Blinder Mut: Wie eine blinde Frau in Moskau mit Einzelmahnwachen protestiert
Eine blinde Moskauerin und ihre sehende Freundin kämpfen mit Einzelmahnwachen für das Recht, dagegen zu sein. Sie und ihre Mitstreiter riskieren Festnahmen, Bußgelder und Schlimmeres. Eine Geschichte über Angst und Tapferkeit.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
Sie hört die scharrenden Schritte und die Stimmen der Passanten, Pkw-Motoren brummen, irgendwo hämmert eine verspätete Baustelle. Oksana spürt den letzten warmen Atem des Moskauer Tages und das Licht des Sonnenuntergangs. Dann rumpelt die Trambahnlinie 3 heran, bremst in der Kurve quietschend, laut und lange. Neue Menschentrauben eilen vorbei. Oksana steht mitten drin im Feierabendtrubel an der Metrostation Tschistyje Prudy und ist doch sehr allein. Eine junge Frau mit einem großen Pappschild, auf dem steht: "Es gibt kein größeres Verbrechen als den Mord der Seele. Stoppt die Strafpsychiatrie!" Ihr grauroter Blindenstock fällt kaum auf, die Lider ihrer honigbraunen Augen sind gesenkt, als lausche sie nach innen. Aber Oksana Ossadtschaja, 27, ist jetzt sehr extrovertiert. "Ich versuche, alle Geräusche und Bewegungen wahrzunehmen, vor allem, ob sich jemand nähert." Jemand, der sie fragt, was "Strafpsychiatrie" bedeutet. Oder der sie festnimmt.
Oksana ist eine Moskauer ...