"Dialog der Taubstummen"
BZ-INTERVIEW: Dietmar Neutatz, Historiker, über eine linke Reformbewegung, die vor 50 Jahren in Prag von Panzern gestoppt wurde /.
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ebannt schaut die Welt 1968 nach Prag. In atemraubendem Tempo scheint die sozialistische Tschechoslowakei sich vom übermächtigen Bruder Sowjetunion zu emanzipieren – bis dieser am 21. August seine Panzer schickt. Über den kurzen "Prager Frühling" sprachen wir mit dem Freiburger Historiker Dietmar Neutatz.
GBZ: Herr Professor Neutatz, Massenproteste hinterm Eisernen Vorhang waren so selten, dass man fast alle aufzählen kann: Berlin 1953, Ungarn 1956, Prag 1968, Danzig 1981, das Finale 1989 – sehen Sie Parallelen?
Neutatz: All den Ereignissen ist gemeinsam, dass Menschen gegen die Verhältnisse aufbegehren und nach mehr Freiheit, Beteiligung und einem besseren Leben rufen. Prag zeichnet aber aus: Es war die Führung der Partei selbst, die einen Reformprozess in Gang setzt – der dann ungeahnte Dynamik entfaltet. Diese ist vergleichbar mit der gesellschaftlichen Eruption, die 1989 frei wird.
BZ: Eine Revolution von oben?
Neutatz: Einsicht eines Teils der Führung, dass Reformen nötig sind, und Enttäuschung darüber, wie sich der Kommunismus entwickelt hat.
BZ: ...konkret der Stalinismus.
Neutatz: Anders als in der Sowjetunion, wo 1956 eine Auseinandersetzung mit dem ...