Bildung
Bundesbildungsministerin Wanka startet Milliardenprogramm zum EDV-Ausbau in den Schulen
Milliardenprogramm der Bundesbildungsministerin zum EDV-Ausbau in den Schulen kommt den Ländern gerade recht.
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Warum handelt Ministerin
Wanka gerade jetzt?
Zu einen hat die Ministerin ihre Legislatur-Agenda in der Bildungs- und Forschungspolitik ein Jahr vor der Bundestagswahl 2017 weitgehend abgearbeitet. Da sieht es gut aus, mit einem Milliardenprojekt für die nächste Wahlperiode zu winken, das nach Wankas Eindruck auch das Wohlwollen des Finanzministers Wolfgang Schäuble (CDU) finden dürfte und sich rasch mit den Ländern vereinbaren ließe. Zum anderen sieht Wanka digitale Bildung sehr grundsätzlich als "entscheidende Zukunftsaufgabe, für die Bund und Länder gemeinsam Verantwortung tragen", wie sie am Mittwoch in einer Präsentation ihrer Pläne betonte.
Warum wären Computer und WLAN in den deutschen Schulen wichtig?
Zwei Studien haben zuletzt zwar nicht gleich einen zweiten Pisa-Schock ausgelöst, aber doch große Sorgen, dass Deutschland die digitale Zukunft verschläft. Erstens landeten deutsche Schüler beim internationalen ICILS-Vergleichstest 2014 mit ihren Computerkenntnissen nur im Mittelfeld – viel "Gedaddel" mit dem Handy, aber wenig echtes Knowhow, so die Bilanz.
Zweitens gibt es zwischen den 16 Ländern bei Computerausstattung und IT-Unterricht an den bundesweit 40 000 Schulen große Unterschiede, wie die Ende 2015 vorgelegte Studie "Schule digital" zeigte. Lehrer in Bayern, Hamburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz waren noch am zufriedensten. Dort halten jeweils rund zwei von drei Pädagogen die Ausrüstung für ausreichend. Nur rund 40 Prozent sind es in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Auch beim WLAN driften die Länder weit auseinander. So finden in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein nur zwei von fünf Lehrern, dass der Internetzugang an ihrer Schule schnell und stabil genug ist.
Darf der Bund überhaupt mit
Geld in die Schulpolitik eingreifen?
Durch das "Kooperationsverbot" ist grundgesetzlich geregelt, dass Schulbildung Ländersache ist. Doch Wanka verweist auf den Verfassungspassus: "Bund und Länder können bei der Planung, der Errichtung und dem Betrieb der für ihre Aufgabenerfüllung benötigten informationstechnischen Systeme zusammenwirken" (Artikel 91c). Ob das ausreicht, lässt derzeit die Kultusministerkonferenz (KMK) prüfen. Aber die Länder sehen auch, dass sie bei den anstehenden Investitionen in dringliche Schul-IT-Projekte durch den Bund finanziell stark entlastet werden.
Was müssten die Länder selbst tun?
Die Bundesbildungsministerin will die Länder verpflichten, digitale Bildung in der Praxis zu realisieren – mit entsprechender Lehrerausbildung, Unterrichtskonzepten, gemeinsamen technischen Standards, Wartung und Betrieb der Technik. Die KMK hat vor wenigen Monaten eine eigene Strategie entwickelt. "Ein reflektierter und konstruktiver Umgang mit digitalen Medien ist für Kinder und Jugendliche heutzutage genauso bedeutsam wie Rechnen, Lesen und Schreiben. Es bedarf aber weiterer Impulse", sagt KMK-Präsidentin Claudia Bogedan (SPD).
Wie fallen die ersten Reaktionen
auf Wankas Pläne aus?
Die SPD ist grundsätzlich einverstanden, verweist aber auf ihre wesentlich umfangreichere "Bildungsallianz" zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Diese zielt außer auf die Digitalisierung an den Schulen auch auf Sanierung der Gebäude und auf weitere Ganztagsschulen. Kostenpunkt: rund neun Milliarden Euro bis 2021. Auch der DGB meint, Wanka springe zu kurz mit ihrer Konzentration auf IT-Ausstattung. Die Kommunen fordern sogar noch mehr Geld vom Bund: 2,5 Milliarden Euro pro Jahr.
Wie sieht es mit der
IT-Kompetenz der Lehrer aus?
Meist eher mau. Laut Studie "Schule digital" setzt kaum die Hälfte (47,6 Prozent) der befragten 1250 Lehrer mindestens einmal pro Woche im Unterricht Computer ein. Nur knapp jeder dritte Pädagoge (30,2 Prozent) entwickelt computergestützten Unterrichts. Aber fast sechs von zehn Lehrern (57,9 Prozent) wünschen sich auch mehr Unterstützung für eine digitale Offensive im Klassenzimmer.