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Das Drama der Mutter lässt den Schriftsteller reifen

DRAMA: Natalie Portman verfilmte in ihrem Debüt "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" Kindheitserinnerungen von Amos Oz.  

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Natalie Portman, Amir Tessler   | Foto: Koch
Natalie Portman, Amir Tessler Foto: Koch
Der Schriftsteller Amos Oz wurde 1939 in Jerusalem geboren. Die Familien seiner Eltern waren 1933 und 1934 nach Palästina ausgewandert, wo sich sein Vater Ariel und seine Mutter Fania kennenlernten. Die beiden waren europäische Intellektuelle, hatten neben ihrer Bildung Erinnerungen an ihre osteuropäische Heimat im Gepäck und die Hoffnung auf einen Neuanfang im gelobten Land. Doch die Lebensbedingungen erweisen sich als armselig; überdies müssen sie die Nachrichten über die Ermordung ihrer zurückgebliebenen Verwandten verkraften. Als 1947 nach der UN-Abstimmung über einen Teilungsplan Palästinas sofortige arabische Angriffe erfolgen, wird auch die Hoffnung auf Frieden zunichtegemacht.

Das Wissen um die israelischen Gründerjahre wird in Natalie Portmans Regiedebüt, der Verfilmung von Amos Oz’ autobiografischen Kindheitserinnerungen, weitgehend vorausgesetzt. Als Zuschauer gerät man in die Situation des Jungen, der Stichworte aufschnappt. Amos wird im Krieg zu Hilfsdiensten herangezogen, erlebt, wie Nachbarn von Scharfschützen getötet werden, und versucht, sich auf all das einen Reim zu machen. Mit großen Ohren lauscht er Ariels politischen Parolen und Fanias meist traurig endenden Geschichten aus ihrer Kindheit. So wird er zum Seismographen der seelischen Zerrüttung seiner Mutter, deren jugendliche Träume sich in nichts aufgelöst haben. Eine garstige Schwiegermutter, ein verständnisloser Ehemann, der in seiner Bücherwelt aufgeht: Der Sohn versucht, zum Hüter der Mutter werden – und muss scheitern.

Portman, die selbst in einer angenehm unpathetischen Darstellung die lebensmüde Mutter spielt, versucht in ihrem Film herauszuarbeiten, wie Fanias Fluchten in die Erinnerung den Sohn dazu animieren, sich selbst mit spannenden Geschichten aus mancher Bredouille zu ziehen, und ihn zum Schriftsteller reifen lassen. Das Drama der Mutter als Inspiration für den Sohn – das ist starker Tobak.

Das Psychogramm dieser Mutter-Sohn-Beziehung ist oft recht anrührend, besonders wenn Fanias Erzählungen in Amos’ Fantasien weitergedacht werden. Doch die Charaktere der Eltern selbst bieten zu wenig Stoff, um die durchgängige Traurigkeit interessant zu machen. Auch auf der visuellen Ebene wirkt der Film einfallslos; neben tristen Gassen und apokalyptisch-wüstenhafter Umgebung mit verhangener Farbpalette gibt es kaum Augenfutter.

Die Schwierigkeit, den Echoraum dieser Kleinfamilie anschaulich zu machen, rührt auch aus der literarischen Vorlage, die vor philosophischen und historischen Bezügen übersprudelt. So scheitert dieses ambitionierte Debüt auch an der Komplexität des Romans.

"Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" (Regie: Natalie Portman) läuft in Freiburg. (Ab 12)

Ressort: Kino

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