"Das ist mein absoluter Traumberuf"

ZISCHUP-INTERVIEW mit den beiden Journalistinnen Uta Daniela Köhne und Susanne Maerz über Gründe für ihre Berufswahl, Textsorten und Lieblingsthemen.  

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Handwerkszeug von Journalisten: Kamera, Computer, Smartphone, Schreibzeug Foto: Olga Yastremska, New Africa, Afr

Bei der Suche eines Interviewpartners haben wir, Ayleen Altekin und Wilma Wachsmann aus der Klasse 8b des Freiburger Kepler-Gymnasiums, uns gedacht, es wäre doch interessant, jemanden zu interviewen, der sonst selbst Interviews führt. Wir befragten Susanne Maerz, die als Redakteurin für die Monatszeitschrift "Wirtschaft im Südwesten" der Industrie- und Handelskammer schreibt, und Uta Daniela Köhne, die für das ebenfalls monatlich erscheinende Inspirationsmagazin "Wohnen & Garten" schreibt.

Zischup: Warum sind Sie Redakteurin oder Journalistin geworden?
Maerz: Weil ich schon immer Spaß am Geschichtenaufschreiben hatte. Aber nicht Geschichten, die ich mir selber ausgedacht habe, sondern über spannende Ereignisse. Also über Leute oder Firmen, die etwas Tolles machen, sich engagieren und Dinge aufdecken und herausfinden.
Köhne: Ich habe als Jugendliche schon immer sehr gerne geschrieben und hatte auch Deutsch als Leistungskurs. Durch meinen Vater, der in der Presseabteilung von einem großen Unternehmen gearbeitet hat, war ich schon so ein bisschen in der Schiene der Medien- und Pressearbeit. Dann habe ich an der Uni in München Kommunikationswissenschaft studiert, ein Mittelweg zwischen Journalismus und Öffentlichkeitsarbeit. Ich hatte dadurch ein ziemlich breites Feld und immer noch die Möglichkeit, auch in andere Bereiche zu gehen. Nach dem Studium habe ich mich dann sowohl bei Firmen in der Presseabteilung als auch bei Verlagen beworben und bin dann in Offenburg bei Burda gelandet, bei der Zeitschrift "Wohnen & Garten".

Zischup: Wie gehen Sie vor, wenn Sie einen Artikel schreiben?
Maerz: Das ist unterschiedlich, wenn ich eine Person vorstelle, suche ich Informationen im Internet, damit ich mich einlesen kann und gut vorbereitet bin, bevor ich die Person interviewe. Aber ich muss aufpassen, da ja nicht alles im Internet stimmt. Manchmal frage ich aber auch andere Leute oder finde die Infos aus anderen Quellen. Je nach Thema muss ich einfach die Leute nerven und neugierig sein, auch wenn sie keine Lust haben.
Köhne: Wir sind durch unsere Zeitschrift Wohnen & Garten an die Jahreszeiten gebunden. Pro Heft überlegen wir uns Themen, die in einem Jahresthemenplan festgehalten werden. Jeder hat seine Lieblingsbereiche. Da ich auch für die Gartenpraxis zuständig bin, gibt es niemand anderen, der gerne über Rasenmäher oder Heckenscheren schreibt. Ich informiere mich auf Messen, was es für Neuheiten in Sachen Geräte gibt. Ich rufe aber auch Leute von Firmen an. Dann überlege ich, wie ich eine Geschichte aufziehen kann. Ich schau, dass ich da immer einen Dreh finde, den ich so noch nicht hatte. So suche ich mir meine Themen zusammen, dann recherchiere ich und gucke hinterher, was passt zu den Bildern und wie viel Platz habe ich.

Zischup: Wie gehen Sie bei einem Bericht, einem Kommentar, einem Interview oder einer Reportage vor?
Maerz: Bei einem Bericht recherchiere ich sorgfältig die Fakten und schaue, was das Wichtigste ist. Der Text muss sachlich und nüchtern sein und ich muss aufpassen, dass meine Meinung nicht einfließt. Bei einem Kommentar ist es wichtig, dass ich mir eine eigene Meinung bilde und gut argumentiere, ein bisschen wie bei einer Erörterung. Ich muss auch sehr gut informiert sein. Nichts ist peinlicher, als einen Kommentar zu schreiben, bei dem der Leser merkt, dass man keine Ahnung von dem Thema hat und Sachen falsch darstellt. Wenn ich ein Interview schreibe, muss ich mich gut einlesen und Fragen so stellen, dass möglichst die Antwort herauskommt, die ich gerne hätte. Aber ich muss auch flexibel sein und nachfragen, wenn ich nicht die erhoffte Antwort bekomme. Ich muss dann aufpassen, dass ich den Interviewpartner nicht völlig woanders hin oder in die Irre geführt habe. In einer Reportage sind meine subjektiven Eindrücke gefragt. Ich darf aber nicht schreiben "es fühlt sich an wie", ich muss alles so beschreiben, dass die Leser denken, es würde sich zum Beispiel wie ihr früherer Kindergeburtstag anfühlen. Die Kunst ist, die Stimmung zu beschreiben: "Luftballons hängen an der Decke, die Salzbrezeln hängen an einer Schnur."

Zischup: Welche Art von Artikeln schreiben Sie am liebsten und warum?
Maerz: Am liebsten schreibe ich Reportagen, weil man sich ausleben kann und die größte kreative Freiheit hat. Das ist aber auch am schwierigsten, weil man Sinneseindrücke, Fakten und Hintergrundwissen kombinieren muss. Man kann durch Recherchieren und Schreiben sozusagen auf Abenteuerfahrt gehen.

Zischup: Was gefällt Ihnen weniger an Ihrem Beruf?
Maerz: Dass ich manchmal Artikel über Themen schreiben muss, die mich nicht so interessieren oder über Leute, die man auf den ersten Blick nicht total spannend oder sympathisch findet. Dies auszublenden und gut zu recherchieren und zu schreiben, kann man aber auch als eine Art Herausforderung sehen. Unter hohen Zeitdruck zu arbeiten ist nicht so schön, und es ist auch anstrengend, korrekt zu sein. Wenn man Fehler macht, stehen sie in der Zeitung und das ist sehr peinlich.
Köhne: Manchmal hätte man gerne für das ein oder andere Thema mehr Zeit. Aber ich muss sagen, ich bin hier natürlich in einer Redaktion, die ein sehr schönes Thema hat. Das Thema liegt mir sehr. Aber natürlich gibt es auch Dinge drumrum, die nicht unbedingt so schön sind.

Zischup: Bleibt Ihnen genug Freizeit?
Maerz: Als ich noch keine Kinder und eine volle Stelle bei der Tageszeitung hatte, ist es abends oft spät geworden. Heute arbeite ich Teilzeit und muss pünktlich Schluss machen, damit ich zu Hause bin, wenn die Kinder kommen.
Köhne: (lacht) Ich habe mal mehr und mal weniger Freizeit. In gewissen Phasen wird es stressiger als in anderen Phasen. Manchmal haben wir dadurch, dass wir auch nicht nur ein Heft haben, sondern mehrere verschiedene Titel, zu manchen Zeiten auch mehrere Hefte gleichzeitig. Dann wird es eng. Das ist nicht wie bei einer Tageszeitung, dass du jeden Tag etwas abliefern musst. Sondern es kommt durchaus mal vor, dass es einen Monat lang nur einen Textschluss gibt, aber im nächsten Monat gleich drei oder vier Textschlüsse. Dann macht man halt auch mal Überstunden. Dann gibt es aber wiederum Phasen, in denen man etwas durchatmen kann.

Zischup: Würden Sie, wenn Sie könnten, im Nachhinein einen anderen Beruf wählen?
Maerz: Nein, das ist mein absoluter Traumberuf. Ich könnte mir keinen anderen vorstellen.
Köhne: Wenn ich jetzt einen Tipp geben soll, würde ich wahrscheinlich sagen: Mache vorher eine Ausbildung, mache zum Beispiel irgendwas Handwerkliches oder lerne einen Beruf, den du praktisch auch überall machen kannst. Damit du nicht auf einen bestimmten Standort angewiesen bist oder auf eine bestimmte Schiene. Wenn ich, mit dem Wissen von jetzt, nochmal was anderes machen würde, würde ich vielleicht eine Ausbildung meinem Studium voranstellen.

Zischup: Muss man gut in Deutsch sein, um Redakteurin zu werden?
Maerz: Man sollte eine gute Rechtschreibung und Sprache haben und schwierige Dinge verständlich erklären können. Aber das ist natürlich alles Übungssache, und man kann es lernen. Wenn man für Fachzeitschriften schreibt, braucht man außerdem noch Fachwissen.
Köhne: Rechtschreibung und Grammatik finde ich ganz wichtig, und vor allem auch einen großen Wortschatz, damit es nicht langweilig wird.

Zischup: Was ist der Unterschied zwischen einem freien und einem angestellten Journalisten?
Maerz: Der freie Journalist schreibt für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, er ist selbstständig und hat kein festes Gehalt. Er muss sich seine Aufträge zusammensuchen und bekommt für jeden Auftrag Geld. Ein angestellter Journalist ist meistens ein Redakteur. Er hat einen festen Arbeitsvertrag und bekommt ein Monatsgehalt. Außerdem korrigiert und bearbeitet er auch Artikel von freien Journalisten und sucht Fotos dazu raus.
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