75 Jahre WVIB
Die Messe muss ein Jahr warten
BZ-Interview: Die Industriemesse IE findet wegen der Corona-Pandemie erst im März 2022 statt
Mo, 3. Mai 2021, 11:21 Uhr
Thema: 75 Jahre WVIB
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BZ: Herr Fröschle, in Ihrem ersten Jahr als Projektleiter musste die Industriemesse abgesagt werden – das ist bitter, oder?
Fröschle: (lacht) Ja, das stimmt. Ich habe direkt nach der IE 2019 die Aufgabe übertragen bekommen und mich sehr gefreut. Aber wir haben die Messe ja nicht abgesagt, sondern nur verschoben. Wir sind zuversichtlich.
BZ: Wie liefen die Planungen ab?
Fröschle: Nach den ersten Anzeichen der Corona-Pandemie haben wir immer mit einem Plan B gearbeitet, hatten sogar einen Plan B-Quadrat mit digitalem Ansatz und einen Ersatztermin im Juni. Wir haben auch geschaut, was andere Veranstalter machen: Die großen Leitmessen wurden abgesagt oder ins Digitale verschoben.
BZ: Ohnehin beschäftigt sich die IE stark mit der Digitalisierung. Wäre das keine gute Möglichkeit gewesen, die Messe digital zu veranstalten?
Fröschle: Das war natürlich im Gespräch, denn andere Anbieter sind direkt auf die virtuelle Messe umgesprungen. Aber für uns als Messe der Schwarzwald AG, bei der auch die Begegnung von Menschen im Vordergrund steht, macht das keinen Sinn. Natürlich: Wir müssen das Digitale nutzen, aber um die echte Begegnung von Menschen zu unterstützen. Eine rein virtuelle Messe mag in manchen Bereichen für große Fachmessen funktionieren, aber niemals wirklich als kompletter Ersatz.
BZ: Zurück zu den Ursprüngen: Als die IE 1983 erstmals stattfand, präsentierten 35 Aussteller ihre Produkte vor 1100 Besuchern. Und heute?
Fröschle: 2019 hatten wir mehr als 360 Aussteller aus Baden-Württemberg, der Schweiz und Frankreich; es kamen knapp 10.000 Besucher. Wir haben die IE vergrößert von der kleinen Tischmesse zu einer richtig schönen industriellen Mittelstandsmesse.
BZ: Messen gibt es viele. Was macht die IE so besonders, was ist ihr Kernthema?
Fröschle: Wir bieten einen Überblick über den gesamten industriellen Mittelstand im Südwesten. Die komplette Prozesskette ist abgebildet: vom Softwareentwickler, der neue Produkte entwickelt, über den Anbieter für Automatisierungslösungen, der in der Fertigungshalle die gewünschten Teile produziert, bis hin zum Spediteur, der die Produkte weitertransportiert: Da ist wirklich alles von A bis Z vertreten, das ist unser Vorteil. Viele Messen sind ausgerichtet etwa auf Kunststoff; dort ist dann vom Granulat bis zum Spritzgussprodukt alles da. Aber wir bieten mehr. Alles, was dazugehört. Bei uns liegt der Fokus auf dem Bereich Netzwerken und darauf, dass man die Akteure zusammenbringt, die Beziehungen stärkt.
BZ: Das Motto der Messe sollte lauten: Komm zum Punkt – Globaler Erfolg braucht regionale Netzwerke. Was verbirgt sich dahinter?
Fröschle: Wir wollten damit zeigen, dass man nicht lange nach Lösungen suchen und zu großen Fachmessen fahren muss. Sondern man soll einfach zum Punkt kommen: Komm zu uns, bei uns trifft man die richtigen Leute. Unser Untertitel war ja: Globaler Erfolg braucht regionale Netzwerke. Wir haben sehr viele Unternehmen in der Region, die nach Übersee und Asien liefern. Aber selbst die größeren Konzerntöchter sind hier in der Region so stark vernetzt und verortet, dass viele zugelieferte Teile, Produkte und Dienstleistungen hier aus der Region kommen.
BZ: Gibt es dazu Zahlen?
Fröschle: Wir haben bei vielen Unternehmen nachgefragt. Dabei kam heraus, dass bei den meisten Betrieben circa 60 bis 80 Prozent der Wertschöpfungskette hier in der Umgebung liegen, und sie werden von 50 bis 100 Kilometer entfernt liegenden Unternehmen unterstützt. Das ist wirklich regional vernetzt. Das hat uns auch in der Anfangszeit der Krise, als die Grenzen dicht waren, noch einmal die Stärke der Netzwerke bei uns gezeigt. Wenn dann irgendwelche Teile nicht über die Grenze kamen, hat man im Nachbardorf geschaut. Da gab es teils Unternehmen, die das Gewünschte auf kurzem Weg liefern konnten.
BZ: Dann haben sich diese Netzwerke spontan gebildet?
Fröschle: Es gab sie schon immer, aber man hat sie ein Stück weit aus dem Fokus verloren. Aber wenn man diese Netzwerke beibehält und pflegt, dann kommt man gestärkt aus Krisen. Dieses Vertrauen auf die Region, wofür auch wir plädieren, hilft in Krisenzeiten. Und das wollten wir mit dem Motto klarmachen.
BZ: Wird es als Trostpflaster auch 2023 eine Industriemesse geben?
Fröschle: Nein. Wir haben uns entschieden, dass wir den Zweijahresrhythmus beibehalten werden. Der nächste Termin ist im Frühjahr 2024 und danach gehen wir wieder auf den Januar 2026. Das macht im Hinblick auf die Entwicklung von neuen Kooperationen und Produkten auch mehr Sinn.
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