"Die Aleviten sind ein relativ liberaler Teil des Islams"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Ergün Bulut über die Ursprünge, Rituale und Feiertage seiner Religion, des Alevitismus .  

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Ergün Bulut  | Foto: privat
Ergün Bulut Foto: privat

Mein Vater, Ergün Bulut, und seine Familie gehören zu einer Religion, die bestimmt nicht viele Menschen kennen: dem Alevitismus. Deshalb habe ich, Simal Keim aus der Klasse 8a des Deutsch-Französischen Gymnasiums in Freiburg, meinem Vater, ein paar Fragen zum Alevitismus gestellt.

Zischup: Papa, wer sind Aleviten eigentlich und wie sind sie entstanden?
Bulut: Die Aleviten sind eine relativ liberale muslimische Gemeinschaft, die ihr eigenes Gebetshaus, das "Cem Evi", hat. Man sagt, der Name Alevit leitet sich von Ali, dem vierten Propheten ab. Nach dem Tod von Mohammed hat man darüber gestritten, wer der Nachfolger von ihm sein soll. In Ali sahen viele den rechtmäßigen Nachfolger von Mohammed, seinem Schwiegervater. Dadurch entstand eine Abspaltung zwischen Sunniten und Schiiten, aus denen der Alevitismus entstanden ist.
Zischup: Gibt es also Unterschiede zwischen Muslimen und Aleviten?
Bulut: Muslim ist ein Überbegriff, auch Aleviten sind Muslime. Sie haben allerdings eine andere Konfession und andere Gebetsrituale. Die Aleviten sind ein relativ liberaler Teil des Islams, zum Beispiel werden Frauen und Männer gleichgesetzt.
Zischup: Du sagtest, dass Aleviten ihre eigenen Gebetsrituale haben, feiern sie auch bestimmte Feier- und Gedenktage?
Bulut: Ja. Aleviten fasten zum Beispiel zwölf Tage als Gedenken an das Martyrium von Kerbela. Außerdem feiert man Asume, das Opferfest, das Frühlingsfest Hıdırellez und den Geburtstag des heiligen Ali am 21. März, was gleichzeitig auch der erste Frühlingstag ist. Auf Persisch und Kurdisch wird dieser Tag auch Newroz, der neue Tag, genannt. Dies sind die wichtigsten Feier- und Gedenktage der Aleviten.
Zischup: Gibt es oder gab es, ähnlich wie zum Beispiel bei den Uiguren in China, eine Unterdrückung der Aleviten?
Bulut: Bedauerlicherweise schon, die letzten 600 Jahre wurden Aleviten verfolgt, da sie nicht zur Staatsreligion der Osmanen, dem Sunnismus, gehörten. Der osmanische Staat sah in den Aleviten die Gefahr, dass ihre Macht untergraben wird.
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