"Das größte Tier wog 92 Kilogramm"
ZISCH-INTERVIEW mit der Tierärztin Ines Löscher über ihren Beruf und warum man als Tierhalter nicht lange warten sollte, das Tier im Ernstfall zum Arzt zu bringen.
Sophie Fischer und Ida Vaas, Klasse 4a, Grundschule Biengen (Bad Krozingen)
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Wie ist es, als Tierärztin zu arbeiten? Und wo kann man Tiermedizin studieren? Die Zisch-Reporterinnen Sophie Fischer und Ida Vaas aus der Klasse 4a der Grundschule Biengen in Bad Krozingen stellen ihre Fragen der Tierärztin Ines Löscher aus Bad Krozingen.
Löscher: Schon als Kind bin ich auf die Idee gekommen. Ich fand es immer großartig, mit Tieren zu arbeiten. Ich habe schon immer Haustiere gehabt und da ich mich schon sehr früh für Medizin interessiert habe und ich ein medizinisches Sachverständnis hatte, habe ich mit 15 Jahren angefangen, beim Tierarzt zu arbeiten.
Zisch: Wo hast du Tiermedizin studiert?
Löscher: In Gießen. Es gibt fünf Städte in Deutschland, wo man Tiermedizin studieren kann, eine davon ist in Gießen. Die vier anderen sind: Hannover, Leipzig, München und Berlin.
Zisch: Wie lange hat dein Tiermedizinstudium gedauert?
Löscher: Fünfeinhalb Jahre, das sind elf Semester, bis man fertige Tierärztin oder fertiger Tierarzt ist.
Zisch: Was war das größte und das kleinste Tier, das du je behandelt hast?
Löscher: Das kleinste Tier war eine Maus, das größte Tier in der Praxis war bisher ein Bernhardiner, der wog 92 Kilogramm.
Zisch: Wie viele Tiere kommen am Tag in deine Praxis?
Löscher: Das ist sehr unterschiedlich und kommt immer drauf an, wie viel Zeit man für ein Tier einplanen muss. Man kann ganz viele Tiere an einem Tag behandeln, weil sie nur Kleinigkeiten haben. Wenn ein Tier operiert werden muss, einen Kaiserschnitt oder ein Tumor hat, muss man viel mehr Zeit einplanen und dann kann man eben weniger Tiere behandeln. Ich würde jetzt mal sagen zwischen 30 und 60 Tiere.
Zisch: Seit wann gibt es ihre Tierarztpraxis?
Löscher: Seit 14 Jahren gibt es die Praxis, also seit 2008.
Zisch: Wie verläuft ein typischer Arbeitstag bei dir?
Löscher: Mein Arbeitstag beginnt um acht Uhr. Dann haben wir eine Sprechstunde mit zwei oder drei Tierärzten beziehungsweise Tierärztinnen. Parallel finden auch OPs statt. Die Sprechzeit am Vormittag geht bis um 13 Uhr. Dann gibt es eine Mittagspause und von 14.30 bis 18.30 Uhr geht es dann weiter. Dann sind wir entweder pünktlich fertig oder nicht.
Zisch: Welche Tiere behandelst du und welche nicht?
Löscher: Wir behandeln in dieser Praxis nur kleine Tiere. Kleintiere sind quasi alle Tiere, die im Haus gehalten werden: Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Mäuse. Katzen und Hunde sind dabei die meisten Tiere, die in die Praxis kommen.
Zisch: Muss man als Tierärztin viel arbeiten?
Löscher: Ja, man muss schon viel arbeiten. Aber ich mache es ja auch sehr gerne, weil ich Tiere liebe.
Zisch: Ist dein Beruf sehr anstrengend?
Löscher: Das kommt darauf an, wie viel man arbeitet. Aber es ist auch kein einfacher Beruf. Es ist ein Beruf, bei dem man keine festen Arbeitszeiten hat. Wenn man jetzt zum Beispiel um 18 Uhr Feierabend hat, aber ein Tier kommt, dann will man es ja trotzdem behandeln. Man kann nicht sagen: Ich habe jetzt Feierabend.
Zisch: Macht es dir immer großen Spaß, Tierärztin zu sein und jeden Tag andere Tiere zu betreuen?
Löscher: Meistens macht die Arbeit Spaß. Wenn es mir mal keinen Spaß macht, liegt es meistens an den Besitzerinnen und Besitzern, weil sie manchmal kompliziert sind.
Zisch: Bist du glücklich, wenn du bei Tiergeburten dabei sein und die Babys halten kannst?
Löscher: Ja, das ist definitiv meine Lieblings OP: Der Kaiserschnitt, wenn die Babys da sind und es der Mama und den Babys gut geht. Das ist die schönste OP, die ich machen kann.
Zisch: Bist du traurig, wenn Tiere sterben, die du behandelt hast?
Löscher: Ich glaube, wenn man mal nicht mehr traurig ist, dann nimmt man seinen Beruf nicht mehr ernst. Ich will schon, dass die Tiere möglichst lange Leben und ich bin froh, dass ich den Tieren helfen kann. Es ist aber auch wichtig, dass man die Tiere einschläfern kann, wenn es ihnen sehr schlecht geht. Aber trotzdem bin ich traurig, wenn ich ihnen nicht mehr helfen kann.
Zisch: Was machen deine Tierarzthelfer, deine Helferinnen?
Löscher: Die machen ganz schön viel. Zum einen leiten sie die Patientengespräche am Telefon. Dort müssen sie dann entscheiden, ob es etwas ganz Schlimmes ist und ob das Tier sofort kommen muss. Sie beruhigen den Besitzer und müssen in der Sprechstunde helfen. Bei der Untersuchung müssen sie das Tier festhalten, die Medikamente oder die Impfungen aufziehen. In der OP helfen sie auch mit – das heißt OP-Assistenz. Sie machen Narkosen mit, das heißt Narkoseüberwachung. Die Tierarzthelfer haben schon einen verantwortungsvollen Beruf und arbeiten mit dem Tierarzt zusammen.
Zisch: Gibt es etwas in deinem Beruf, das dich total stört? Wenn ja, was?
Löscher: Manchmal ist der Umgang mit den Besitzern der Tiere schwierig. Weil sie zum Beispiel viel zu spät anrufen und es dem Tier schon sehr lange schlecht geht oder sie spät am Abend oder in der Nacht anrufen und das Tier, eigentlich schon seit Tagen krank ist. Dann ist es auf einmal so schlimm, dass sie mitten in der Nacht kommen müssen. Das sind Sachen, die ziemlich anstrengend sind – das gebe ich zu. Seit wir Corona haben und es viel mehr Menschen gibt, die ein Tier haben, gibt es auch mehr Besitzer die wirklich nicht so gut nach ihrem Tier schauen, wie es sein müsste.
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