Baden-Württemberg

Schülerbeirat sieht das Smartphone als ein Werkzeug zum Lernen

Der Vorsitzende des Landesschülerbeirats, Leandro Cerqueira-Karst, fordert im Interview, Smartphones systematisch im Unterricht einzusetzen. An vielen Schulen gelten aber teils strenge Verbote.  

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An Schulen gelten Handyverbote.  | Foto: Jonas Hirt
An Schulen gelten Handyverbote. Foto: Jonas Hirt
BZ: Sie fordern, das Handyverbot im Unterricht "grundsätzlich zu überdenken". Verbringen Jugendliche nicht genug Zeit am Smartphone?
Cerqueira-Karst: Jugendliche verbringen sehr viel Zeit mit dem Smartphone. Unser Ansatz ist aber, die Geräte produktiv in der Schule einzusetzen. Da gibt es sehr viel Potential, das bisher nicht ausgeschöpft wird. Viele Lehrkräfte sehen das Handy als Gegner an, es kann aber ein Werkzeug zum Lernen sein.

BZ: Wie denn?
Cerqueira-Karst: Das fängt bei einfachsten Dingen an. Beispielsweise werden regelmäßig fünf Minuten wichtiger Schulzeit geopfert, um Bibeln für den Religionsunterricht aus der Bibliothek ins Klassenzimmer zu holen. Dabei steht der Text im Internet.
Zur Person

Leandro Cerqueira-Karst ist seit April 2018 Vorsitzender des Landesschülerbeirats. Damit vertritt der 19-jährige Pforzheimer die Interessen von gut 1,1 Millionen Schülern im Land. Der Beirat ist offizielles Beratungsgremium des Kultusministeriums. Cerqueira-Karst besucht ein kaufmännisches Gymnasium und macht dieses Jahr Abitur. Danach will er in Stuttgart "International Business" studieren.

BZ: Denken Sie nicht, dass Schüler auf dem Handy eher mit Instagram rumspielen oder Whatsapp schreiben würden, statt die Bibel zu lesen?
Cerqueira-Karst: Es erfordert sehr viel Eigenverantwortung, aber meiner Ansicht nach ist es an der Zeit, den Schülern diese Verantwortung zu schenken. Natürlich muss man das Handy auch altersabhängig einbeziehen – in der Unterstufe ganz anders als in der Oberstufe. Und klar: Das wäre ein Vertrauensvorschuss. Wenn es nicht funktioniert, muss man es wieder einschränken.

BZ: Bisher gelten an vielen Schulen strikte Handy-Verbote. Wie ist es an Ihrer Schule?
Cerqueira-Karst: Ich besuche ein berufliches Gymnasium, da sind die Regeln allein schon wegen des Alters der Schüler sehr locker. In den Pausen können wir Handys völlig frei nutzen, im Unterricht dürfen die Geräte nicht stören, können aber schon mal auf dem Tisch liegen, und teilweise beziehen Lehrer sie schon aktiv mit ein. Das sind aber Ausnahmen und wir finden: Es darf keine Glückssache sein, ob moderne Medien im Unterricht genutzt werden.

BZ: Denken Sie, Lehrer könnten Ihre Ideen unterstützen?
Cerqueira-Karst: Sehr viele Lehrer haben keine Lust darauf, sich damit auseinanderzusetzen, weil ihr bewährter Unterricht gut funktioniert. Aber viele junge Lehrer sind motiviert, moderne Medien wie Smartphones pädagogisch einzusetzen. Letztlich können diese ja auch vielen Lehrern die Arbeit erleichtern.

BZ: An vielen Schulen werden Handys eingezogen. Der Landtag berät gerade eine Gesetzesänderung, die Schulen hier Rechtssicherheit verschafft. Für Sie nachvollziehbar?
Cerqueira-Karst: Wir haben das intern diskutiert, aber für uns ist es in Ordnung, dass ein Handy abgenommen wird, wenn der Schüler damit den Unterricht stört. Jedoch muss er das Handy nach dem Unterricht zurückbekommen und wieder voll nutzen können. Ein Handyabzug von einer Woche kommt für uns überhaupt nicht in Frage.

BZ: Schuldigitalisierung ist ein viel diskutiertes Thema. Seit Jahren streitet die Politik um den "Digitalpakt", eine milliardenschwere Anschubfinanzierung für dieses Vorhaben. Wenn Sie entscheiden dürften: Wie würden Sie das Geld einsetzen?
Cerqueira-Karst: Zuallererst müsste in Infrastruktur investiert werden, vor allem in W-Lan, und in die Fortbildung von Lehrern. Endgeräte bringen Schulen momentan sehr wenig. Man kann Laptops und Tablets für die Schulen anschaffen, so viele man will: Wenn die Lehrer keine Konzepte haben, wie man sie sinnvoll einsetzt, macht das alles gar keinen Sinn.

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