"Bezahlung steht in keinem Verhältnis zum Einsatz"
ZISCH-INTERVIEWmit Hebamme Sarah Nicolai über ihre Aufgaben und den Grund dafür, warum sie ihren Berufsstand bedroht sieht.
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Zisch-Reporterin Mascha Carlotta Nicolai aus der Klasse 4c der Grundschule Kirchzarten hat ihre Mutter Sarah Nicolai, die Hebamme ist, über ihren Beruf befragt.
Nicolai: Ich arbeite schon fast 13 Jahre als Hebamme.
Zisch: Wie kamst du auf die Idee, Hebamme zu werden?
Nicolai: Mit 17 habe ich eine Hebammenschülerin kennengelernt. Daraufhin habe ich ein paar Mal eine Hebamme begleitet und mir die Arbeit angeschaut.
Zisch: Wo lernt man den Beruf?
Nicolai: Im Krankenhaus mit einer angeschlossenen Hebammenschule. Inzwischen kann man ihn sogar auch studieren.
Zisch: Wie lange dauert die Ausbildung?
Nicolai: Die Ausbildung dauert drei Jahre, außer du bist schon Kranken- oder Kinderkrankenschwester, dann sind es nur zwei Jahre. Wie das Masterstudium abläuft, weiß ich allerdings nicht.
Zisch: Was machen Hebammen überhaupt?
Nicolai: Wir begleiten Frauen in der Schwangerschaft. Das heißt, wir machen Vorsorgeuntersuchungen, beraten und helfen bei Beschwerden. Und viele von uns geben Geburtsvorbereitungskurse. Das sind Kurse, in denen die Frauen und Paare auf die Geburt und die erste Zeit mit dem Baby vorbereitet werden. Zudem begleiten wir die Frauen unter der Geburt: Wir unterstützen die Mutter beziehungsweise das Paar bei der Geburt im Krankenhaus, im Geburtshaus oder Zuhause. Und dann unterstützen wir die Familien im sogenannten Wochenbett sehr intensiv. Das ist in den ersten acht Wochen nach der Geburt. Wir helfen beim Stillen, schauen nach dem Befinden der Mutter, denn Schwangerschaft und Geburt sind sehr anstrengend für sie, und wir kontrollieren die Entwicklung der Babys. Nach dem Wochenbett unterstützen wir die Mütter bei Stillproblemen, wenn sie mit dem Stillen aufhören wollen oder müssen, und bei der sogenannten Beikosteinführung, also wenn die Babys beginnen, feste Nahrung zu essen. Wir Hebammen bieten auch sogenannte Rückbildungskurse an. Das sind Gymnastikkurse, die helfen, nach Schwangerschaft und Geburt wieder fit zu werden.
finden eine gute Lösung"
Nicolai: Ja, das könnte man tatsächlich so nennen. Ich versuche, es einfach und verständlich zu erklären: Wir Hebammen brauchen eine Versicherung, um arbeiten zu dürfen. Diese Haftpflichtversicherung zahlt zum Beispiel, wenn ein Kind durch einen Fehler der Hebamme unter der Geburt einen dauerhaften Schaden nimmt. Das passiert ganz, ganz selten, aber wenn es passiert, dann kostet die Pflege dieses Kindes sehr viel Geld. Und dieses Geld will die Versicherung nun nicht mehr zahlen. Zumindest nicht unter den momentanen Bedingungen. Konkret heißt das, dass wir Hebammen in den letzten Jahren immer höhere Versicherungsbeiträge zahlen müssen. Manche Kolleginnen haben sogar schon aufgehört, als Hebamme zu arbeiten, weil sie es sich nicht mehr leisten können. Die Bezahlung von uns Hebammen steht nämlich leider in keinem Verhältnis zu unserem Einsatz und genauso wenig zu den Versicherungsbeiträgen. Die aktuelle Situation ist die, dass die Versicherer uns bald nicht mehr versichern wollen. Das bedeutet, dass es ab Juli 2016 eventuell keine Hebammen mehr geben wird. Ich hoffe sehr, dass die Politiker einen guten Job machen und eine für alle Beteiligten gute Lösung finden!
Zisch: Wie arbeitest du persönlich?
Nicolai: Ich arbeite als freiberufliche Hebamme und habe mich mit zwei Kolleginnen zusammengetan. Wir haben zu dritt eine Hebammenpraxis eröffnet. Dort bieten wir und andere Kursleiterinnen Kurse rund um das große Thema Familie an. Ich selbst gebe Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse und mache im Prinzip alles, was eine Hebamme macht, außer der Begleitung der Geburt.
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