Die Flucht wird zum Computerspiel
Der 21 Jahre alte Syrer Abdullah Karam hat Erfahrungen gemacht, die er niemandem wünscht. Für sich behalten will er die Erlebnisse seiner Flucht nach Europa aber nicht. Sie flossen in ein Computerspiel namens „Path Out“.
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WIEN/KARLSRUHE (dpa). Der 21 Jahre alte Syrer Abdullah Karam hat Erfahrungen gemacht, die er niemandem wünscht. Für sich behalten will er die Erlebnisse seiner Flucht nach Europa aber nicht. Sie flossen in ein Computerspiel namens "Path Out".
"Ich habe Abdullah in Salzburg bei einer Theaterveranstaltung kennengelernt", erinnert sich Hobmeier an das erste Treffen. Über ein Projekt, in dessen Rahmen Österreicher Geflüchtete bei sich aufnahmen, war Karam bei einem Bekannten des Karlsruher Entwicklers in Wien untergekommen. "Er war gerade ein paar Wochen hier, total begeistert von der Situation in Wien – und hatte seine Grafiken im Gepäck." Die Idee, ein Computerspiel aus Karams Flucht zu machen, sei deshalb schnell gereift. Probleme machte zunächst Karams Flüchtlingsstatus. "Wir konnten ihn anfangs nicht bezahlen, das war legal nicht möglich", sagt Hobmeier. Heute, drei Jahre nach seiner Flucht, wird Karam in der Computerspielefirma Causa Creations ganz offiziell zum Illustrator ausgebildet.
Aus der Vogelperspektive lässt sich Karam im Spiel "Path Out" (Fluchtweg) durch das vom Krieg gezeichnete Syrien steuern. Die Gefahr ist allgegenwärtig: Der Boden ist vermint, es gibt Nachbarn, die Berichte an die Regierung schreiben. Trotz des ernsten Hintergrunds erinnert das Spiel an Fantasierollenspiele wie "Zelda", in dem der Held "Link" auf die Reise durch eine Fantasiewelt geht. Der Krieg in "Path Out" ist verfremdet. Das liegt nicht nur an der Retro-Grafik mit 16-Bit-Optik, wie sie Spielen der 90er Jahre zu eigen wahr: Der Krieg zeigt sich im Kleinen, nicht an martialischen Schlachtenbildern. "Ich habe diesen Baum mein ganzes Leben gekannt. Jetzt ist er tot", sagt Karam im Spiel, als er an einem verbrannten Baum vorbeikommt.
Dass es sich um eine wahre Geschichte handelt, wird immer dann klar, wenn der echte Karam in kurzen Erklärvideos am Bildschirmrand auftaucht. "Durch das Video bricht die Realität ins Spiel ein", sagt Hobmeier. Manchmal erkläre Karam, wo sich das Game von der Realität unterscheide. Karams Flucht beginnt, als sein Bruder bei einer Demonstration gegen Präsident Baschar al-Assad in einen Schusswechsel gerät. Die Familie drängt ihn zur Flucht. "Die Situation von Flüchtlingen zu verstehen, ist der Hauptzweck", sagt Karam. Darf man Szene-Größen wie dem Hamburger Spieleentwickler Poki glauben, kann Karams Plan aufgehen. Der 39-Jährige sieht Computerspiele als Weiterentwicklung von Literatur, weil Spieler – anders als Leser – den Ausgang der Geschichten beeinflussen können. Und weil die Geschichten so ein Stück weit zu eigenen Erlebnissen werden, können sie Wissen, Verständnis und Empathie schaffen.
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