Die gefährliche "schöne" Facebook-Welt
Jugendliche am Goethe-Gymnasium lassen sich vom Landesmedienzentrum zu Mentoren ausbilden.
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Klar, vieles wussten Gregory, 9. Klasse, und Maja, 8. Klasse, schon: Gregory ist seit seinem 13. Geburtstag beim sozialen Netzwerk Facebook, Maja seit einem Jahr. Maja war immer vorsichtig und hat ihre Daten nur für Freunde freigeschaltet. "Viel mehr kann man nicht tun", sagt sie – das bestätigt Gregory: "Geschützt ist man bei Facebook nie." Trotzdem hat er jetzt auch alles nur noch für seine Freunde reserviert – bisher war manches öffentlich zugänglich. Und: "Auf keinen Fall sollte man Fotos posten", sagen Gregory und Maja. Was sonst passieren kann, haben die Kursleiterinnen Anna Beyer und Eva Weiler erzählt: Aus dem privaten Foto einer Familie am Frühstückstisch wurde eine Margarinewerbung – verdient haben daran nur die Margarinefirma und Facebook. Die Familie erfuhr nur zufällig über ausländische Freunde, wofür ihr Foto missbraucht wurde.
Warum kann Facebook weltweit Fotos nutzen, die nur Freunden privat zugänglich gemacht wurden? Wer die "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" (AGB) unterschreibt, was Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist, stimme dem zu, erklärt Eva Weiler. Die wenigsten aber lesen seitenlange AGB durch. Eva Weiler präsentiert viele erschreckende Fakten über Facebook: Mit den dort gespeicherten Infos könnten Psychologen zum Beispiel mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit einschätzen, ob die Eltern eines Jugendlichen geschieden sind oder nicht. Jedes Jahr werden im Durchschnitt über jedes Mitglied 1800 Din A4-Seiten Infos gesammelt. "Dürfen die das?" fragt Eva Weiler die Jugendlichen, die sich alle interessiert beteiligen – alle sind freiwillig dabei. Ja, sagt jemand: Der Hauptsitz von Facebook ist in den USA, dort gibt’s keinen Datenschutz. Das ist bei der Suchmaschine Google anders, weil sie eine Niederlassung in Deutschland hat. Darum stieß "Goggle street view" auf Hürden, als die Bewohner gefilmter Häuser sich wehrten.
Was sollten die Sechstklässler unbedingt wissen, wenn sie bald von Maja, Gregory und den anderen gecoacht werden? "Macht ihnen auf jeden Fall klar, dass in der guten, schönen Facebook-Welt viele lügen", sagt Eva Weiler. Eine Studie habe gezeigt, dass Jugendliche depressiv würden, wenn sie sich auf Facebook mit anderen vergleichen: Alle anderen scheinen unglaublich viele Freunde zu haben und immer aktiv zu sein. "Das ist Selbstdarstellung, alle wollen nur cool wirken und erzählen natürlich nichts von dem, was bei ihnen negativ ist."
Wäre ein – besseres? – Leben ohne Facebook noch denkbar? Maja kann sich das vorstellen: "Früher ging’s auch ohne. Wir sind alle abhängig geworden von Facebook", sagt sie kritisch. Gregory kann sich ein Leben ohne Internet und Facebook nicht mehr denken: "Wir wurden da einfach hineingeboren." Umso wichtiger sei es, die Jugendlichen gut zu informieren, betont Wolfgang Michalke-Leicht, Religionslehrer am Goethe-Gymnasium.
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