Die Geheimnisse des Dinkelbergs
Heimatkunde kann informativ, anschaulich und mitunter doch überraschend sein. Das zeigte der Vorsitzende des Museumsvereins: Markus Moehring erzählte Erstaunliches in seinem Vortrag über den Dinkelberg.
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Die erste Spannung kam bei der Frage auf, ob der Dinkelberg tatsächlich ein Gebirge oder lediglich eine Hügelkette sei. Der Referent und frühere Leiter des Dreiländermuseums, Historiker und Volkskundler, Markus Moehring, verwies auf die Definition für ein Mittelgebirge: Es muss mindestens 200 Meter über das Umland hinausragen und Höhen von mindestens 500 Metern über dem Meeresspiegel erreichen. Beides schafft der Dinkelberg locker, denn mit der 536 Meter aufragenden Hohen Flum, dem Hirzenleck mit 523 Höhenmetern und dem 522 Meter hohen Crischona schafft er das Höhenminimum gleich dreimal. Verortet ist er zwischen Basel und Wehr. Mit seinem schnellen Anstieg aus dem Hochrheintal und dem Wiesental wird das Kleingebirge auch zur direkten Verbindung beider Täler. Die ausschwärmenden Römer besiedelten den Dinkelberg an mehreren Stellen, auch entstanden etliche heutige Orte durch Mönche, die aus den Tälern kamen und sich oberhalb ansiedelten, zum Beispiel in Hasel oder auf dem Crischona. Die dortige Wallfahrtskirche zählt noch heute zum Dreigestirn, wie die Ottilienkirche auf dem Tüllinger und St. Margareten bei Binningen.
Überhaupt widmete Moehring der Religiosität auf dem Dinkelberg viel Aufmerksamkeit. Starken Einfluss hatte Fridolin von Säckingen als Gründungsabt. Heute weisen in mehreren Kirchen und Kapellen Kunstwerke auf die starke Frömmigkeit der Bergbewohner und Pilger hin. Auch das einstige Kloster Himmelspforte bei Wyhlen bestand mehrere hundert Jahre. Über den Dinkelberg zog sich, ganz nach den Herrschaftszugehörigkeiten, eine Religionsgrenze. Jene Teile, die von Osten her von den Habsburgern beherrscht wurden, blieben katholisch. Die von Nordwesten vom Markgräflerland beherrschten Gegenden wechselten zum Protestantismus. Ausführlich erklärte Moehring die Sonderrolle von Inzlingen: Eigentlich zum Markgräflerland gehörend, blieb es wegen seiner engen Bindung an die Basler Fürstbischöfe katholisch. Die Geschichte der Religion blieb durch zahlreiche christliche Kunstwerke aus dem Mittelalter bis heute erhalten, so etwa bei der Mondsichelmadonna von Karsau.
Die ältesten Besiedlungsnachweise, so der Referent, stammen aus der Jungsteinzeit, zahlreiche Hügelgräber wurden gefunden. In jener Zeit entstanden mehrere Fluchtburgen, unter anderem auf dem Grenzacher Hornfelsen. Geologisch betrachtet ist der Dinkelberg ohnehin ein Wunderwerk der Natur und unterscheidet sich grundlegend von den umliegenden Gebirgen: Der Großteil besteht aus Muschelkalk, an anderen Stellen wie in Degerfelden hat sich Sandstein abgelagert. Die beiden Hauptgesteinsarten sind an vielen Bauwerken auf dem Dinkelberg verbaut: In Lörrach, Schopfheim und Rheinfelden stehen etliche Häuser aus Muschelkalk oder Sandstein. Zum Beispiel wurden das Alte Wasserkraftwerk Rheinfelden oder der Wasserturm Hohe Flum aus Kalkstein gebaut.
Die Auswaschungen des Kalksteins bilden vielfältige Dolinen, die beiden großen Höhlen bei Hasel und bei Riedmatt sind so entstanden. Eine weitere Besonderheit ist der nur zeitweise vorhandene Eichener See, der auftaucht und verschwindet, und die dortigen Urzeitkrebse.
Insgesamt bestätigte Moehring, dass der Dinkelberg in jeder Hinsicht eine enorme Vielfalt aufweist. Gleichzeitig ist diese aber vielen Be- und Anwohnern kaum bekannt. Geologisch nimmt er sogar eine Sonderstellung ein, denn in der Zeit der Oberrheinischen Grabenbildung blieb dieses Gebirge gewissermaßen stehen: Bei der Gebirgsbildung ist der Dinkelberg nicht angehoben worden.
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