Eishockey
Der EHC Freiburg und die Turbulenzen im Wölfeland
Eine Niederlagenserie, Nachjustierungen im Kader und ein erneuter Trainerwechsel – der DEL2-Club EHC Freiburg erlebt aktuell turbulente Wochen. Wie will der Verein von der Ensisheimer Straße die Trendwende schaffen?
So, 2. Feb 2025, 7:00 Uhr
EHC Freiburg
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Irgendwie passte es ins Gesamtbild. Vor einigen Tagen gab's die Nachricht, dass zwei Fangruppen des EHC und des SC Freiburg – also des jeweils erfolgreichsten Eishockey- und Fußballclubs der Stadt – in eine Schlägerei verwickelt waren. Drei EHC-Fans sollen am Ende im Krankenhaus gelandet sein.
Der Krach neben dem Feld – für den der Verein freilich nichts kann – wurde begleitet von einem sportlichen Beben. Denn aufgrund einer Niederlagenserie vermeldete der EHC nahezu zeitgleich, dass die Zusammenarbeit mit Trainer Mikhail Nemirovsky beendet würde.
Es sind außergewöhnliche Zeiten, die sie an der Ensisheimer Straße beim EHC aktuell erleben. Vor allem auf dem Eis, dazu gleich mehr, aber eben auch daneben. Denn es war nicht die erste polizeiliche Meldung in dieser Saison, die sich auch auf die Wölfe bezog.
Im Herbst war der Zoll zu Gast
Im November nahm der Zoll Untersuchungen beim EHC und Sportclub vor, um Abrechnungspraktiken im Rahmen der Beschäftigung von Ordnern unter die Lupe zu nehmen. Beide Vereine wiesen die Vorwürfe zurück. Auch diese Schlagzeilen fielen in eine schwierige sportliche Phase des Eishockey-Zweitligisten. Wenige Wochen zuvor hatten die Verantwortlichen die sportliche Entwicklung unter dem finnischen Trainerduo Timo Saarikoski/Sami Lehtinen als nicht gegeben angesehen und die beiden geschasst.
Nach einem Intermezzo von drei Spielen, die der sportliche Leiter Peter Salmik interimsmäßig coachte, übernahm Nemirovsky das Team. Man wolle sich höhere Ziele als immer nur den Klassenerhalt setzen, meinte Salmik. Und siehe da. Der Plan ging in Teilen auf. Unter Nemirovsky kamen die Wölfe ordentlich durch den so spielreichen Dezember – trotz großer Verletzungssorgen. Zwischenzeitlich klopfte der Verein an den Top Vier und dem Heimrecht im Playoff-Viertelfinale an.
Lazarett und Dissonanzen
Doch in dieser Phase nahmen zwei Dinge offenkundig ihren Lauf – einerseits wurde das Lazarett immer größer, und andererseits müssen bereits zu diesem Zeitpunkt die Dissonanzen zugenommen haben. Vergangenes Wochenende wurden diese dann deutlich hörbar. Vor laufenden Kameras gab Stürmer Nikolas Linsenmaier während der 0:6-Niederlage gegen Ravensburg zu Protokoll: "Wir müssen auch mal in Überzahl treffen. Wir müssen mehr Powerplay trainieren." Wenige Tage zuvor – nach fünf Niederlagen in Folge – hatte sich der EHC von Nemirovsky getrennt. Es ist erst das dritte Mal in der langen EHC-Geschichte, dass der Club sich von mehr als einem Übungsleiter pro Runde trennt.
"Nach zuletzt sieben Niederlagen in den zurückliegenden neun Spielen steht der Verein sportlich unter Druck. Trotz der angespannten Kadersituation ist dabei auch die Entwicklung der Mannschaft auf und neben dem Eis hinter den Erwartungen zurückgeblieben", teilte der EHC mit. Salmik schob später hinterher: "Es hat aus verschiedenen Gründen nicht gepasst." Der Sportchef übernimmt selbst bis zum Saisonende. Vor allem wolle er nun "regelmäßiger trainieren". Inzwischen ist die Niederlagenserie auf sieben Partien angewachsen, unter Salmik gab es Verlustpartien gegen Kassel (0:3) und in Ravensburg (0:6) – ohne einen einzigen selbst erzielten Treffer.
Nachverpflichtungen sollen helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen und das Ziel, nicht in die Abstiegsrunde zu rutschen, zu erreichen. Hannu Tripcke, 19-jähriger Stürmer vom DEL-Team Löwen Frankfurt, läuft fortan mit Doppelspielrecht für die Freiburger auf. Connor Korte wechselt fest von DEL-2-Konkurrent Kassel nach Freiburg. Der 21 Jahre alte Angreifer war beim Aufstiegsaspiranten zuletzt nicht mehr zum Einsatz gekommen. Vor allem konnte der EHC mit dem Schweden Fabian Ilestedt die vierte Kontingentstelle neu besetzen, die seit Mitte Dezember durch den Abgang von US-Angreifer Spencer Naas vakant war. Der 29-jährige Flügelstürmer stand zuletzt beim schwedischen Zweitligisten Mora IK unter Vertrag.
An der Ensisheimer Straße sind sie zuversichtlich, dass der Erfolg sich bald einstellen wird – auch wenn der Abstand zu den Plätzen elf bis 14, die in den Playdowns gegen den Abstieg kämpfen, nicht mehr allzu groß ist.