Smog
Chinas Kohleheizungen befeuern den Klimawandel
Im Norden des Landes sind Kohleheizungen ein Riesenproblem. In der Luft schwebt unvorstellbar viel Feinstaub. Die Verschmutzung hat gravierende Folgen.
Di, 10. Nov 2015, 0:00 Uhr
Wirtschaft
Thema: Klima 2015
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PEKING. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen, der sich die Menschheit stellen muss. Um die Erderwärmung zu begrenzen, müssen die Staaten gemeinsam handeln. Vom 30. November an versuchen die Länder in Paris, ein neues Klimaabkommen abzuschließen. Welche Folgen der Klimawandel hat, was er für Deutschland bedeutet und wer die wichtigen Akteure sind, stellt die BZ in einer Serie dar. Heute schildert unser Mann in Peking, welche Folgen das Heizen mit Kohle in der zweitgrößten Volkswirtschaft hat.
Nun also ein Wert von 1400 in der Millionenmetropole Shenyang – Hauptstadt der baden-württembergischen Partnerregion Liaoning im Nordosten Chinas. Und ebenfalls extrem hohe Belastung in vier Dutzend weiteren chinesischen Großstädten. "Wenn 500 als schwere Luftverschmutzung gilt, was soll das dann sein?", fragt der Entrepreneur und Milliardär Lei Jun in seinem Blog. Die Luftkatastrophe könnte ihm gleichwohl glänzende Geschäfte bescheren. Seine Firma Xiaomi stellt neben Handys auch Luftreiniger her.
Hauptgrund des plötzlichen Anstiegs auf den Smog-Rekord ist der Winteranfang in Nordchina. Praktisch alle Wohnanlagen hier heizen in irgendeiner Form mit Kohle. Meist sind es kleine Anlagen in der Mitte eines Häuserblocks. Das Prinzip ist einfach. Örtliche Kohle kommt in den Kessel, der Rauch geht ungefiltert durch den Schornstein heraus. Im günstigeren Fall erhalten die Wohnungen Fernwärme aus einem Kraftwerk vor der Stadt. Zu Wochenbeginn kamen noch Windstille und eine Wetterlage hinzu, in der Rauch schlecht nach oben abzieht. Das Ergebnis war eine dichte Glocke über Shenyang.
Für die chinesische Regierung ist der Smog-Höchststand zu Winterbeginn eine Warnung und ein schlechtes Omen. Ende des Monats wird sie auf der Klimakonferenz in Paris ehrgeizige Pläne zur Verringerung des Kohleverbrauchs vorstellen. Denn die Kohle verpestet ja nicht nur die Luft, sie trägt auch maßgeblich zum Klimawandel bei. Doch der Alltag der Menschen und ihre Heizgewohnheiten in Shenyang zeigen, wie schwer die Umstellung fallen wird. Ganze Millionenstädte brauchen andere Heizkonzepte – und noch ist unklar, mit welchem anderen Brennstoff das bevölkerungsreichste Land der Welt seine Wohnungen bezahlbar warm bekommen soll.
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