Saint-Louis
Bilderbuch überzeugen beim Conc’Air-Festival St. Louis
Die schwer angesagte Band Bilderbuch aus Österreich liefert in Saint Louis einen astreinen Gratisgig ab. Grelle Reize und sympathischer Größenwahn stehen dabei im Mittelpunkt.
Mo, 10. Aug 2015, 8:29 Uhr
Rock & Pop
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Selbst nach zwei Vorbands ist ein Freiburger Fan noch skeptisch: "Hier sollen Bilderbuch spielen? Ich glaub’s erst, wenn die auf der Bühne stehen." Denn nach dem Hype um die vierköpfige Truppe mit ihrem unglaublich lässig-coolen Stilmix, der eine laszive Sexyness ausstrahlt, wie man sie in der deutschen Musikszene lange nicht mehr gehört hat, bleibt der Run auf das Konzert aus. Zumindest beim Conc’Air in Saint-Louis, einem Festival der kurzen Wege: Parken, Einlass, Verpflegungsstände, erste Reihe – all das spielt sich unkompliziert auf wenigen Metern ab, fernab des üblichen Festivalstresses.
Ohne Ankündigung senkt sich der horizontale Vorhang, und bei tropischen Temperaturen heißen die Bandmitglieder die Zuschauer "Willkommen im Dschungel". Fanfaren und Falsett, 80er-Jahre-Anleihen und fetter Bass – die ersten Takte tropfen aus den Boxen und gehen direkt in die Glieder. Visuell setzt die Wiener Combo grelle Reize, und das eigentliche Spektakel liefert Sänger Maurice Ernst ab, der in schwarzem Netzhemd und goldener Glitzerhose auftritt und sich in einem Hauch von sympathischem Größenwahn ständig in Pose wirft.
"Ich will deine Hose!", skandieren einige Fans unisono. "Niemals!", haucht der knackblonde Exzentriker kaum hörbar ins Mikro nach dem Titelsong des aktuellen Albums "Schick Schock". Da dreht er dem Publikum den Po zu und haut die erste Worte raus: "Sag es laut! Jaul es raus! Gib es zu! Du bist hinter meinem Hintern her!" Die Menge tobt. Die vielen deutschen Fans singen erstaunlich textsicher mit, die anderen verfolgen das Spektakel gebannt, wippen, tanzen, posieren vor ihren Handys. Michael Krammer an der stets hechelnden Gitarre entpuppt sich als Saiten-Berserker mit Gummibeinen, der auch mal hinterkopf spielt und ein überragendes Solo im Stile von Prince in den Nachthimmel meißelt. Bilderbuch, obwohl vor kleiner Kulisse, spulen – ganz Vollprofi – ihr 75-minütiges Set souverän und mit sichtlichem Spaß runter.
Da haben die Veranstalter ein (un)glückliches Händchen bewiesen – aus ihrer Sicht hätte der Abend sicher besser besucht sein können. Für die Bilderbuch-Fans war es ein Augen- und Ohrenschmaus par excellence, serviert auf dem Silberteller. Und selbst diejenigen, die die Musik der Truppe vorher nicht kannten, genossen das in jeder Hinsicht schwül-warme Konzert in vollen Zügen. Großes Kino im eher kleinen Rahmen.
- Bilderbuch: So viel Schmäh war lange nicht
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