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Mode

Der unermüdliche Mode-Revolutionär Giorgio Armani wird 85

Am heutigen Donnerstag wird der italienische Designer Giorgio Armani 85 Jahre alt. Immer noch hat er sein Unternehmen fest im Griff.  

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Giorgio Armani  | Foto: Daniel Dal Zennaro (dpa)
Giorgio Armani Foto: Daniel Dal Zennaro (dpa)

Erst erfand er die Männermode neu und anschließend die der Frauen. Giorgio Armani gehört zu den Allergrößten seiner Zunft, er ist eine Ikone der Modewelt. Und er entwirft unermüdlich weiter – völlig egal, wie alt er ist.

Es waren hektische Wochen für Giorgio Armani: Ende Mai die Präsentation seiner Resort-Kollektion in Tokio, Mitte Juni zwei Shows mit der neuen Männermode in Mailand, vor ein paar Tagen das Defilee seiner Couture-Linie Privé in Paris. Noch wahnwitziger erscheint das, schaut man auf sein Alter: Am heutigen Donnerstag feiert Armani seinen 85. Geburtstag.

Nötig hätte er den Stress schon lange nicht mehr. Sein Imperium steht solide da. Mit der Gründung einer Stiftung wurde dessen Zukunft gesichert. Und ein Platz unter den größten Designern der Modegeschichte ist ihm längst sicher. Warum nicht einfach das Leben genießen? "Mein Leben ist die Arbeit. In sie habe ich meine gesamte Energie gesteckt", machte er unlängst in einem Interview mit dem italienischen Magazin Panorama deutlich, warum Ruhestand für ihn keine Option ist.

Giorgio Armani wurde am 11. Juli 1934 in Piacenza bei Mailand geboren. Er war das mittlere von drei Kindern eines Buchhalters und einer Hausfrau. Obwohl nicht reich, kleidete sich seine Mutter stets schlicht und elegant. Immer wieder betonte Armani später, wie wichtig sie für die Ausprägung seines Stilempfindens war. Doch zunächst begann er ein Medizinstudium, brach es aber bald wieder ab. Die Familie lebte inzwischen in Mailand. Eher zufällig fand er eine Anstellung im Kaufhaus "La Rinascente" – als Schaufensterdekorateur, später als Einkäufer.

Und dort wurde bald ein renommierter Designer auf ihn aufmerksam: Nino Cerruti. Er engagierte Giorgio Armani für seine Männerlinie. Ohne jegliche Vorbildung auf dem Gebiet entwarf er nun Mode. 1975 gründete er sein eigenes Label, gemeinsam mit seinem Partner Sergio Galeotti, der jedoch zehn Jahre später starb.

Aus der Marke wurde mit der Zeit ein Lifestyle-Imperium. Die Umsätze lagen zuletzt bei rund 2,3 Milliarden Euro. Mit seinen diversen Linien kleidet der Designer ganz unterschiedliche Bevölkerungsschichten ein – von den sündhaft teuren Modellen seiner Privé bis hinunter zu Armani Exchange, wo es Kleider schon für 150 Euro gibt. Dazu kommen Accessoires, Düfte und Kosmetik, Möbel, zwei Hotels – selbst Pralinen vertreibt er unter seinem Namen. Und: Das Unternehmen gehört ihm allein. Immer wieder versuchten die großen Luxuskonzerne vergeblich, ihm wenigstens ein paar Anteile abzukaufen.

Das alles geht auf eine so simple wie geniale Idee zurück. Armani nahm dem Anzug den Charakter einer Rüstung und schuf eine weiche, die Schulter umspielende Silhouette ohne steife Einlagen. Die Farbpalette reduzierte er auf unauffälliges Grau, Beige und Dunkelblau. Damit revolutionierte er zuerst die Männermode, dann die der Frauen.

Ein Schlüsselmoment seiner Karriere war die Ausstattung von Richard Gere in dem Film "American Gigolo" (1980). Dieser machte seinen Stil weltweit bekannt und steht exemplarisch für eine enge Liaison mit den Hollywood-Stars.

Exzesse sind ihm nach wie vor ein Gräuel. Wann immer es auf den Laufstegen laut und schrill zugeht, erhebt er mahnend die Stimme. Legendär sind seine "Duelle" mit Gianni Versace, der mit einem neobarocken, flamboyanten Stil in den 1980er- und 1990er-Jahren seinen Gegenpol bildete. "Armani entwirft für die Ehefrau, Versace für die Geliebte", so hieß es damals in Mailand.

Gleichwohl ist Armanis Mode längst nicht mehr nur schlicht. Kräftige Farben und fantasievolle Stickereien tauchen auch bei ihm auf. Er sei ein Gefangener seins Stils, hat er oft beklagt. Er habe nicht die Freiheit, all seine Ideen umzusetzen. Zu ausgeprägt sei die Vorstellung, was Armani ist und was nicht.

Aber kann Arbeit allein wirklich ein Leben ausfüllen? "Es gibt etwas, was ich bereue", gestand er einmal dem Magazin How to spend it. "Nicht mehr Zeit mit den Menschen verbracht zu haben, die ich liebe. Und dass ich so viele schöne Orte auf der Welt nie sehen konnte." Bei diesen Sätzen lag – deutlich zu vernehmen – ein Zittern in seiner Stimme.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 11. Juli 2019: PDF-Version herunterladen

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