Der stiefelnde Kater
Auf der Suche nach seinen Menschen ist Kater Moritz tagelang kilometerweit gewandert - und hat sie gefunden.
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Aber das eigentlich Besondere an Moritz ist, wie er an einem Mittwoch im Mai loszog, um seine Menschenfamilie zu suchen. Und das kam so: Alle Schmidts waren an diesem Mittwoch zufällig nicht zu Hause, in ihrem neuen Haus in Sulzburg. Moritz war vielleicht noch ein bisschen durcheinander von dem Umzug vor zwei Wochen und fühlte sich einsam. Also muss er wohl beschlossen haben, im früheren Wohnort nachzugucken, ob seine Menschen dort sind. Er hatte einen weiten Weg vor sich, denn früher lebten die Schmidts in Auggen - das sind 15 Kilometer!
Trotzdem trottete Moritz los. Und lief und lief und lief. Er hat vier Tage gebraucht, um in Auggen anzukommen! Die Ballen an seinen Pfoten waren dick und geschwollen. Und die Schmidts? Die waren natürlich sehr besorgt, allen voran Barbara. "Ich hab den Moritz super lieb und bin sofort mit meiner Freundin los, um ihn überall zu suchen. Als wir ihn nirgends gefunden haben, wollte ich unbedingt Plakate machen. Da habe ich Fotos vom Moritz gesucht. Die hat ein Freund eingescannt und wir haben sie dann überall verteilt und aufgehängt", erzählt sie. Nach ein paar Tagen bangen Wartens kam plötzlich der Anruf der ehemaligen Nachbarn in Auggen: Moritz ist hier! Was für eine Freude! Der tapfere Kater Moritz wurde sofort abgeholt, von seinen 14 Zecken befreit und tüchtig verwöhnt. Alle sind froh, wieder zusammen zu sein. Sogar Philipp freute sich sehr, als der treue Kater wieder auftauchte, auch wenn er behauptet: "Mich mag der Moritz irgendwie nicht. Aber ich hänge auch nicht ganz so an ihm wie die Barbara." Philipp hat sich verschiedene Möglichkeiten überlegt, wie Moritz nach Auggen gefunden hat und warum er dorthin zurückgelaufen ist.
Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich auch Herr Birmelin, ein Freiburger Verhaltensbiologe und Lehrer am Wentzinger Gymnasium. Er sagt, Katzen seien noch nicht so gut erforscht wie zum Beispiel Hunde, und deswegen könne man auch nicht genau sagen, wie sie sich orientieren. Es könne sein, dass sie sich Gerüche oder Geräusche merken, denn der Geruchssinn und das Gehör sind bei Katzen sehr gut entwickelt. Vielleicht spielen aber auch Magnetfelder eine Rolle, so genau könne man das eben nicht sagen.
Warum Hauskatzen so gerne an einem Ort bleiben, hängt mit ihren wilden Vorfahren zusammen: Wilde Katzen sind sehr reviertreu, so Herr Birmelin, und das ganz besonders, wenn sie in diesem Revier erfolgreich gejagt haben. Und das war bei Moritz offensichtlich der Fall. Aber ob er einfach nur verschwunden ist, um seine alten Jagdgebiete wieder zu besuchen? Er ist eigentlich ziemlich anhänglich, weil er von den Schmidts mit der Flasche aufgezogen wurde.
Seine Mutter starb leider, als Moritz und seine drei Katzen-Geschwister noch ganz klein waren. Philipp sagt dazu: "Es kann ja sein, dass es beides ist: Zum einen, dass er früher so ein gutes Revier hatte, und zum zweiten, dass an dem Tag niemand von uns da war." Das leuchtet doch ein, oder? Herr Birmelin hat übrigens herausgefunden, dass Katzen im Gegensatz zu Hunden zählen können, wenn man es ihnen beibringt. Ich bin mir sicher, Moritz wäre sehr talentiert. Immerhin ist er ein ganz besonderer Kater.
Nike Herrberg
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