Deutsches Geld für die Umweltzerstörung in Ecuador
JUZ-INTERVIEW mit Reinhart Behrend von der Initiative "Rettet den Regenwald" über den geplanten Bau einer Erdölpipeline.
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Die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren im ecuadorianischen Regenwald am Amazonas ist aktuell von schlecht organisierter Erdölförderung bedroht. Umweltgruppen aus aller Welt schauen entsetzt auf die geplante Verlegung von Pipelines durch einzigartige Naturschutzgebiete. In der Erdbeben-anfälligen Andengegend sind Leitungsbrüche und damit Ölkatastrophen beinahe vorprogrammiert. Katharina Mensch sprach für die JuZ mit Reinhart Behrend von der deutschen Umweltgruppe "Rettet den Regenwald".
Reinhard Behrend: Da ist die einheimische Bevölkerung, die in der Vergangenheit oft erlebt hat, dass nach Erdrutschen die alte Pipeline defekt war - mit den entsprechenden Umweltvergiftungen. Die neue Pipeline geht durch große Städte wie Quito. Wenn es Verseuchungen nach Erdbeben gäbe, wäre dort das Trinkwasser gefährdet. Und da ist auf der anderen Seite die Regierung mit ihren wirtschaftlichen Problemen und will die Schulden an die ausländischen Banken und den Weltwährungsfonds bezahlen und braucht also Exporteinnahmen.
JuZ: Mit welchen Risiken für Natur und Ureinwohnern ist die Leitung verbunden?
Behrend: Es ist eben nicht nur die Leitung, sondern beim Bau entstehen auch große Straßen durch den Urwald, die den Wald schädigen. Besonders die Ureinwohner sind durch die Ausweitung der Erdölförderung sehr stark bedroht, denn in ihrem Lebensraum, den völlig unerschlossenen Wäldern, soll jetzt auch nach Erdöl gebohrt werden und hier wird befürchtet, dass sie mit Krankheiten infiziert werden und dass man ihnen die Heimat praktisch wegnimmt.
JuZ: Welche Interessen und Gesetze werden da verletzt?
Behrend: Die Umweltgruppen meinen, dass man in den zwei Monaten Vorlaufzeit die Bevölkerung nicht ausreichend befragt hat, dass man alternative Routen für die Pipeline und die Auswirkungen auf die Indianer und den Wald nicht ordentlich geprüft hat. Ebenso wie bei uns gibt es zwar Gesetze, aber die Regierung und die Gerichte werden natürlich auch unter Druck gesetzt . . .
JuZ: Gibt es Umweltgutachten?
Behrend: Es gibt nur ein Umweltgutachten, das von der Ölfirma in Auftrag gegeben wurde - und da meinen die Umweltgruppen, dass das nichts wert ist, denn es entspricht natürlich ganz den Wünschen dieser Firma.
JuZ: Gibt es denn Alternativen?
Behrend: Ja. Die dortige Bevölkerung könnte Naturtourismus und Landwirtschaft besser entwickeln. Das wäre eine bessere und nachhaltigere Lebensgrundlage als die Ölpipeline. Die schafft nur wenig Arbeitsplätze und das auch nur für 20 Jahre, denn dann ist das ganze Öl weg und der Regenwald unwiderruflich zerstört. Für die Pipeline gäbe es auch eine alternative Südroute, die nicht durch alle diese wichtigen Naturschutzgebiete gehen würde. Dass die Nordroute gewählt wurde, könnte an Bestechung liegen.
JuZ: Was geht uns das eigentlich hier in Deutschland an, haben wir nicht genügend eigene Umweltprobleme?
Behrend: Wir Deutschen finanzieren das Projekt in Ecuador mit - über die Westdeutsche Landesbank, die den Sparkassen und dem Land Nordrhein-Westfalen gehört. Das heißt, unsere Politiker, Steuergelder und Sparguthaben sind daran beteiligt. Und mit unserem großen Energieverbrauch tragen wir zu jeder Umweltzerstörung bei.
JuZ: Wie können wir helfen?
Behrend: Von unserer Internetseite http://www.regenwald.org aus kann man einfach eine Protest E-mail an die deutsche Landesbank und an die Politiker schicken. Man kann die Umweltgruppen vor Ort mit Spenden untestützen. Und man kann natürlich jederzeit auch versuchen, weniger Öl zu verbrauchen.
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