Zischup-Interview
"Das Leben dort ist komplett anders"
Dino Saggiomo hat drei Jahre als Leiter einer deutschen Berufsschule in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires gearbeitet. Im Interview mit seiner Tochter berichtet er, wie er die Zeit erlebt hat.
Cosma Saggiomo, Klasse 9-1, Walter-Eucken-Gymnasium (Freiburg)
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Zischup: Wie kam es dazu, dass wir nach Argentinien gegangen sind?
Saggiomo: Es war schon immer ein Traum von mir, auch mal in einem anderen Land zu arbeiten und zu leben und eine neue Kultur kennenzulernen. Mich hat vor allem immer der Kontinent Südamerika interessiert. Ich hatte mich bei der Zentralstelle für Auslandsschulwesen eingeschrieben, vorher musste man noch die Freigabe bekommen von der Schule hier und vom Bundesland, in dem man lebt. In Argentinien wurde dann zufällig eine Stelle frei, also bewarb ich mich dort. Ich hatte dann das Glück und Geschick und bekam die Stelle.
Zischup: Und wieso Südamerika?
Saggiomo: In Südamerika ist es so, dass es viele Deutsche, aber auch viele italienische Einwanderer gibt. Also genau die zwei Staaten, die mich prägen, weil ich hier geboren bin und mein Papa Italiener war. Ich glaube, das passt ganz gut zu mir.
Zischup: Hast du uns, also deiner Familie, direkt Bescheid gesagt?
Saggiomo: Ehrlich gesagt nein, natürlich wusste deine Mama schon immer Bescheid, aber wir wollten euch nicht gleich sagen, dass ich die Stelle habe. Ich wusste es schon ungefähr ein Jahr vorher, aber euch selbst habe ich es erst ein halbes Jahr vorher gesagt.
Zischup: Was war dein erster Eindruck von Argentinien?
Saggiomo: Das Land und die Stadt Buenos Aires sind riesig und das Leben ist komplett anders. Das war natürlich sehr spannend, weil ich ja noch nicht so richtig die Sprache konnte, ich konnte schließlich nur Italienisch und Deutsch.
Zischup: Ist die Schule in Argentinien anders? Was gibt es für Unterschiede?
Saggiomo: Ich war ja an einer Privatschule beschäftigt. Es gibt circa 140 solche deutsche Auslandsschulen, ich war an einer von ihnen. Auf Grund dessen kann man es nicht ganz so gut vergleichen, weil es auch die staatlichen Schulen gibt. Die staatlichen Schulen sind auf keinem guten Niveau, was die Ausstattung angeht. Trotzdem ist das Leben in der Schule dort ganz anders, zum Beispiel tragen die Schüler und Schülerinnen eine Schuluniform und die Schule geht jeden Tag bis nachmittags.
Zischup: War die Beziehung zu deinen Schülern anders als hier?
Saggiomo: Ja, der größte Unterschied war für mich, dass die Schüler ihre Lehrer duzen und mit dem Vornamen ansprechen. Das war für mich als Lehrer natürlich eine große Umstellung, aber wenn ich ganz ehrlich bin, hat man sich auch daran gewöhnt und ich habe jetzt nicht den Eindruck gehabt, dass man dadurch weniger Respekt bekommen hat.
Zischup: Was gefällt dir besser: das Unterrichten hier in Deutschland oder das in Argentinien? Und warum?
Saggiomo: Es gibt in beiden Ländern Vor- und Nachteile. Die Vorteile in Argentinien sind, dass es ein sehr familiäres Miteinander ist, man hat ein viel innigeres Verhältnis zu Kollegen und Schülern. Vorteile in Deutschland, denke ich, sind die generell bessere Ausstattung in den staatlichen Schulen und die Ausbildung der Lehrer, da hierzulande der Weg zum Lehrberuf viel aufwendiger und auch viel intensiver ist. Die Unterrichtsmethoden in Deutschland sind insgesamt also moderner als in Argentinien.
Zischup: Welche besonderen Momente habt ihr als Familie in Argentinien erlebt?
Saggiomo: Vorneweg natürlich das Reisen, denn Argentinien ist ein ganz tolles Land. Wir haben nicht nur Argentinien, sondern auch Brasilien und viele weitere Länder intensiv bereist und waren sehr beeindruckt. Was auch besonders war, war, dass wir die Pandemie in Argentinien erlebt haben – schon auch sehr interessant, wie unterschiedlich damit umgegangen wurde. Auch als Diego Maradona gestorben ist und es einen Volkstrauertag gab, war das natürlich ein besonderer Moment. Unser Höhepunkt und gleichzeitig der Abschied von diesem großartigen Land war mit Sicherheit das unvergessliche Erlebnis und die Feierlichkeiten mit unseren argentinischen Freunden, als Argentinien im Dezember Fußball-Weltmeister wurde.
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