Kino
Die Komödie Fack Ju Göhte 2 läuft an
NEU IM KINO: Bora Dagtekins "Fack Ju Göhte 2" greift auf eine bewährte Infrastruktur zurück.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Das Erfreuliche an diesem Erfolg war, dass der Film keine dieser durchkalkulierten deutschen Komödien war, die es allen recht machen wollen und im nett-langweiligen Mittelmaß verdümpeln. "Fack Ju Göhte" war ein ungehobeltes, originelles Stück Kino, das weit weg von jeglichen Kunstansprüchen einfach nur Spaß machen wollte. Der Plot, der einen Ex-Knacki als Lehrer auf eine Gesamtschule schickte, weil unter der Turnhalle die Beute seines letzten Bruchs versteckt lag, war wie in den meisten guten Komödien eher vernachlässigbar.
Seinen Drive bezog "Fack Ju Göhte" aus seiner Liebe zum sozialen Detail und einer Sprache, die den Slang auf den Schulhöfen mit all seinen grammatikalischen Fehlstellungen kunstvoll überhöhte. One-Liner wie "Chantal, heul leiser!" oder "Herr Müller, Sie sind ein Geisterkranker" arbeiteten sich ihren Weg ins ewige Zuschauergedächtnis und wurden nicht nur auf den Schulfluren zitierfähig. Gerade im deutschen Kino scheiterten schon viele Versuche sich der Jugendsprache anzubiedern. Bora Dagtekin überzeugte durch seine verbale Nähe dazu und einen freien, kreativen Umgang mit der sozialen Realität. Sein harter, aber herzlicher Blick schonte die Assi-Jugendlichen aus der 10b der "Goethe Gesamtschule" nicht, ohne die Loyalität zu den Figuren je infrage zu stellen.
Dass der Film seine Charaktere bei aller Zurschaustellung ihrer Schwächen liebt, wird im zweiten Teil nun noch deutlicher. Sicherlich merkt man dieser Fortsetzung an, dass sie, vom Überraschungserfolg angetrieben, mit heißer Nadel gestrickt wurde. Die Idee, die Schulhof-Chaoten auf Klassenfahrt zu schicken, ist ein wenig zu naheliegend. Dafür wirkt das Reiseziel Thailand zunächst etwas exotisch. Aber der Südostasien-Trip dürfte wohl dem Umstand geschuldet sein, dass Dagtekin hier schon die Kinoversion von "Türkisch für Anfänger" gedreht hat und auf eine bewährte Infrastruktur zurückgreifen konnte.
zweite Teil ein recht
gelungener Balanceakt
Nach der etwas ungelenken Handlungseinführung startet der Film mit dem Landeanflug auf Bangkok richtig durch. Vom Saufgelage im Strip-Club über das Schrotten eines Motorbootes bis zu einer bekifften Bibi&Tina-Persiflage auf dem Rücken zweier Elefanten lassen die Gesamtschulchaoten kaum etwas aus. Nebenbei sorgt ein Wettstreit mit einer Gesandtschaft des verfeindeten Schiller-Gymnasiums für Turbulenzen und eine Tsunami-Waisenkinder-Gang für unerwartete Betroffenheit und soziales Engagement. Zusammengehalten wird die dramaturgische Loseblattsammlung erneut von der frotzeligen Dialoggewalt Dagtekins, der wiederum aus dem großmäuligen Jugendslang eine ganz eigene Poesie entwickelt.
Ganz groß kommt in der Fortsetzung Publikumsliebling Chantal zur Geltung, die einsehen muss, dass sie doch nicht zu den Hochbegabten gehört und nun von einer Karriere als Youtube-Star träumt. Dass sich eine bildungsferne Assi-Braut im Pimkie-Outfit derart in die Herzen des Publikums spielt, ist eine Leistung des Films und der fabelhaften Jella Haase, die man nicht unterschätzen sollte. Ihre Figur wird im zweiten Teil nicht nur mit originellen Sprüchen, sondern auch mit familiären Hintergrundinformationen ausgebaut. Und das gilt auch für den Rest Problemschülerschaft, die nicht nur im Partymodus über die Leinwand steppt, sondern sich auch emotional öffnen darf.
Wenn Lehrer Müller heimlich an die Eltern eine SMS schreibt, findet Dagtekin sogar den Mut und vor allem auch den richtigen Ton für familiäre Sentimentalitäten. Insgesamt ist dieser zweite Teil ein recht gelungener Balanceakt. Einerseits holt er seine Fanbasis mit bewährtem Handlungsmuster, liebgewonnenen Charakteren, exotischer Location und ein wenig Action direkt vor der Haustür ab; auf der anderen Seite entwickeln sich die Figuren innerhalb der engen Genregrenzen und dürfen zwischen qualifiziertem Herumgeblödel auch mal ein wenig Gefühl zeigen.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ