Zentrum Landwasser

Bildungsungerechtigkeit wird konkret sichtbar

Christoph Schwarz & Freiburg
Mo, 07. Oktober 2024
Leserbriefe Freiburg

Zum Bericht "Freiburgs größtes Bauprojekt eröffnet" (BZ vom 13. September) über das neue "Zentrum Landwasser".

Landwasser hat endlich seinen eigenen Konsumtempel mit Luxuswohnungen. Wie ein riesiges hochmodernes Passagierschiff, dass versehentlich im Meer von zerfallenden Plattenbau-Wohnungen à la DDR-Baustil zwischengeparkt wurde, thront es und wirft seine dunklen Schatten über die Probleme von Landwasser. Auch der Schein der weißen Fassade kann nicht über die Probleme von Landwasser hinwegtäuschen.

Der Konsum befördere eine gefährliche, passive, bequeme, zerstreute Haltung – wie mancher kritische Bildungskritiker von sich gibt – und die Menschen verlören dabei den Blick für ihr eigenes Elend. Diesem Phänomen kann man in der Grundschule Landwasser begegnen.

Als Vater, dessen Kind diese Schule besucht, schreit mein Gewissen und fragt sich: Warum hat der Oberbürgermeister und seine Schulverwaltung diese Schule vergessen, aber dafür alles für den Bau dieses Konsumtempels ermöglicht?

Die Grundschule aus den 60er Jahren ist in die Jahre gekommen: Im Keller steht das Grundwasser, das sogar im Kellerabgang der Schule steht. Die Fenster sind so alt wie die Schule selbst. Es zieht an allen Ecken und Kanten. Die Fenster lassen sich zum Teil nur ganz schwer öffnen.

Die Lehrer/innen, Erzieher/innen sitzen wie die Hühner dicht gedrängt wie in einer Hühnerfarm.

Wenn man auf andere Stadtteile und deren Grundschulen blickt, merkt man doch gleich, dass Bildungsgerechtigkeit viel mit der Herkunft zu tun hat. Hier wird Bildungsungerechtigkeit konkret sichtbar! Die Ganztagsschule platzt aus allen Nähten und muss Kinder ganztätig betreuen in einem Bau, der nie als Ganztagsschule erbaut worden war. Nun soll Landwasser weiter wachsen. Wo sollen dann die vielen zuströmenden Kinder unterrichtet werden?

Es ist gut, dass dies alles durch den dunklen Schatten des Konsumtempels weiterhin überdeckt wird. Hauptsache, wir können konsumieren – unter welchen die Bedingungen unsere Kinder dabei lernen, spielt keine Rolle.

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