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Zeitung in der Schule

Der neue SC Freiburg-Präsident im Interview: "Ich hätte mir dieses Amt nie träumen lassen"

Eberhard Fugmann – vom Schulleiter des Rotteck-Gymnasiums zum Präsidenten des SC Freiburg. Was macht ein Präsident? Wie ist seine Meinung zum Frauenfußball? Und wie steht er zur WM und zur Fifa?  

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SC-Präsident Eberhard Fugmann mit Zischup-Reporterin Nelly Rosenberger  | Foto: Karolin Rosenberger
SC-Präsident Eberhard Fugmann mit Zischup-Reporterin Nelly Rosenberger Foto: Karolin Rosenberger
Zischup: Können Sie zu jedem Buchstaben Ihres Vornamens EBERHARD ein Adjektiv nennen, welches zu Ihrer Person passt?
Fugmann: Ehrlich, begeisterungsfähig, energiegeladen, romantisch, hartnäckig, ausdauernd, rücksichtsvoll, diplomatisch.

Zischup: Sie haben in Freiburg Anglistik und Germanistik und an der Universität von Massachusetts, USA, englische Literatur studiert. Anschließend waren Sie an verschiedenen Gymnasien tätig, dann als Fachreferent Englisch im Oberschulamt und zuletzt zwölf Jahre Schulleiter am Rotteck-Gymnasium. Wie kamen Sie nach so einer langen "Schulzeit" auf die Idee, für das Amt des Präsidenten beim SC Freiburg zu kandidieren?
Fugmann: Ich kam nicht auf diese Idee, hätte mir dieses Amt nie träumen lassen. Die Idee kam aus Kreisen des Vereins.

Zischup: Was für ein Gefühl war es, als Sie bei der ordentlichen Mitgliederversammlung am 13. Oktober 2021 in öffentlicher Abstimmung zum Präsidenten Ihres Lieblingsclubs gewählt wurden?
Fugmann: Das war ein sehr bewegender Abend für mich, da ich gleichzeitig Dankbarkeit empfunden habe für die Ehre, die mir da zuteilwurde, und ich überglücklich war, mich für meinen Lieblingsverein – und das in dieser Position – ehrenamtlich engagieren zu können.

Zischup: Was sind die Aufgaben eines Präsidenten des SC Freiburg? Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?
Fugmann: Ich habe keine geregelten Arbeitstage, sondern verbringe meine Arbeitszeit für den Sportclub anlass-, projekt- und themenbezogen. Zu meinen Gebieten gehören das ehrenamtliche Engagement des Vereins, Gespräche mit Mitgliedern und Fans und die Vertretung des Vereins bei zahlreichen Anlässen. Außerdem interessiere ich mich für die verschiedenen Abteilungen des Vereins, zum Beispiel den Mädchen- und Frauenfußball. Hier entwickelt sich unser Verein gerade stark weiter.
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Zischup: Sind Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden, oder haben Sie noch weitere Ziele und Verbesserungen im Auge, die Sie umsetzen möchten?
Fugmann: Ich bin jetzt seit einem Jahr in diesem Amt tätig und verstehe allmählich immer besser, wie ich meine Rolle im Sinne des Vereins, natürlich auch in meinem Sinne und nach meinen Vorstellungen, ausgestalten kann. Es gibt viel zu tun, gerade im Bereich der Kommunikation mit den Mitgliedern und unseren tollen Fans – ich freue mich darauf, gemeinsam den SC-Spirit immer wieder mit Leben zu füllen.

Zischup: Was oder wen vermissen Sie aus der Zeit als Schuldirektor?
Fugmann: Ich konnte (und musste) zwar nach meinem Abschied 2018 "loslassen", aber ich vermisse noch heute sehr viel: Die Schülerinnen und Schüler, für die ich besonders gerne da war, und meine ehemaligen tollen, weil sehr engagierten Kolleginnen und Kollegen – mit vielen stehe ich immer noch in Verbindung. Ich war total gerne hier und denke mit größter Dankbarkeit an diese zwölf Jahre Rotteck zurück.

Zischup: Seit 1992 sind Sie Mitglied beim SC Freiburg und auch Besitzer einer Dauerkarte. Sind Sie auch bei jedem Spiel dabei? Auch auswärts?
Fugmann: Zu den Auswärtsspielen fahre ich eher selten, bei den Heimspielen bin ich meistens dabei.

Zischup: Stehen Sie im Kontakt mit Trainer Christian Streich und den Spielern? Tauschen Sie sich nach den Spielen aus?
Fugmann: Nein, es gibt keinen direkten, routinemäßigen Kontakt mit dem Trainerstab oder der Mannschaft. Sie wissen aber, dass ich immer ganz nah dabei bin. Sehr eng mit Trainern und Spielern verbunden sind unser Sportvorstand Jochen Saier und unser Sportdirektor Klemens Hartenbach, beide sind beim Verein verantwortlich für den sportlichen Bereich, insbesondere für unsere Profis, die 1. Mannschaft.

Zischup:
Ich war zuletzt beim Spiel der SC-Frauen gegen Bayern München. Waren Sie auch da? Besuchen Sie die Spiele der SC-Frauen und haben Sie auch Kontakt mit der Fußballschule?
Fugmann: Ja, ich besuche die Bundesligaspiele der Frauenmannschaft, soweit ich das terminlich machen kann. Und ich bin beeindruckt von der Entwicklung der gesamten Abteilung Mädchen- und Frauenfußball, die eine immer wichtigere Rolle in unserem Verein spielt. Zur Freiburger Fußballschule habe ich auch sehr guten Kontakt: Viele Talente sind in den letzten Jahren aus unserem Nachwuchsleistungszentrum in den Profibereich aufgerückt. Die Freiburger Fußballschule gehört zum Kern unserer Vereinsphilosophie: Auf Bildung, nicht nur fußballerisch, und Ausbildung legen wir beim SC sehr großen Wert!

Zischup: Erfreulicherweise sind die SC-Spieler Christian Günter und Matthias Ginter im Kader der deutschen Nationalmannschaft, viele sind aber gegen den Austragungsort Katar. Ihr Vorgänger, Fritz Keller, äußerte sich gegenüber der BZ dahingehend, dass Katar eine "WM der Reichen" sei. Wie stehen Sie zu dieser WM?
Fugmann: Ich stehe dem WM-Standort Katar ablehnend gegenüber, weil dort zweifelsfrei Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Weil dort Arbeiter beim Bau der Stadien ausgebeutet wurden und einige sogar unter schlimmsten Bedingungen gestorben sind. Und eine Weltmeisterschaft in Katar in Zeiten des rasanten Klimawandels – der war schon zum Zeitpunkt der Vergabe vor vielen Jahren bekannt – erscheint mir unverantwortlich. Da fällt es schwer, trotzdem den Fußball in den Blick zu nehmen, aber hier freue ich mich natürlich außerordentlich für Matthias Ginter und Christian Günter, dass sie zum Kreis der Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft gehören. Zwei Riesenfußballer und äußerst sympathische Menschen, beide vom SC nicht wegzudenken!

Zischup: Wie stehen Sie zum Fußballverband Fifa? Durch den gewählten Austragungsort Katar gehen einige vorgegebene Grundsätze der Fifa – Moral, Freiheit und Demokratie – verloren.
Fugmann: Sind das tatsächlich Grundsätze der Fifa? Ich sehe die Fifa sehr kritisch, weil die Vergabe von Weltmeisterschaften zu einem großen Teil an finanzielle Transaktionen geknüpft ist und es fast nur noch um größtmöglichen Profit geht – zu Lasten des Fußballs, der im Mittelpunkt stehen müsste. Gott sei Dank erheben sich aber immer mehr kritische Stimmen, die hier eine Veränderung einfordern.

Zischup: Spielen Sie selbst Fußball und falls ja: Für welchen Verein haben Sie gespielt oder spielen Sie noch, eventuell sogar für den SC?
Fugmann: Schön wäre es gewesen beim SC. Leider nein. In meiner Jugend habe ich beim 1. FC Kieselbronn gespielt, nahe Pforzheim, und später bei der Bundeswehr. Als ich nach Freiburg zum Studium ging, habe ich mich vom vereinsgebundenen Fußball verabschiedet. Mit Begeisterung kickte ich in Studentenmannschaften und beim Lehrerfußball meiner Schulen. Recht früh entdeckte ich den Laufsport als etwas besonders Schönes, das ist auch heute noch der Fall.

Zischup: Wie haben Sie die Corona-Pandemie erlebt und waren Sie auch bei den Geisterspielen im Stadion?
Fugmann: Die Coronapandemie war für uns alle eine sehr bedrückende Zeit. Die Geisterspiele im Stadion standen sinnbildlich dafür.

Zischup: Lieber eine Stadionwurst oder das Essen im VIP-Bereich?
Fugmann: Das Essen im VIP-Bereich – meine Antworten sollen ja ehrlich sein. Wobei ich liebend gern auch mal eine Stadionwurst esse und Bier aus dem Plastikbecher trinke.

Zischup: Lieber Steh- oder Sitzplatz?
Fugmann: Sitzplatz – das ist schon eine bequeme Sache.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 16. Dezember 2022: PDF-Version herunterladen

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