"Die Kinder und Jugendlichen werden mir fehlen"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Konrad Bohnacker, Sozialarbeiter der Staudinger Gesamtschule, darüber, was er vermissen wird, wenn er in Ruhestand ist.
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Über 30 Jahre lang war Konrad Bohnacker, genannt Kone, Sozialarbeiter an der Staudinger Gesamtschule in Freiburg. Im Dezember geht er in Ruhestand. Die beiden Staudinger-Schülerinnen Larissa Jansen aus der Klasse 8a und Josephine Körner aus der Klasse 8d haben Bohnacker über seinen Job befragt.
Bohnacker: Ich bin seit Januar 1986 hier an der Staudi.
Zischup: Wie alt warst du, als du angefangen hast, an der Staudi zu arbeiten?
Bohnacker: Ich war genau 30 Jahre alt.
Zischup: Was genau ist denn deine Arbeit an der Staudinger?
Bohnacker: Typisch für Schulsozialarbeit ist, dass man Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche ist. Ich sage bewusst Kinder und Jugendliche an der Schule, weil ich finde, die Begriffe Schüler und Schülerin begrenzen den Menschen auf eine Rolle. Und man ist ja mehr. Als Schulsozialarbeiter ist man Ansprechpartner für Kinder und Jugendliche, für Lehrer und Lehrerinnen, für Eltern und für die Schulleitung. Ansprechpartner heißt auch, dass man Beratung in unterschiedlichen Formen macht, das ist ein typischer und zentraler Bereich für Schulsozialarbeit. Ein weiterer Bereich sind Projekte aller Art. Man arbeitet mit Gruppen oder Klassen. Bei mir ist ein Schwerpunkt der Werki, also der Werkspielplatz, unserer Schule. Das ist ein Angebot in der Mittagspause mit knapp zwei Stunden.
Zischup: Wie kamst du an die Staudinger-Gesamtschule?
Bohnacker: Ich habe während meines Studiums ein Praktikum an dieser Schule gemacht. Ein halbes Jahr war ich in der Schulsozialarbeit tätig, das andere halbe Jahr auf dem Werki. Das hat mir viel Spaß gemacht. Und genau zu der Zeit, als ich mit meinem Studium fertig war, war praktisch hier die Stelle frei.
Zischup: Warst du beim Aufbau des Werkis mit dabei?
Bohnacker: Den Werkspielplatz gibt es seit 1980. Als ich 1986 an der Schule angefangen habe, hat er aber noch ganz anders ausgesehen als heute. Er war noch nicht so ausgebaut, deswegen kann man schon sagen, ich war ein Stück weit noch beim Aufbau dabei. Der Werki ist eigentlich nie fertig.
Zischup: Was gefällt dir am meisten am Werki?
Bohnacker: Mir gefällt am Werki gut, dass die Kinder und Jugendlichen freiwillig kommen. Wenn man freiwillig kommt, prägt das die Stimmung: Man ist besser drauf, motiviert und hat Interesse, etwas zu machen. Das ist dann auch automatisch eine sehr schöne Geschichte für denjenigen, der den Platz betreut.
Zischup: Was war dein schönstes und was dein schlechtestes Erlebnis an der Staudi?
Bohnacker: Bei schlecht fällt mir eigentlich nicht wirklich etwas ein. Natürlich gibt es wie anderswo auch mal Stress oder Konflikte. Aber das Schönste, das war eindeutig der Bau des Werkspielhauses auf dem Werki. Das ist das Größte, was ich in meinem Arbeitsleben hatte. Wir haben das Gebäude ja über gut zehn Jahre hinweg gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen gebaut. Manche waren tatsächlich von der 5. bis zur 13. Klasse mit dabei. Es ist natürlich toll, wenn man so lange mit anderen zusammen etwas erschafft. Wir waren eine ganz gemischte Gruppe: Lehrerinnen und Lehrer, ich als Sozialarbeiter, dann Eltern, die Kinder und Jugendlichen und noch Handwerker.
Zischup: Wie unterscheiden sich die Jugendlichen von früher von denen heute?
Bohnacker: Auf der einen Seite glaube ich, dass sich die Bedürfnisse von Jugendlichen, ja von Menschen allgemein, nicht grundsätzlich geändert haben. In der Zeit, die ich jetzt beruflich überblicke, also die letzten 30 Jahre, sind das Freunde und Freundinnen, dass es einem gut geht, dass man etwas macht, was einem irgendwie Spaß macht. Und man will Erfolgserlebnisse haben. Das hat sich nicht geändert. Was sich natürlich schon geändert hat und was natürlich das Leben insgesamt überall beeinflusst, sind die ganzen Handy- und Mediengeschichten. Die bringen schon viel Unruhe und Hektik. Ich bin ja nicht grundsätzlich dagegen, aber wenn eine Gruppe gemeinsam über dem Handy hängt, um irgendein Spiel zu spielen, dann hat das für mich nicht unbedingt die gleiche Qualität, wie wenn sie miteinander kicken oder Verstecken spielen. Es besteht heutzutage schon die Gefahr, dass alles vom Medium Handy dominiert wird.
Zischup: Wie fühlt es sich für dich an, dass du aufhören wirst?
Bohnacker: Es gibt ja den blöden Ausdruck vom "lachenden und vom weinenden Auge". Es gibt natürlich auch in der Sozialarbeit, wie in jedem Job, Sachen, die man machen muss, die auch nicht spannend sind, dafür manchmal stressig, und auf die man auch mal keine Lust hat. Das ist das, was ich nicht vermissen werde. Wo ich mir aber relativ sicher bin, dass ich es vermissen werde, ist der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen, denn der macht mir nach wie vor großen Spaß.
Zischup: Was hat dir denn an der Staudi denn rückblickend am allerbesten gefallen?
Bohnacker: Meine Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Das heißt nicht, dass die Zusammenarbeit mit den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern schlecht ist, überhaupt nicht. Aber vom Spaßfaktor her, werden mir die Kinder und Jugendlichen ganz klar am meisten fehlen.
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