Ruhrgebiet
Der Promi-Friseur im Discounter in Dortmund
Weil sein Friseursalon im Vorraum eines Netto-Supermarkts untergebracht ist, musste Taner Dogan aus Dortmund viel Häme einstecken. Dann kamen Fußball-Stars der Borussia – und der Laden lief.
Yuriko Wahl-Immel (dpa)
Mo, 13. Mär 2023, 21:11 Uhr
Panorama
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"Als wir den Laden eröffnet haben, sind wir belächelt, sogar beleidigt worden", erzählt der 43-Jährige. Aber dann spazierte ein bekannter Borussia-Nachwuchsfußballer durch seine Tür. Und es wurden immer mehr Prominente des Bundesligisten. Das Trainingsgelände ist um die Ecke. Seitdem läuft es rund für den türkischstämmigen Friseur.
Öffnen sich die Glastüren zum Discounter, liegt links im Vorraum die Friseurstube "Mr. und Mrs. Barber". Dogan führt den Laden seit 2019 mit seiner Frau Derya Dogan. "Früher war hier eine Bäckerei drin", erzählt er. "Als wir beim Umbau waren, haben viele angeklopft, wollten wissen, was wir planen, und haben uns ausgelacht: Ein Friseurladen, das würde ja nie funktionieren", erinnert sich Dogan. "Die Leute wollten von ihren Nachbarn nicht gesehen werden, das war ihnen unangenehm – man geht doch nicht zum Friseur im Discounter."
Inzwischen aber ist Dogan zum Kultfriseur avanciert. Bei dem 43-Jährigen hängen heute an den Wänden hinter Glas handsignierte Trikots – etwa von BVB-Mittelfeldstar Gio Reyna, dem Dogan die Haare schneidet. Und von Erling Haaland, Sebastian Rode oder Christian Pulisic, die heute für andere Topteams spielen.
Der erste Top-Fußballer, der auf seinem Stuhl Platz nahm, war der Däne Jacob Bruun Larsen, mit damals 16 Jahren noch in der A-Jugend des BVB. "Dann hat er mal Pulisic mitgebracht, dann Emre Mor – und so ging es immer weiter." Plötzlich drückten sich die Leute schon mal die Nase an den Fenstern platt. "Da kam der gesamte Trainerstab im Anzug – Torwarttrainer, Co-Trainer, Fitnesstrainer, der BVB-Chefarzt", berichtet der Stammkunde Maik Müller, ein Polizeibeamter.
Auch Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordnete, Verbandschefs, Manager und Direktoren lassen sich von Dogan nun den Schopf in Form bringen oder Haare aus Ohren und Nase entfernen. "Ich behandele natürlich alle gleich," sagt er. Kein Tamtam. Kein Promi-Bonus. Die selben Preise. Auch in München gebe es einen Friseursalon bei Netto, sagt Dogan. Er ist in Dortmund geboren und sei als Top-Amateurspieler selbst knapp an einer Profikarriere vorbeigeschrammt, erzählt er.
Im Moment treiben Dogan die Opfer des Erdbebens vom 6. Februar in der Türkei um. Für sie hat er mit seiner Frau eine Spendenaktion ins Leben gerufen, bei der die Gewinner unter anderem ein vom gesamten Borussia-Kader signiertes Trikot und einen Fußball mit allen Autogrammen erhalten. Und Dogan plant noch andere Initiativen. Ganz besonders liegen ihm die Kinder in der Katastrophenregion am Herzen. "Ich habe selbst drei kleine Kinder. Das Allerwichtigste ist die Hilfe für die Kinder."
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