Zischup-Interview
"Das mit dem Spritzen ist nicht schlimm"
Pius F. ist zwölf Jahre alt. 2009 stellte man bei ihm Diabetes Typ 1 fest. Im Interview mit Zischup-Reporterin Hannah Schwab aus der Klasse 9b des Kreisgymnasiums Bad Krozingen erzählt er, wie er mit seiner Krankheit lebt.
Hannah Schwab, Klasse 9b, Kreisgymnasium & Bad Krozinten
Mi, 1. Jun 2016, 0:00 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie veränderte sich der Alltag für dich und deine Familie?
Pius: Viel hat sich nicht verändert.Wir müssen das Essen immer abwiegen, ich muss ungefähr sieben Mal am Tag meinen Zuckerwert messen und entsprechend dem Essen die passende Menge Insulin spritzen.Aber das sind nur Kleinigkeiten. Ich kann alles machen, was meine Freunde ohne Diabetes auch tun.
Zischup: Und auf was genau musst du beim Essen und Spritzen achten?
Pius: Ich muss das, was ich esse, auf den Insulinwert, den ich mir gespritzt habe, anpassen. Ich kann also nicht spontan entscheiden, ob ich noch ein paar Nudeln mehr esse, weil ich mir das Insulin schon vorher gespritzt habe. Habe ich mein Essen nicht geschafft, fülle ich den restlichen Wert zum Beispiel mit Gummibärchen auf.
Zischup: Wie oft musst du zur Untersuchung in die Klinik? Und was wird dort untersucht?
Pius: Ich muss alle drei Monate zur Untersuchung. Dabei wird der sogenannte HbA-1c-Wert kontrolliert. Das ist mein Langzeitzuckerwert, also der Durchschnitt meiner gemessenen Zuckerwerte in den letzten drei Monaten.
Zischup: Musst du bei deinen Hobbys oder beim Sport auf etwas achten?
Pius: Eigentlich nicht. Vor dem Sport muss ich meinen Zuckerwert überprüfen. Und wenn es mir nicht gut geht, dann sollte ich lieber eine Pause machen.
Zischup: Bist du auf irgendeine Weise eingeschränkt?
Pius: Nein, denn wenn ich zum Beispiel zu einem Film Chips essen möchte oder im Sommer ein Eis, dann kann ich mir das passend spritzen, denn ich habe kein Nahrungsverbot.
Zischup: Was sind die wichtigsten medizinischen Dinge, die du immer dabei haben musst?
Pius: Ich brauche mein Messgerät, um den Zuckerwert zu überprüfen, die Stechhilfe, mit der ich mir in den Finger steche und die Teststreifen für das Messgerät. Auf die kommt das Blut zum Messen. Außerdem benötige ich das Insulin und die dazugehörigen Spritzen. Als Letztes brauche ich ein paar kleine Süßigkeiten wie Traubenzucker oder ähnliches, die ich esse, wenn mein Zuckerwert zu niedrig ist.
Zischup: Wie ist das für dich, wenn du dich in der Öffentlichkeit spritzen musst?
Pius: Nicht schlimm, weil meine Freunde mich unterstützen und mir helfen, was ich sehr nett von ihnen finde. So habe ich kein Problem damit.
Zischup: Wie reagiert dein Körper auf Unterzucker, und wie müssen die Menschen um dich herum reagieren?
Pius: Wenn ich einen Unterzucker habe, bin ich ganz zittrig und kann mich nicht konzentrieren, ich werde schnell müde und ein metallischer Geschmack drückt auf meine Zunge. Wenn das passiert, brauche ich schnell Zucker, am besten dafür ist purer Apfelsaft. Reagiere ich nicht schnell genug werde ich ohnmächtig.
Zischup: Gibt es noch andere Personen in deiner Familie,die Diabetes haben und könnte es bei dir vererbt sein?
Pius: Ja, mein Onkel hat auch Diabetes, wahrscheinlich habe ich es von ihm geerbt.
Zischup: Die Medizin entwickelt sich immer weiter. Gibt es auch Chancen für Dich, früher oder später geheilt zu werden oder vereinfacht zu leben?
Pius: Es gibt keine Heilung für meine Krankheit, aber es gibt Dinge, die es mir erleichtern, zum Beispiel eine Insulin-Pumpe. Mit so einer Pumpe muss man nicht ständig messen und kann den Insulinwert vor dem Essen mit einer Fernbedienung einstellen, dieser wird dann automatisch gespritzt. So eine Pumpe bekomme ich bald.
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