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"Das Gepäck wurde manchmal geröntgt"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Christian Schreiber über den kleinen Grenzverkehr in den 60er Jahren zwischen DDR und BRD.  

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Geteiltes Deutschland: Bau der Berliner Mauer 1961  | Foto: dpa
Geteiltes Deutschland: Bau der Berliner Mauer 1961 Foto: dpa

Die Eltern von Christian Schreiber flohen in den 50er Jahren von der DDR in die BRD. Doch von beiden blieb viel Familie im Osten zurück. Im Gespräch mit seiner Tochter Anniken Schreiber, Achtklässlerin der Integrativen Waldorfschule Emmendingen, schaut der 1957 in der BRD geborene Schreiber zurück und erzählt, wie viel Aufwand betrieben werden musste, um sich zu besuchen.

Zischup: Hat man viel von der DDR mitgekriegt, auch wenn man nicht dort gewohnt hat?
Schreiber.: Normalerweise hat man nur etwas über die Medien erfahren, also über die Zeitung oder das Fernsehen.
Zischup: Im Osten wurde von Westnachrichten gesprochen. Was genau war das?
Schreiber: In dem Begriff steckt, dass die Nachrichten im Sinne ihrer Deutung und Auswahl durch die westlich orientierte politische Ideologie gefärbt waren.
Zischup: Was waren die Umstände der Flucht deiner Eltern?
Schreiber: Meine Eltern flohen in den 50er Jahren aus der DDR. Sie wurden komplett enteignet und ließen einen Großteil ihrer Familie im Osten zurück.
Zischup: Konntest Du sie mit deinen Eltern besuchen?
Schreiber: Anfangs war das unmöglich, da mein Vater als Flüchtling kein Einreisevisum bekam. Außerdem hätte er bei einer Einreise riskiert, ins Gefängnis zu kommen.
Zischup: Ab wann wurde es für Dich und deine Eltern wieder leichter, in die DDR einzureisen?
Schreiber: Es muss in den sechziger Jahren im Zusammenhang mit den so genannten Ostverträgen gewesen sein. Der damalige Bundeskanzler Willy Brandt hat sie zusammen mit der DDR ausgehandelt. Diese Ostverträge beinhalteten wichtige Erleichterungen in den Beziehungen beider deutscher Staaten. So gab es zum Beispiel neue Regelungen des inneren Reiseverkehrs.
Zischup: Was heißt das konkret?
Schreiber: Neu geregelt wurde der sogenannte kleinen Grenzverkehr. In diesem Rahmen konnte man nach der Visaerteilung einreisen. Allerdings musste man noch am gleichen Tag wieder ausreisen.
Zischup: Gab es Probleme beim Überqueren der Grenze?
Schreiber: Probleme gab es normalerweise keine, jedoch viele zeitraubende Kontrollen. Man musste mehrmals den Reisepass und alle anderen Reisepapiere vorzeigen. Außerdem musste man Westmark in wertloses DDR-Geld eintauschen, und das Reisegepäck wurde gründlich untersucht und zum Teil sogar geröntgt, auch wenn es nur eine Trommel Waschpulver war. Besonders bei der Ausreise wurde das Auto ganz genau auf vielleicht versteckte Flüchtlinge untersucht. Die Grenzposten haben sogar unter der Rückbank nachgesehen und mit Spiegeln unter den Fahrzeugboden geschaut. Manchmal wurde auch der Benzintank mit Drahtspindeln untersucht.
Zischup: War es im Westen anders als im Osten?
Schreiber: In Westdeutschland gab es Konsumgüter oder Nahrungsmittel, die man in der DDR selten oder gar nicht bekommen konnte. Südfrüchte zum Beispiel gab es sehr selten. Auf ihre bestellten Autos mussten die DDR-Bürger bis zu zehn Jahre warten.
Zischup: Was war dein spannendstes Erlebnis in der DDR?
Schreiber: Es war immer wieder spannend, die Orte kennen zu lernen, von denen unsere Eltern uns erzählten.

Ressort: Schülertexte

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