Zischup-Interview
"Das wäre das Ende der Menschheit"
Interview mit dem Hobbyimker Jochen Schmidt über das Bienensterben
Maxi Heidler, Klasse 8b & Kolleg St. Sebastian
Mo, 26. Mai 2014, 9:39 Uhr
Schülertexte
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Sie schwirren durch die Luft und werden von uns kaum beachtet, die Bienen. Doch sollten wir diesen Tieren mehr Achtung entgegenbringen, denn dieses Wunder der Natur könnte aussterben. Um mehr darüber zu erfahren, sprach Zischup-Reporter Maxi Heidler aus der Klasse 8 b des Kollegs St. Sebastian in Stegen, mit dem Hobbyimker Jochen Schmidt in dessen Schrebergarten.
Schmidt: Das liegt unter anderem daran, dass die Nahrungsmittelversorgung der Bienen problematisch ist, da in der Landwirtschaft vielfach Monokulturen angelegt sind, die den Bienen allenfalls nur für kurze Zeit Nahrung bieten. Denn sie blühen gleichzeitig und nur in der kurzen Blütezeit geben sie Nahrung für die Biene. Ein weiterer Punkt sind die Krankheiten der Bienen und da gibt es viele, schon lange bekannte Krankheiten wie zum Beispiel die Faulbrut, eine Bienenseuche. Seit 15 oder 20 Jahren kommt die Varroamilbe als Belastung der Bienenvölker dazu. Sie kommt ursprünglich aus Asien und ist nun in ganz Europa als Schädling bekannt. Einerseits schädigt sie unmittelbar die Brut und auch die Arbeitsbiene, andererseits kann es sein, dass sie ähnlich wie die Zecke Krankheitserreger überträgt. Schließlich kommt noch dazu, dass in manchen Ländern, wie den USA, zu viele Chemikalien benutzt werden, die den Bienen schaden.
Zischup: Inwieweit ist das jetzt schon in Deutschland oder direkt bei Ihren Bienen zu spüren?
Schmidt: Ich habe in der Vergangenheit nur wenig Verluste gemacht, also da ist von 14 Völkern ein Volk gestorben. Das ist nicht ungewöhnlich, aber in diesem Jahr sind es eben doch 60 Prozent, die gestorben sind. Da sieht man wieder, dass die Ursachen für das Sterben vielfältig sind, also nicht nur die Schwächung, sondern auch die Übertragung von Viren durch die Varroamilbe. In Deutschland ist es recht unterschiedlich. Manche Imker kommen gut weg, von anderen habe ich gehört, dass sie einen hundertprozentigen Völkerausfall hatten.
Zischup: In China werden die Bäume schon von Menschenhand bestäubt, da die Bienen gestorben sind. Wann wird das auch hier der Fall sein?
Schmidt: Ich glaube nicht, dass es so weit kommen kann wie in China. Erstmals müssten die gleichen Verhältnisse wie in China hergestellt werden. Das ist allerdings bei den Imkern in Deutschland und auch in Frankreich nicht der Fall, da sie den Einsatz von Chemikalien in dem Umfang wie in China und den USA ablehnen. Deshalb glaube ich, dass die Bestäubung von Hand hier nie vorkommen wird, außer zu Zuchtzwecken.
Zischup: Albert Einstein soll gesagt haben: Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen aus. Was meinen sie dazu?
Schmidt: Ob das schon nach vier Jahren der Fall wäre, weiß ich nicht. Aber da zirka ein Drittel der Befruchtungsvorgänge von Bienen übernommen werden, dann ist langfristig gesehen die Ernährung nicht mehr gesichert. Da wird dann zwar noch hin- und hergeschoben. Wer am meisten zahlt, kriegt dann noch etwas Essen, aber schließlich bedeutet das dann auch das Ende der Menschheit.
größeres Nahrungsangebot."
Schmidt: Du berührst da ein Problem. Es gibt ja eine Vielzahl von Wildbienenarten, die zwar vom Volk her ganz anders strukturiert sind, aber doch einen ziemlich großen Teil der Bestäubungsleistung abdecken. Doch, um sie so zu benutzen wie die Honigbiene, müsste man sie erst umzüchten, sodass sie uns sozusagen gehorchen. Auch produzieren sie lediglich Nahrung, die sie brauchen, um die Brut zu füttern, aber sie legen keine Vorräte an, da bei den Wildbienen den Winter auch nur die Königin überlebt, während bei den Honigbienen zwischen 4000 und 5000 Bienen überwintern. Es gäbe dann auch keinen Honig mehr, und man könnte auch nicht gezielt Blüten bestäuben.
Zischup: Um zu verhindern, dass die Bienen aussterben, müssen wir Menschen …
Schmidt: … dafür sorgen, dass die Bienen besser versorgt werden. Das heißt, dass die Bienen ein größeres Nahrungsangebot erhalten sollten und nicht immer nur, wie auf dem Land, dieselben Pflanzen angeboten bekommen. Auch müssen wir versuchen, andere schädliche Einwirkungen wie Unkrautvernichtungsmittel zu verbieten, die Krankheiten zu erkennen und sie mit natürlichen Mitteln zu bekämpfen.
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