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Blind, aber nicht behindert

Martin Park kann seit seinem zweiten Lebensjahr nichts mehr sehen – eine Schwäche neben sehr vielen Stärken.  

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Blind sein ist keine Behinderung, sondern eine Schwäche wie zum Beispiel nicht tanzen können. Davon ist Martin Park überzeugt. Seit seinem zweiten Lebensjahr ist er blind. Heute unterrichtet er an einem Gymnasium bei Stuttgart Französisch und Geographie – und nutzt dabei seine Stärken und Schwächen für den Unterricht.

"Sehende können zwar die Augen schließen, doch das Gefühl blind zu sein ist etwas ganz anderes", erklärt er. Durch das Nichtvorhandensein dieses Sinnes bildeten sich andere Sinne viel stärker aus, wie zum Beispiel der Gehörsinn, das Wärmeempfinden und sogar der Geruchssinn. Mit seinem Gehörsinn kann Martin Park sogar am Geräusch beim Schütteln der Milch unterscheiden, ob die Milch fettarm oder normal ist. Auch das unerlaubte Betätigen einer Handytastatur während des Unterrichts kann er problemlos hören. Ein weiterer Vorteil – auch für die Mitmenschen: Er lässt sich beim Kennenlernen nicht vom Äußeren beeinflussen wie die Sehenden, sondern schließt eher vom Inneren einer Person auf das Äußere.

Auch in der Schule ist das Blindsein nicht unbedingt ein Nachteil. Durch moderne Medien wie Smartboard, Beamer oder einfach einem Relief-Globus kann er seinen Unterricht gut gestalten. Wenn er Schüler aufrufen will, ist der Melde-Ball eine wichtige Arbeitshilfe, den seine Schüler sich gegenseitig zuwerfen, wenn sie etwas sagen wollen.

Er erzählte, dass die Schüler seine Schwäche sehr gut akzeptieren, und dass der Unterricht auch viele Vorteile für die Schüler haben kann. Da er die Schüler nicht sieht, ist er in der Lage, die Stimmen und die Stimmungen in der Klasse auf anderen Ebenen intensiv wahrzunehmen. Auch die Schüler müssen in seinem Unterricht mehr aufeinander und auf den Lehrer achten, was zu einer guten Atmosphäre beiträgt. Selbst mit den Kollegen gibt es kaum Probleme. Nur am Anfang sind manche vielleicht skeptisch, dass wegen seiner Behinderung mehr Arbeit auf sie zukommen könnte.

Martin Park war selbst bis zu der achten Klasse auf einer Blindenschule. Doch viel davon hielt er nicht, deswegen wechselte er danach zu einem normalen Gymnasium. Entgegen den Voraussagen seiner früheren Lehrer gewöhnte er sich dort sehr schnell ein und fand viele neue Freunde. In der Blindenschule hatte er sich zu eingesperrt gefühlt. Er konnte viele Dinge nicht tun, wie mit den sehenden Freunden in die Stadt gehen.

Durch diese Erfahrung an beiden Schulen weiß er, dass Blindenschulen einem zwar helfen können, besser klarzukommen, zum Beispiel mit der Brailleschrift, aber das reelle Leben ist es nicht. Die meisten Menschen machen leider geradezu zwei Welten daraus und trennen diese schon unbewusst mit Gedanken wie: "Der Blinde heiratet eine Blinde und der Sehende eine Sehende". Nach Martin Parks Meinung ist es am besten für blinde Kinder und Jugendliche auf normale Schulen zu gehen, um Selbstständigkeit zu lernen.

"Blind zu sein ist überhaupt keine Behinderung", sagt er. Blinde können genau wie Sehende Dinge haben, die einen glücklich machen und für die man lebt, wie Freunde, Beziehungen, Familie und Hobbys. Eines seiner größten Hobbys ist der Sport draußen in der Natur: Klettern, Paddeln und Fahrrad fahren. Dies alles kann er zwar nicht allein, aber es sind ohnehin Sportarten, die man in der Regel nicht allein betreibt. Er findet, dass es zu zweit gleich viel mehr Spaß macht.

Praktisch ist auch, dass man nicht einsam wird, wenn man vieles im Alltag mit Menschen macht. Bei all dem hilft ihm außer seinen Freunden auch die treue Führhündin Finnja, die ihn zu der Schule und sogar zum Paddeln immer begleitet.

Der einzige Nachteil für Martin Park an seinem Blindsein? Die blöden Sprüche oder andere negative Reaktionen mancher Menschen ihm gegenüber. Doch das ist für ihn alles kein Grund, Blindheit als Behinderung zu sehen. Für ihn ist Blindheit eben nur eine Schwäche, die man durch viele andere Stärken wieder wett machen kann.

Ressort: Schülertexte

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