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"Den Tieren einen Weg schaffen"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Schülerin Maja Leber über Wildkatzen.  

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Maja Leber Foto: privat

Maja Leber (14) kenne ich von unseren gemeinsamen Sportnachmittagen. Vor Kurzem erfuhr ich, Theresa Künstle aus der Klasse 9a des Goethe-Gymnasiums in Emmendingen, dass sie sich für Wildkatzen in unserer Region einsetzt. Für das Zischup-Projekt entschloss ich mich – selbst neugierig geworden – Maja zu interviewen.

Zischup: Seit wann machst du das Projekt für Wildkatzen?

Maja: Wir haben das Projekt nach unserem alten Projekt von "Jugend forscht" über Hauskatzen im Februar 2021 angefangen.

Zischup: Was interessiert dich an dem Projekt besonders?

Maja: Dass es um die Untersuchung und den Schutz einer seltenen Art geht, die noch nicht wirklich im Bewusstsein der Menschen ist. Vor allem fasziniert mich, dass die Wildkatze als ausgestorben galt oder auch ausgestorben war und sich als Art wieder ansiedelt, was sie zum Forschen besonders interessant macht. Besonders Spaß macht mir am Projekt, die Wälder und die Tiere kennenzulernen.



Zischup: Wie viel "Wildheit" brauchen wir eigentlich? Es melden sich ja auch kritische Stimmen bei der Wiederansiedlung wilder Tiere, wie zum Beispiel beim Wolf. Was sagst du dazu?

Maja: Also ich finde, dass jede Art ein Recht hat, zu existieren. Im Fall der Wildkatze ist es so, dass es vor allem im 19. Jahrhundert viele Mythen und Sagen darüber gab, wie brutal und gefährlich sie sei, weshalb sie auch abgeschossen und ausgerottet wurde. In Wirklichkeit ist sie sehr scheu, sie hält sich von Mensch und Vieh fern und jagt auch nur Mäuse. Für den Menschen stellt sie also keine Gefahr dar. Grundsätzlich – wie beim Wolf – sollte man abwägen, wer das größere Existenzrecht hat, weil der Wolf sicherlich nicht die Existenz des Menschen als Ganzes bedroht.

Zischup: Welche Bedeutung haben Wildkatzen denn für unser Ökosystem?

Maja: Zum einen ist die Erhaltung der Artenvielfalt an sich ein Wert für den Menschen, zum anderen ist es so, dass die Mäuse in den deutschen Wäldern eine Überpopulation aufweisen und die Ernährung der Wildkatze beruht ja zu 80 bis 90 Prozent auf Mäusen. Die Mäuse fressen einerseits die jungen Triebe der Bäume ab, außerdem können sie auf Vieh und Menschen gefährliche Viren übertragen.

Zischup: Seid ihr noch mit anderen Tierschützern, die ähnliche Projekte machen, vernetzt?

Leber: Wir haben Kontakt zu Sabrina Streif von der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg. Als Wildkatzen-Expertin untersucht sie seit der Wiederansiedlung der Tiere 2006 den Bestand und das Verhalten der Tiere. Sie hat durch GPS-Tracker an den Katzen deren Verhalten und Reviergröße erforscht. Außerdem stehen wir in Kontakt mit dem BUND und speziell mit dem NABU Emmendingen, der unser Projekt unterstützt.

Zischup: Da du schon von Revier sprichst – wie groß ist denn so ein Wildkatzenrevier und gibt es auch Probleme bei der Ansiedlung der Wildkatzen?

Maja: Das Revier von einem Kuder, also einer männlichen Wildkatze, kann bis zu 1000 Hektar groß sein, ist aber in der Regel 480 bis 670 Hektar groß. Das Revier einer Katze ist 200 Hektar kleiner. Sie toleriert aber nur zur Ranzzeit für knapp zwei Wochen eine männliche Katze in ihrem Revier. Dann sind Wildkatzen strenge Revierverteidiger, die keine anderen Katzen in ihr Revier lassen. Das führt durch die zunehmende Zerstückelung der Landschaften und den Mangel an Waldflächen zu Problemen. Zum Beispiel, weil Katzen beim Versuch, Straßen zu überqueren, oft überfahren werden. So gab es seit 2006 über 80 Totfunde, was bei der kleinen Population wirklich viel ist. Ansonsten kann es sein, dass eine Wildkatze verhungert, da sie eine Tagesration von 100 bis 200 Gramm Mäusen pro Tag braucht.

Zischup: Hast du deshalb eine Petition für Querungshilfen gestartet?

Leber: Ja, da zum Beispiel die A5 bei Teningen mitten durch den Wald führt, haben wir uns über die Grünbrücken informiert, bepflanzte Brücken, durch die die Wildtiere die Straßen queren können. Dabei sind wir auch darauf gekommen, dass die Wildkatze sich bislang nur am Rhein entlang angesiedelt hat und noch nicht in ihrem ursprünglichen Hauptverbreitungsgebiet im Schwarzwald.

Zischup: Wie kann man es schaffen, die Wildkatze im Schwarzwald anzusiedeln?

Maja: Dadurch, dass man Baumkorridore, sie müssen gar nicht besonders breit sein, entlang von Feldern als Feldgrenze pflanzt. Diese würden dann nahegelegene Wälder verbinden und so der Wildkatze einen Weg in den Schwarzwald schaffen. Konkret wäre dies zum Beispiel bei Schliengen gut möglich.

Zischup: Was wünschst du dir für die Zukunft?

Leber: Ich wünsche mir, dass die Maßnahmen wirklich umgesetzt werden und es auch ins Bewusstsein der Menschen gelangt, dass es Wildkatzen gibt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 17. Dezember 2021: PDF-Version herunterladen

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