Der treffsichere Deutsche
Nach dem furiosen 5:1 über Primus Gerwyn Price steht der deutsche Darts-Spieler Gabriel Clemens im Rampenlicht. Nie zuvor ist ein Deutscher bei einer Darts-WM so weit gekommen wie der Saarländer.
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Dabei hatte Price ganz tief in die Kiste für Psychotricks gegriffen. Beim Stand von 1:3 kam der frühere Rugby-Profi plötzlich mit großen Kopfhörern auf die Bühne und spielte damit – so eine Szene ist selbst beim Kuriositäten-Kabinett Darts in höchstem Maße unüblich. Price hatte mit der Aktion offensichtlich versucht, seinen Gegner aus der Fassung zu bringen und so das Match zu drehen. "Ich hätte gedacht, dass er sie wieder auszieht. Das hat er nicht gemacht. Mein Ziel war nur, den Satz zu gewinnen", sagte Clemens bei DAZN. Der "German Giant" dominierte weiter und stand wenige Minuten später als Sieger fest. Price verpasste nicht nur WM-Titel Nummer zwei, sondern verliert auch seinen Status als Ranglistenerster. Clemens gratulierte er noch fair, dann zog er bedient von der Bühne.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Price denkwürdig von der WM verabschiedet. Bereits im Vorjahr ließ er auf das 4:5 gegen Michael Smith einen kryptischen Post mit dem Wort "Cheats" (übersetzt: Falschspieler, Betrüger) folgen. Price war mit einem Fan, der in seine Würfe hineinrief, unzufrieden. Auch diesmal polarisierte Price, mit seinen riesigen Kopfhörern auf den Ohren heizte er das ihm nicht besonders zugeneigte Publikum weiter an. Vor ein paar Jahren geriet er mit dem Schotten Peter Wright aneinander, als er während des Spiels nur kurz wartete und mit seinem Versuch knapp an Wrights Kopf vorbei warf.
Gabriel Clemens, Spitzname "German Giant", wurde hingegen bei der WM 2021 der erste deutsche Achtelfinalist – bei der WM nun ist er der erste Viertel- und Halbfinalist. Die Partie gegen Michael "Bully Boy" Smith (England), der im Vorjahr das WM-Finale gegen den Schotten Peter Wright verlor, war am Montagabend wieder zur deutschen Primetime angesetzt und wurde vor dem zweiten Halbfinale zwischen Michael van Gerwen (Niederlande) und Dimitri van den Bergh (Belgien) ausgetragen. Van Gerwen hatte sein Viertelfinale gegen den Engländer Chris Dobey mit 5:0 gewonnen.
Im bislang größten Spiel seiner Karriere hatte Clemens eine herausragende Leistung ausgepackt und den Favoriten über weite Strecken düpiert. 99,94 Punkte spielte Deutschlands Nummer eins im Durchschnitt, fast doppelt so viele Würfe aufs Doppel erspielte er sich, mehr als doppelt so viele verwandelte er. "Ich habe mir das schon zugetraut. Aber ich habe gewusst, dass es schwierig wird. Ich musste mein Toplevel spielen", sagte Clemens. Ausgerechnet nach einem eher schwachen Jahr 2022 war nun die absolute Krönung beim mit 2,5 Millionen Pfund (2,8 Millionen Euro) dotierten Turnier in London möglich.
Price hingegen äußerte sich nach seiner Niederlage via Instagram eher kryptisch über die Zukunft. Er wisse nicht, ob er überhaupt in den Alexandra Palace zurückkehre. Das ist bei Clemens anders: Er absolvierte auf der größten Darts-Bühne der Welt am Montagabend ein WM-Halbfinale.
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