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Biathlon

Biathlet Roman Rees trainiert auch daheim in Hofsgrund

Seit Biathlet Roman Rees wechselweise am Stützpunkt in Ruhpolding und daheim im Schwarzwald trainiert, läuft es bei ihm besser. Kommende Woche wird er bei der EM in Polen starten.  

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In Hofsgrund ist er aufgewachsen, hier...t und tankt Kraft: Biathlet Roman Rees  | Foto: ruoff
In Hofsgrund ist er aufgewachsen, hier findet er Halt und tankt Kraft: Biathlet Roman Rees Foto: ruoff
Hier oben gibt es kaum einen flachen Meter. Steile Hänge links, rechts und geradeaus. Wer sich hier bewegt, trainiert, ohne es zu merken. Heute will sich jedoch kaum jemand draußen bewegen, denn es hat mehr als einen halben Meter Schnee, die Temperatur liegt deutlich unter null und der Wind pfeift einem auf 1050 Metern Höhe bitterkalt um die Nase. Nur ein paar Kinder trotzen dem Winterwetter am Skihang. Früher war Roman Rees auch dort. "Wenn ich im Winter von der Schule heimkam, bin ich gleich an den Skilift gerannt." Und im Sommer? "Da sind wir im Wald herumgestreunt oder Richtung Schauinsland gelaufen, da gibt es Felsen." Es gab damals viel zu entdecken rund um Hofsgrund, die Natur war ihr Abenteuerspielplatz.

Heute streunt Roman Rees (SV Schauinsland) nicht mehr herum, aber er zehrt von seiner aktiven Kindheit in schwierigem Gelände. Er ist 23 und einer der besten Biathleten Deutschlands. Biathlon ist der Versuch, scheinbar Unvereinbares zu vereinen: schnell skaten und stillhalten beim Schießen. Bei der deutschen Meisterschaft im Sommer wurde er Vizemeister in der Verfolgung, Dritter im Massenstartrennen und Vierter im Sprint. Wenn allerdings eine Wintersportart ihre Besten im Sommer ermittelt, sagt das viel über den Stellenwert der Titelkämpfe aus. Roman Rees war’s egal, für ihn waren die Ergebnisse nach zwei schlechten Wintern aussagekräftig.

Er qualifizierte sich danach für den IBU-Cup, das ist international die zweite Liga nach dem Weltcup. In den zwei Jahren zuvor war ihm das nicht gelungen. Im ersten Sprintrennen in Beitostoelen (Norwegen) stürmte er auf den zweiten Platz und wurde er für den Weltcup in Östersund (Schweden) nachnominiert. Rees, der seinen Kaderstatus verloren hatte und deshalb zu keinem Lehrgang des Deutschen Skiverbands eingeladen wurde, hatte sich von ganz unten in die Liga der Weltbesten hochgekämpft. Im Einzelwettkampf wurde er 48. im Feld der 103 Biathleten. In der Verfolgung schaffte er es nach einem durchwachsenen Sprint (57.) auf Rang 36. Er hatte 21 Plätze gutgemacht.

Als er vom Weltcup in Schweden zurückflog, kam sein Gepäck hier nicht an. "Selbst wenn er nur mit einem Waffenkoffer und einer Zahnbürste weiterreisen muss, bleibt er gut gelaunt. Den Roman wirft so schnell nichts aus der Bahn", sagt die Schwarzwälder B-Kader-Biathletin Annika Knoll (SV Friedenweiler), die ihn am Flughafen abholte. "Ausgeglichenheit und Lebensfreude" bescheinigt ihm auch Benedikt Doll, der Weltcupstarter von der Skizunft Breitnau. Charakterzüge, die in den vergangenen beiden Wintern auf eine harte Probe gestellt wurden.

Sein Potenzial als Skijäger hatte Roman Rees früh angedeutet: Vom olympischen Winterfestival (EYOF) kehrte er 2011 als Jugendlicher mit einem kompletten Medaillensatz zurück: Mit der Staffel, in der auch Laura Dahlmeier stand, gewann er Gold. Im Sprint wurde er Zweiter und im Einzelrennen Dritter, jeweils einen Platz hinter Johannes Thingnes Boe. Der Norweger ist in der Weltklasse angekommen, ebenso Laura Dahlmeier, während die Karriere von Roman Rees ins Stocken geriet.

Im Frühjahr 2013 wechselte er an den Stützpunkt in Ruhpolding. Die Qualifikation im Herbst für den IBU-Cup misslang. Er wurde krank und als er wieder gesund war, lief er Deutschlandpokal-Rennen: "Als Aktiver ist das nix. Wenn man da landet, kann man die Saison abhaken", sagt Rees. Im folgenden Winter konnte er sich erneut nicht für den IBU-Cup qualifizieren, zudem riss er sich Ende des Jahres 2015 beim Joggen das Außenband im Knöchel und fiel sechs Wochen aus. Es war die zweite Saison hintereinander, in der er seine Ziele nicht erreichte. Erstmals machte er sich Gedanken, wie es nach dem Sport weitergehen könnte.

Mit dem Leiter des Zoll-Skiteams, dem Rees angehört, forschte er nach Gründen, warum er unter seinen Möglichkeiten blieb. "Ich möchte mich auch selbst einbringen in den Trainingsprozess. Ich kann nicht ständig nach einem vorgegebenen Plan trainieren, der nicht auf mich abgestimmt ist", sagt Rees. Sein ehemaliger Trainer am Skiinternat Furtwangen, Roman Böttcher, drückt es so aus: "Der Roman braucht Freiräume, der hat seinen eigenen Kopf."

An das Aufnahmeritual im Skiinternat erinnert sich Rees noch genau: "Die Sportler, die schon länger da waren, haben ein Getränk gemixt, das man durch einen Skistock trinken musste. Das war verdammt scharf, da war viel Tabasco drin. Nicht bei allen blieb es unten", sagt Rees und grinst.



Seit dem Frühjahr verbringt er nach Absprache mit den Stützpunkttrainern in Ruhpolding regelmäßig Trainingswochen daheim im Schwarzwald. "Hier kann ich mein Ding machen. Ich kann meine Runden so planen, dass es mir Spaß macht." Seit das Training neu geregelt ist, läuft es bei Roman Rees besser. Kommende Woche wird er bei der Europameisterschaft in Polen starten. "Top Ten wäre ein Ziel", sagt er. Benedikt Doll traut ihm das zu: "Der Roman ist ein guter Läufer und selbstbewusster Schütze. Wenn alles zusammenpasst, kann er bei der EM weit nach vorne kommen."

In den vergangenen Tagen ist Rees am Notschrei gelaufen und hat auch auf der dortigen Biathlonanlage geschossen. Vor der Reise zur EM wird er noch zwei Trainingstage in Ruhpolding einschieben. "Ruhpolding wird nie meine Heimat werden. Ich habe doch schon eine, ich gebe das hier nicht auf", sagt er, "ich bin überzeugter Schwarzwälder, ich bin überzeugter Hofsgrunder".

Ressort: Biathlon

Dossier: Baden in Bewegung

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