt wurden. Der Umgang mit verschiedensten Kulturen in den weltweiten Huawei-Büros kann ich als sehr tolerant beschreiben. Zum Beispiel haben wir in einigen Büros Gebetsräume für Muslime und der Frauenanteil im Management ist sehr hoch.
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