Eisenbahn-Romantik
Breitnauer lässt XXL-Modellbahn mit Dampfantrieb auf 600-Meter-Runde rollen
Edgar Schaller verwirklicht seinen Kindheitstraum vom Lokführer / Das Bähnle fährt sonntags bei gutem Wetter.
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BREITNAU. Ein schriller Pfiff ertönt aus der Dampfpfeife, die kleine Glocke am Zugende bimmelt. Die fünf Waggons sind mit Kindern und Eltern voll besetzt. Fauchend und schnaubend setzt sich Dampfross "Rita" in Bewegung und nimmt mehr und mehr Fahrt auf. Zweimal absolviert das Bähnle die 600 Meter lange Runde, dann erfolgt ein Halt – Eisenbahnromantik pur am Ufer des Ödenbachs in Breitnau.
Alles ist liebevoll hergerichtet auf dem Gelände hinter dem Backhof Helmle unweit der B 500. Da gibt es Schuppen für die Lok und die Waggons sowie teilweise echtes Zubehör: eine Originalweiche, Laternen und eine Signalpfeife, wie sie einst auf Hauptstrecken verwendet wurden. Am Zugende hängt der Wagen mit Schlusslicht und einem luftbetriebenen Läutwerk, welches der Lokführer mittels Fernbedienung ertönen lassen kann. Alle Wagen sind mit Druckluftbremsen ausgestattet. Die Weiche am Signal an der Brücke funktioniert prächtig. Vor allem Kinder, aber auch Erwachsene sind fasziniert. Die Strecke führt am Ufer des Ödenbachs entlang und durch ein kleines Wäldchen mit freier Sicht auf einen Teich und weiter über eine große Wiese. Vor oder nach der Fahrt bieten sich unterhaltsame Alternativen. Die Besucher können das Miniatur-Wasserkraftwerk oder auch das kleine Tiergehege besichtigen und die Hasen streicheln. Die weidenden Pferde in der Umgebung sind vor allem für "Städter" ein willkommenes Fotomotiv.
Edgar Schaller wurde 1939 in Gündelwangen geboren. Sein Vater betrieb eine kleine Landwirtschaft und einen Fuhrbetrieb mit Lastwagen. 1970 zog Schaller nach Breitnau um. Dort lebt er nun seit 46 Jahren. "Als Kind wäre ich am liebsten Lokführer geworden. Das hat mich von klein auf gereizt," erzählt der heute 77-Jährige. Doch er musste den Lkw-Führerschein machen und Langholz fahren. Später saß er am Steuer eines riesigen Tankzugs und transportierte 28 Jahre lang Heizöl von Tankschiffen in Breisach zu den Kunden im Hochschwarzwald.
Doch sein Schwager war Lokführer. "Im Alter von 16 Jahren durfte ich auf einer Drei-Zylinder-44er-Maschine mitfahren. Das war eine große Dampflok. Sie zog 60 Waggons über 100 Kilometer von Basel nach Singen." Weil die Qualität der Kohle schlecht war und wenig Energie lieferte, musste der Heizer fast ständig schaufeln: "Manchmal musste sogar mein Schwager als Lokführer noch helfen."
Im Zusammenhang mit der 100-Jahr-Feier der 1887 eröffneten Höllentalbahn machte Edgar Schaller in einem Eisenbahnerheftle eine kleine, gebrauchte Lok in Müllheim an der Ruhr ausfindig: "Der Besitzer war bereit, mir das vier Zentner schwere Stahlross nach Breitnau zu transportieren."
das geliebte Hobby
Die Jungfernfahrt des Dampfzügles erfolgte am 1. Mai 1989. Seither läuft das Ödenbacher Bähnle jeweils sonntags ab 14.30 Uhr – aber nur bei schönem Wetter. In den knapp drei Jahrzehnten fielen immer wieder Reparaturen und Umbauten an. Auch diese Kosten trägt der Hobbylokführer selbst. Das Mitfahren auf dem Bähnle ist frei – am Lokschuppen steht ein kleines Spendenkässle.
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