"Das dürfen nur die Jungs machen"
ZISCHUP-INTERVIEW mit dem Elzacher Sebastian Winner über die Tradition des Scheibenschlagens in seinem Heimatort.
Angelina Weber, Klasse R8a, Schulzentrum Oberes Elztal (Elzach)
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Zischup-Reporterin Angelina Weber aus der Klasse R8a des Schulzentrums Oberes Elztal in Elzach hat mit Sebastian Winner aus Elzach über die Tradition des Scheibenschlagens gesprochen.
Winner: Das Schiebeschlage ist ein fastnächtliches Brauchtum, das vier Wochen nach der Fasnacht stattfindet.
Zischup: Warum findet dieses Brauchtum statt?
Winner: Man vertreibt damit den Winter und verjagt die dunklen Geister, und gleichzeitig schickt man für die Jungfrauen beziehungsweise die unverheirateten Frauen aus Elzach einen Gruß ins Tal.
Zischup: Wie lange findet das Schiebeschlage schon statt?
Winner: In Elzach wurde das Schiebeschlage 1676 das erste Mal nachgewiesen.
Zischup: Warum wird zu diesem Anlass so ein großes Feuer aufgetürmt?
Winner: Das hat keinen besonderen Grund, es geht nur ums Machtgetue zwischen den Ortschaften und dem letzten Jahrgang. Damit der Jahrgang von diesem Jahr sagen kann, er habe mehr Holz zusammen getragen als der vergangene Jahrgang oder die Nachbargemeinschaft.
Zischup: Dürfen das Schiebeschlage nur Jungs machen oder auch Mädchen? Und wenn es nur Jungen machen dürfen, für was sind dann die Frauen zuständig?
Winner: Das Schiebeschlage direkt dürfen nur die Jungen machen und die Mädchen sorgen praktisch für das leibliche Wohl der Schiebeschläger und der Zuschauer.
Zischup: Mit welchem Alter macht man das Schiebeschlagen?
Winner: Mit 18 macht man es in Elzach. Wenn man Schiebeschläger ist, dann gehört man auch automatisch zu den Taganrufern und geht dann gnadenlos vier Wochen über die Schiebeschlägerzeit.
Zischup: Warum macht man Schiebeschläger genau mit 18?
Winner: Das hängt damit zusammen, dass die Schiebeschläger auch die Taganrufergruppe sind. Diese führen praktisch dadurch eine fastnächtliche Hoheitsaufgabe aus und damit dann halt auch das Schiebeschlage. (Taganrufer dürfen unter anderem an der Fasnet bei allen Umzügen mit an der Spitze laufen, d. Red.)
Zischup: Welche Voraussetzung braucht es, um den ersten Schlag zu machen?
Winner: Es gibt eigentlich keine Voraussetzung. Das macht immer der Älteste, also der Junge, der im Jahr als erstes 18 wird.
Zischup: Muss es eine bestimmte Anzahl an Jungs geben, damit das Schiebeschlage durchgeführt werden kann ?
Winner: Das ist soweit egal. Die Anzahl kommt dadurch zustande, dass die Jungs immer jahrgangsmäßig zusammen sind. Bei mir war das der Jahrgang 1986 – wir waren zwölf Jungen: Es spielt also keine Rolle, wie viele Jungen es sind. Man schafft ja immer zusammen.
Zischup: Was zieht man zum Schiebeschlage an?
Winner: In Elzach ist es so, dass jeder Schiebeschläger einen schwarzen Hut und einen schwarzen Schiebeschläger-Mantel hat. Viele Gruppen kreieren auch einen Schiebeschläger-Pulli.
Zischup: Was muss fürs Schiebeschlage vorbereitet werden?
Winner: Die Vorbereitungen beginnen schon am ersten Freitag. Da wird zum Beispiel besprochen, wo man das Holz holt oder macht, oder wie man sich kleidet, ob man sich einen speziellen Pulli macht, ob man noch eine Fahne macht, das alles wird besprochen.
Zischup: Wie läuft der Abend ab?
Winner: Am Freitag und Samstag türmen sie das Holz auf und am Sonntagabend, so um 19 Uhr, beginnt dann das Schiebeschlage. Als Erstes beten sie am Feuer zur Mutter Gottes und singen ein Lied. Danach kommt der älteste Schiebeschläger, der sogenannte Schiebevater, und schlägt die Muttergottesscheibe den Berg runter, anschließend kommen zwei Schiebeschläger, die je eine leere, große Scheibe ins Tal schlagen. Danach sind die anderen Schiebeschläger dran und schlagen ihre brennenden Scheiben ins Tal hinab.
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