Zischup-Interview
"Demokratisches Handeln ausprobieren"
Seit Schuljahresbeginn 2016/2017 wird an der Pestalozzi-Realschule Freiburg das Projekt Aula durchgeführt. Worum es dabei gemau geht, wollten Alexandra Richter und Polina Walter aus der Klasse 8b wissen. Sie haben bei Daniel Schumacher, einem Aula-Mitwirkenden nachgefragt.
Alexandra Richter, Polina Walter, Klasse 8b, Pestalozzi-Realschule & Freiburg
Mo, 10. Jul 2017, 0:00 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie ist Aula entstanden?
Schumacher: Schule ist so viel mehr als das Lernen von Bio, Mathe und Deutsch. In der Schule können Schülerinnen und Schüler lernen, was es bedeutet, Teil der Gesellschaft zu sein, in der sie leben. Dazu gehört, dass sie wissen und erfahren, dass sie zu einem großen Teil die eigenen Lebensumstände mitgestalten können. Die Idee zu dem Projekt kam von Marina Weisband, die als ehemalige Geschäftsführerin der Piratenpartei viel Erfahrung mit Demokratie in Deutschland und Mitbestimmung über Onlineplattformen gesammelt hat. Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein politikdigital e. V. erarbeitete sie die Idee demokratische (online) Beteiligung an Schulen zu bringen. Nachdem wir eine Förderung von der Bundeszentrale für politische Bildung erhalten haben, konnten sich Schulen deutschlandweit für die Pilotphase bewerben. Aus den zahlreichen Bewerbungen wählten wir vier Pilotschulen aus: die Stadtteilschule am Hafen in Hamburg, die Jenaplanschule Jena, die Pestalozzi-Realschule Freiburg und das Gymnasium Nottuln. Seit dem Schuljahr 2016/2017 testen diese vier Schulen die Funktionen der Online-Plattform und den Einsatz im täglichen Schulbetrieb.
Zischup: Wie finanzieren Sie sich?
Schumacher: Aula wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert, deren Gelder aus dem Staatshaushalt der Bundesrepublik Deutschland stammen. Das Projekt ist somit also durch öffentliche Gelder finanziert.
Zischup: Wie ist der Name Aula entstanden?
Schumacher: Aula ist eine Abkürzung für "Ausdiskutieren und live abstimmen". Außerdem ist die Aula normalerweise der größte Raum einer Schule, in dem sich alle Schülerinnen und Schüler versammeln und austauschen können. Unsere Plattform bietet die gleichen Möglichkeiten, nur eben online.
Zischup: Welche Effekte erhoffen Sie sich, bezogen auf Schulen, Lehrer und Schüler?
Schumacher: Mit Aula möchten wir Schülerinnen und Schüler ermutigen, demokratisches Handeln auszuprobieren, also ihr eigenes Umfeld selbst zu gestalten und ihr Recht auf Beteiligung einzufordern. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass viele Schülerinnen und Schüler glauben, dass sie selbst nichts an ihrem Leben oder ihren Lebensumständen ändern können. Das fängt in der Schule an, aber geht natürlich weit darüber hinaus. Viele haben das Gefühl, dass sie in erster Linie den Erwartungen von anderen (Lehrkräften, Eltern und anderen Gleichaltrigen) entsprechen müssen und kaum mitbestimmen dürfen, wenn es um sie selbst geht. Das ist aber so nicht richtig. Natürlich gibt es gewisse Regeln und Gesetze, die man einhalten muss – dass gilt für die Schule und die Gesellschaft insgesamt. Aber in diesem Rahmen gibt es viele Möglichkeiten sich für die eigenen Interessen und die Interessen anderer Menschen einzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und etwas zu ändern. Genau das ist das Wesen von Demokratie. Und mit "Aula" kann man direkt an der eigenen Schule anfangen, demokratisch zu handeln. Dabei setzen wir auch auf die Kreativität der Jugendlichen und auf die Motivation etwas in der Schule bewegen zu wollen. Außerdem glauben wir, dass alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam an Ideen arbeiten können, so dass die Schulgemeinschaft – über Jahrgangsstufen hinweg – gestärkt wird. Gleichzeitig möchten wir den Lehrerinnen und Lehrern zeigen, dass es sich lohnt, junge Menschen nach ihrer Meinung zu fragen und sie in Planungen sowie Entscheidungen miteinzubeziehen.
Zischup: Wieso haben Sie als Symbol eine Eule genommen?
Schumacher: Diese Frage wird uns oft gestellt. Die Eule gilt als Symboltier für Weisheit und Lernen. Außerdem sind wir vom Aulateam riesige Eulenliebhaber.
Zischup: Wie wird es mit Aula nach der Pilotphase weitergehen?
Schumacher: Nach Ende der Pilotphase müssen wir das Projekt erst einmal evaluieren, das heißt analysieren, was gut gelaufen ist und was nicht. Danach soll die Software mit einem Handbuch, in dem Aula ausführlich erklärt wird, zum freien Download angeboten werden. Das bedeutet, dass jede Schule im deutschsprachigen Raum Aula künftig nutzen kann, um Schülerinnen und Schülern an der Gestaltung des Schulumfelds teilhaben zu lassen. Wir hoffen natürlich, dass Aula an möglichst vielen Schulen in den Schulalltag integriert wird! Bis dahin ist es noch ein weiter, aber auch sehr spannender Weg.
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