Das Kreuz mit der Uni-Einschreibung
Wer sich an einer deutschen Uni für einen Studienplatz anmelden will, erlebt die geballte Kraft der deutschen Bürokratie.
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Auch für viele junge Lahrer, die im Sommer Abitur gemacht haben, geht es nun in einen neuen Lebensabschnitt. Der Start in fällt dabei allerdings nicht immer ganz so leicht – wie zwei Lahrer BZ-Jugendredakteurinnen und ein Jugendredakteur erfahren durften.
Schon die Bewerbung war ein Krampf, oder besser gesagt ein Kampf. Es war Juni, ich wollte mich in Leipzig bewerben. Es heißt, sich online zu bewerben, soll den ganzen Vorgang vereinfachen. So einfach wird es aber doch nicht: Erst einmal musste ich mich auf der Webseite zurechtfinden. Bachelor oder Master? Erstsemester? Begrenzter oder zulassungsfreier Studiengang? Wie klicke ich mich zu meinem Fach durch? Nach etwa einer Stunde habe ich es geschafft und kann meinen Namen eintippen. Was ich am Ende der Eingabe mit den Daten machen muss, verstehe ich nicht. Habe ich mich jetzt beworben? Ich verzweifle, schreie und schlage um mich. Dann atme ich ein und aus: Die nächste Bewerbung klappt bestimmt – ganz sicher. Wie andere das geschafft haben sollen, ist mir schleierhaft. Aber wofür hat man denn Eltern?
Ich gehe also im Juli zu meiner Pflegemutter. Zwar brauchen wir auch zu zweit gut anderthalb Stunden, mich in Freiburg zu bewerben, alles durchzulesen und zu verstehen. Aber rund acht Stunden später habe ich drei Bewerbungen online verschickt und zwei ausgedruckt. Und dann will jede Uni noch unterschiedliche Dokumente: Hier braucht man ein Originalzeugnis, dort eine Versichertennummer.
Am Ende antworten fünf von sechs Unis. In Leipzig habe ich wohl irgendetwas vergessen. Jetzt geht es an die Einschreibung: Versicherungen anrufen, Passfotos hochladen. Und auch ein Bafög-Antrag muss ausgefüllt werden. Und eine Wohnung fehlt noch: Stress!
BLOSS NICHTS ÜBERLESEN!
Das Ironische ist, dass es nach dem Abi immer hieß "Wenn du die Zulassung hast, musst du dich ja nur noch einschreiben." Dass dieses "nur noch" allerdings etwas aufwändiger sein kann, wusste ich zu Beginn des Einschreibetages noch nicht. Am Morgen stand ich früh auf, und dachte noch bei mir, was ich eigentlich mitnehmen muss. In dem Brief der Uni hatte nichts gestanden – dachte ich. Zugegeben: Wer lesen kann, der ist klar im Vorteil. Ich fuhr also morgens – ich war spät dran – mit dem Roller zum Lahrer Bahnhof, stürzte mich auf den Fahrkartenautomaten und sprang noch schnell in den Zug, der eine Minute später angefahren kam. Mein Tag begann von Anfang an chaotisch. Das Studierendensekretariat fand ich schnell, ich war schon einmal da gewesen. Doch als ich den Raum betrat, hörte ich, wie nebenan schon Leute über Versicherungsnachweise und ausgefüllte Fragebögen diskutierten. Einen Moment war ich verwirrt, und nach einigen Fragen an den jungen Mann nebenan, war mir dann auch klar, warum. Kurz und bündig – ich hatte den Link am Ende des Informationsblattes überlesen. Er führte auf eine Internetseite, wo angegeben war, was am Einschreibetag alles mitzubringen ist: Mir fehlten Versicherungsnachweis und Passfotos. Also sprintete ich zur Versicherungsfiliale in Freiburg. Die war allerdings zu. Ein Anruf zu Hause genügte zum Glück, um die nötige Versichertennummer herauszufinden. Anschließend musste ich mir noch die Faxnummer der Uni besorgen. Die Passfotos konnte ich auf dem Rückweg im nächsten Fotostudio machen (ich war nicht zufrieden mit meinen Fotos, aber was soll’s). Zurück beim Studierendensekretariat konnte ich alles weitere erledigen, nach ungefähr einer halben Stunde Kästchenankreuzen war ich endlich an dem Punkt, an dem die anderen (vorbereiteten) Studenten bereits beim Eintritt ins Sekretariat waren. Es ging dann wirklich schnell: rein gehen, Unterlagen abgeben, durchgehen, weitere Papiere in die Hand gedrückt bekommen und schon war ich wieder draußen.
Vor der Tür habe ich erstmal tief Luft geholt und im Zug konnte ich mich dann auch wieder entspannen.
WARTEN IST OKAY, WARTEN IST MIST
Merkblätter sind toll. Unvollständige Merkblätter allerdings nicht. Sie haben den entscheidenden Nachteil, dass man sich auf sie verlässt, aber im Moment der Wahrheit von ihnen im Stich gelassen wird. Zu meinem Leidwesen habe ich mich auf ein solches Papier verlassen, das von der Universität in Freiburg zur Verfügung gestellt wird. Bescheinigung, dass ich krankenversichert bin? Check! Passbilder für die Uni-Card? Check! Überweisung der Bearbeitungsgebühr? Check! Und natürlich: Abschlusszeugnis? Check! Derart vorbereitet fuhr ich nach Freiburg, um mich für ein Chemiestudium einzuschreiben. Hindernis Nummer eins, als ich ankam: Die Schlange vor dem Studentensekretariat war lang. Sehr, sehr lang. Aber mit langen Wartezeiten kann ich leben, also habe ich mich angestellt. Problem Nummer zwei: Es gibt dort eine Anzeigetafel, die bekannt gibt, welche Anmeldestation gerade frei ist. Die Station für angehende Studenten, deren Nachnamen mit Buchstaben von A bis E beginnen, war geschlossen. Das bedeutete, dass Menschen wie ich sich auf alle anderen Reihen verteilen mussten, was selbige zusätzlich verlängerte. Aber mit langen Wartezeiten habe ich ja kein Problem. Jedenfalls kein großes.
Als ich dann nach einer Stunde endlich vortreten und meinen vorbereiteten Stoß Papier übergeben konnte, trat Problem Nummer drei auf: Jenes Merkblatt, auf das ich mich verlassen hatte, hatte einen vorausgesetzten Ausdruck nicht aufgeführt. So wurde aus einer geplanten Immatrikulation ein äußerst kurzes Gespräch, in dem ich erfuhr, was ich noch alles besorgen musste.
Perfekter Start in den Tag und ins Studium? Eher nicht so Check!
Auf dem Rückweg stauten sich zu allem Überfluss auch noch Autos auf allen Straßen. Seitdem habe ich ein kleines Problem mit Wartezeiten …
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