"Die Eltern sollen sich auf ein Mädchen freuen"
Werner Cordes aus Hagen hat zusammen mit einer indischen Ärztin ein Projekt ins Leben gerufen, das Mädchen in Indien hilft: "A Chance for Girls". Zischup-Reporterin Hiltrud Cordes – seine Enkelin – hat ihn darüber befragt.
Hiltrud Cordes, Klasse 9d, Kepler-Gymnasium & Freiburg
Mi, 23. Dez 2015, 15:09 Uhr
Schülertexte
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Werner Cordes aus Hagen hat zusammen mit einer indischen Ärztin ein Projekt ins Leben gerufen, das Mädchen in Indien hilft: "A Chance for Girls". Zischup-Reporterin Hiltrud Cordes – seine Enkelin – hat ihn darüber befragt.
Cordes: "A Chance for Girls" ist ein Projekt, das in indischen Dörfern Mädchen fördert. Viele Eltern wünschen sich dort vor allem Söhne, weil diese für sie im Alter sorgen können. Töchter hingegen werden sehr jung verheiratet und scheiden dann als nutzbringende Arbeitskraft aus. Außerdem ist es eine alte Sitte, dass man dem Bräutigam der Tochter noch viel zahlen muss – eine Mitgift.
Zischup: Inwiefern fördern Sie die Mädchen?
Cordes: In dem Projekt "A Chance for Girls" werden Dorfhelferinnen ausgebildet. Unter anderem besuchen sie die jungen Mütter, die ein Mädchen geboren haben, gratulieren ihnen und bringen ihnen ein Geschenk. Die Geburt eines Mädchens soll für die Mütter kein Unglück, sondern ein Grund zur Freude sein. In vielen armen Familien bekommen Mädchen eine schlechtere Ernährung als ihre Brüder und auch eine schlechtere gesundheitliche Versorgung. Hier kümmern sich die Dorfhelferinnen, prüfen die Gewichtszunahme des Mädchens und ihren Gesundheitszustand. Später sorgen die Dorfhelferinnen dann dafür, dass die Mädchen auch wirklich zur Schule gehen und nicht nur im Haus und auf dem Feld arbeiten müssen. In Indien ist es vielfach üblich, dass Mädchen sehr früh von ihren Eltern verheiratet werden, manchmal schon mit 14 Jahren. Im Rahmen des Projekts wird versucht, auf die Eltern einzuwirken, sodass sie auch den Mädchen eine längere Ausbildungszeit ermöglichen.
Zischup: Wie reagieren die von Ihnen unterstützten Mädchen auf diese Hilfe?
Cordes: Mit Hilfe der Dorfhelferinnen bilden die jungen Mädchen Gruppen, in denen sie die Möglichkeit bekommen, selbst über ihre Lage zu sprechen, sich gegenseitig zu stärken und ihre Situation zu verbessern, um zum Beispiel nicht zu einer Frühehe gezwungen zu werden.
Zischup: Wie kamen Sie auf die Idee, ein solches Projekt zu starten?
Cordes: Wir haben Freunde in Indien, die sich bemühen, die ökologische Situation in einer armen Region in Maharashtra zu verbessern. Von ihnen erfuhren wir, dass in vielen Dörfern das Zahlenverhältnis von Jungen zu Mädchen 100 zu 80 ist. Das liegt daran, dass viele schwangere Frauen abtreiben, wenn sie durch einen Test feststellen, dass das ungeborene Kind ein Mädchen ist. Auch bei den weiblichen Kleinkindern ist die Sterblichkeit wegen der Vernachlässigung höher. Um das zu verbessern, wollten wir unsere indischen Freunde unterstützen.
Zischup: Ist Ihr Projekt bisher erfolgreich verlaufen?
Cordes: Das Projekt läuft erst seit zwei Jahren, sodass Erfolge noch nicht eindeutig nachweisbar sind. Wir haben aber von unseren indischen Partnern gehört, dass sich die Situation der Frauen schon in vielen Dörfern verbessert hat.
Zischup: Was könnte die Regierung Indiens Ihrer Meinung nach besser machen?
Cordes: Das wissen wir nicht genau. Wir glauben aber, dass es im Grunde ein Problem des Bewusstseins der indischen Gesellschaft ist, das durch Handeln der Regierung schlecht zu beeinflussen ist. Dieses Bewusstsein speist sich aus uralten Vorstellungen von der Höherwertigkeit des Mannes.
Zischup: Ist das Projekt so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Cordes: Die Berichte, die wir zweimal im Jahr bekommen, sprechen dafür, dass sich unsere Vorstellungen erfüllen werden.
Zischup: Wo kommt das Geld her, beziehungsweise wie finanzieren Sie das Projekt?
Cordes: Zunächst aus den Erträgnissen des Vermögens einer privaten Familienstiftung. Hinzu kommen Spenden von vielen anderen Menschen.
Zischup: Betreiben Sie auch Öffentlichkeitsarbeit?
Werner Cordes: Wir haben eine Website und versuchen, dadurch Spenden für das Projekt einzutreiben.
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