Tierwelt
Beuteltiere im Wingsuit: Australiens fliegende Koalas
Fliegende Koalas – gibt es das? Fast. "Greater Gliders" ähneln den niedlichen Eukalyptusfressern zwar, sind aber eine eigene Tiergruppe. Umweltschützer kämpfen um ihre letzten Lebensräume.
Carola Frentzen
Di, 30. Jan 2024, 16:08 Uhr
Panorama
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Mit einem Durchschnittsgewicht von rund eineinhalb Kilogramm sind sie etwa so groß wie eine Hauskatze. "Sie sind die größten gleitenden Beuteltiere der Welt", schrieb die Zeitung Sydney Morning Herald unlängst. "Fliegende Koalas, von denen die meisten Menschen noch nie gehört und die nur wenige je gesehen haben." Mit wissenschaftlichem Namen heißen die Beutelsäuger Petauroides. Einst waren sie in den Eukalyptuswäldern an der Ostküste gar nicht so selten. Heute gelten sie in manchen Gebieten bereits als ausgestorben.
"Es handelt sich um faszinierende Geschöpfe, die ein verborgenes Leben in den Baumkronen der Wälder führen", sagte Ana Gracanin, die die Tiere an der Australian National University erforscht. "Sie sind unglaublich flauschig, haben große runde Ohren und einen sehr langen Schwanz."
Den Flausch und ihre Niedlichkeit hätten sie mit den Koalas gemein, ebenso ihre Vorliebe für Eukalyptusblätter. Ein Unterschied bestehe darin, dass Greater Gliders bis zu 100 Meter weit von Baum zu Baum gleiten können. Möglich macht das eine Membran, die vom Handgelenk bis zum Fußknöchel reicht – eine Art "pelziger Wingsuit", wie der Sydney Morning Herald es umschrieb. "Daher der Spitzname "fliegender Koala", erläutert Gracanin.
Die Tiere, die schwarzes, graues oder weißes Fell haben, sind nachtaktiv und schlafen tagsüber in Baumhöhlen. Nach Sonnenuntergang steigen sie ins Blätterdach. Dort ernähren sie sich die ganze Nacht über von Eukalyptus, bevor sie wieder in ihrer Baumhöhle verschwinden.
Die Weibchen bekommen im Frühling und Sommer Nachwuchs, den sie zunächst in ihrem Beutel tragen, bis die Babys zu groß geworden sind. Dann tragen sie die Kleinen noch einige Monate auf dem Rücken durch das Laubwerk. Greater Gliders bevölkern schon seit Dutzenden Millionen Jahren die Erde, waren aber immer in Australien endemisch.
Langzeitstudien in den letzten 20 Jahren haben ergeben, dass die Populationen extrem rasch zurückgehen. Speziell im verheerenden "Schwarzen Sommer" 2019/2020 seien bis zu 85 Prozent aller Riesengleitbeutler ums Leben gekommen, schätzen Experten. Damals hatten wochenlange Buschbrände mehr als zwölf Millionen Hektar Land verwüstet, unzählige Tiere verendeten.
Zu den größten Bedrohungen neben Buschbränden gehören die Rodung von Wäldern und die damit verbundene Fragmentierung der Lebensräume. Umweltschützer versuchen seit einiger Zeit, weitere Abholzungen im Habitat der Greater Gliders in den Wäldern des Bundesstaates New South Wales zu verhindern.
Die Umweltschutzbehörde (Environment Protection Authority, EPA) hat bereits wiederholt Arbeitsstopps der staatlichen Forestry Corporation angeordnet. Sie argumentiert, das Unternehmen habe es versäumt, vor Beginn der Rodungsarbeiten zu prüfen, ob gefährdete Arten die Bäume als Lebensraum nutzen. Auch der WWF startete eine Petition zum Erhalt der Bäume im Staatsforst und fordert, "eine der letzten Hochburgen für die gefährdeten Riesengleitbeutler zu retten".