Bitkom-Analyse
Das gute Ergebnis im Digitalranking ist kein Grund zum Feiern
Christel Pfeffer, Irina Staschewska, Paul Busse, Isa Götz, Gerda Kollmeyer, Tjark Voigts, Beate Limberger, Gesine Fischer (Freiburg)
Mo, 30. September 2024
Leserbriefe Freiburg
Das gute Ranking-Ergebnis durch den sehr einflussreichen Wirtschaftsverband Bitkom mag die Stadtverwaltung erfreuen. Ein Grund zu feiern, wie die Freiburger Medien es nun begeistert wollen, ist es aber nicht. Noch vor einem Jahr vermisste das Rechnungsprüfungsamt deutlich die fehlende Rendite bei der städtischen Digitalisierung (Einsparung bei Personal und Ausgaben), und seitdem dürfte sich noch nicht viel geändert haben (siehe Badische Zeitung vom 30. August 2023: Im Freiburger Rathaus gibt es Zoff wegen der Digitalisierung). Besonders prekär wird es, wenn man die hehren Ziele der Freiburger Digitalisierungsstrategie als Ranking-Maßstab nimmt: Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung. Damit hat der Bitkom-Verband natürlich nichts am Hut, aber unsere politischen Vertreter und der junge Oberbürgermeister sollten es schon haben. Aufklärung und Prävention gehören auch dazu, denn die Nachteile beziehungsweise ungelösten Probleme von digitalen Nutzungen werden immer krasser. Sie reichen von der Verödung der Innenstädte wegen Online-Shopping bis zu Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen durch unregulierten Handygebrauch. Offensichtlich beschleunigen die (un-)sozialen Medien Extremismus und Sittenverrohung, Mobbing und psychische Probleme. Wenn dann noch das Streaming, der rasant steigende digital verursachte Stromverbrauch, der entsprechende CO2-Ausstoß und der Ressourcenverbrauch in die Bewertung mit einfließen, wird klar: Smart-City und Green-City passen nicht gut zusammen. Doch in Freiburg wird das städtische Klimaschutz-Manifest ("allerhöchste Priorität" seit 2019) großzügig uminterpretiert. Selbst beim hochoffiziellen Bürgerantrag, die vielfältigen Risiken der Digitalisierung samt der neuen 5G-Funktechnik in den Blick zu nehmen, zogen die Gemeinderäte sich vor wenigen Monaten auf ihre Ignoranz und Unwilligkeit zurück. Feiern sollten wir also unser analoges Leben und das Recht darauf – solange es dies noch gibt.
Christel Pfeffer, Irina Staschewska, Paul Busse, Isa Götz, Gerda Kollmeyer, Tjark Voigts, Beate Limberger, Gesine Fischer, Freiburg
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