Zischup-Interview
"Betrieb und Arbeit müssen passen"
Wie soll eine Bewerbung aussehen? Und wie soll ich mich beim Vorstellungsgespräch verhalten? Laurenz Wangler aus der Klasse 9c des Kreisgymnasiums Hochschwarzwald in Titisee-Neustadt hat mit Martin Hummel gesprochen. Er ist Geschäftsführer der Mittelstandtrainer GmbH Martin Hummel.
Laurenz Wangler, Klasse 9c, Kreisgymnasium Hochschwarzwald & Titisee-Neustadt
Di, 6. Jun 2017, 0:00 Uhr
Schülertexte
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Zischup: Wie finden Sie es, wenn sich Jugendliche bei Ihnen bewerben?
Hummel: Wir bilden kaufmännische Berufe aus. Wir verkaufen keine Ware, sondern verkaufen eine Dienstleistung, was es für Berufseinsteiger schwermacht, zu verstehen, was wir tun. Wir haben bereits den Versuch gestartet und haben Jugendliche ausgebildet.
Zischup: Suchen Sie in sozialen Netzwerken nach Jugendlichen? Hat sich Ihrer Meinung nach etwas geändert, seit die neuen Medien insbesondere bei Jugendlichen so populär sind?
Hummel: Soziale Netzwerke haben natürlich den Charme, dass sich jeder beauskunften kann. Und wenn ein Jugendlicher sich bewirbt und einen Lebenslauf abgibt, hat er außer seinem schulischen Hintergrund nicht viel im Lebenslauf stehen. Dann dient natürlich die Beauskunftung von sozialen Netzwerken wie Facebook sehr wohl, um sich ein kleines Bild von dem Bewerber zu machen. Deswegen sollte sich jeder Gedanken machen, was er letztendlich in sozialen Netzwerken postet.
Zischup: Welche Schritte müssen Jugendliche durchlaufen, bis sie grundsätzlich eingestellt werden?
Hummel: Das ist in Unternehmen heute recht unterschiedlich. Mittlerweile geht man wieder dazu über, dass man die Bewerber, wie man es schon mal vor dreißig oder vierzig Jahren gemacht hat, Tests durchführen lässt. Also die Jugendlichen mit ganz einfachen Einstellungstests auf Qualifikation prüft. Man macht Mathetests für Jugendliche, die technische Berufe erlernen wollen, oder man stellt ihnen auch physikalische Fragen. Was heutzutage sehr wichtig ist, in nahezu jedem Job, sind zum Beispiel Computerfertigkeiten. Wenn Jugendliche schon relativ früh gut mit PCs umgehen können, das heißt, bestimmte Sachen an PCs schon können, ist das auch ein Wettbewerbsvorteil. Insofern macht es auch Sinn, sich weiterzubilden. Ich halte es auch für absolut notwendig, dass Jugendliche mit zehn Fingern schreiben können, denn einmal gelernt, kann man es im Leben immer wieder anwenden. Das bringt immer einen Vorteil. Weiter gibt es bei größeren Unternehmen eine Art Test, zu dem alle Bewerber einbestellt werden. Das kann eine Art Testtag sein oder eine Probearbeit sein. So wie man es auch bei Erwachsen macht, im Sinne eines Assessment-Centers, dass man einen ganzen Tag lang im Unternehmen verbringt mit unterschiedlichen Menschen. Die Bewerber werden getestet und geprüft, ob sie für die vorgesehene Ausbildung oder Arbeit tauglich sind. Eigenschaften wie Teamfähigkeit, Sozialverträglichkeit, Höflichkeit, kennt der Bewerber Kniggeregeln, kann er mit der Deutschen Sprache umgehen, wie verhält er sich in Stresssituationen und so weiter.
Zischup: Worauf muss ein Jugendlicher achten, wenn er eine Bewerbung schreibt? Und wie soll er sich verhalten?
Hummel: Bei einer Bewerbung ist es sehr wichtig, dass der Jugendliche ein gutes Bild von sich abgibt. Die Bewerbung muss optisch ansprechend sein, aber auch nicht zu übertrieben. Hierbei ist es wichtig, dass man keine Tippfehler im Text hat, dass die Sätze ordentlich und verständlich geschrieben sind. Es muss kein Roman sein. Es sollte einfach anschaulich und authentisch sein. Beim Anschreiben sollte man ein wenig Bezug auf die Stelle nehmen, dass man mit zwei Sätzen schreibt, warum man gerade diese Ausbildung machen will. Dann gehört für mich dazu, auch wenn es nicht dringend notwendig ist, dass man ein ordentliches Bild dazu macht. Hier ist es wichtig, dass es kein einfaches Bild mit dem Handy ist, sondern ein professionelles.
Der Lebenslauf muss in sich schlüssig und vollständig sein, das heißt, auch wenn man mal eine Klasse wiederholt hat, dann ist das keine Schande, wenn man das dazu schreibt. Es ist sehr wichtig, dass man ehrlich ist, weil es der erste Kontakt mit dem neuen Arbeitgeber ist. Hobbys gehören auch auf jeden Fall in die Bewerbung, aber man muss gegebenenfalls auch etwas darüber sagen können.
Jetzt zum Bewerbungsgespräch selber: Hier ist es wichtig, dass der Jugendliche spricht und sich nicht sozusagen die Fragen aus der Nase herausziehen lässt, sondern dass er auch von sich aus reden kann. Und das heißt zum Beispiel, dass er seinen Lebenslauf in kurzen Worten schildern kann. Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass der Jugendliche sich im Vorfeld über die Firma erkundigt, vor allem was das Unternehmen genau tut. Bei der Kleiderfrage kommt es auf die Arbeit an, auf die ich mich bewerbe. Grundsätzlich sollte es ordentlich sein. Eine neue Jeans, ein Hemd oder auch ein Pullover. Alles sollte sauber sein. Es macht natürlich einen Unterschied, ob man sich als Mechatroniker bewirbt oder bei der Bank. Hier könnte auch eine Krawatte wichtig sein. Verkleiden sollte man sich jedenfalls auch nicht.
Zischup: Finden Sie, dass Jugendliche gleich behandelt werden sollten wie Erwachsene?
Hummel: Das ist eine schwierige Frage. Die Behandlung eines Jugendlichen ist grundsätzlich gleich wie bei jedem anderen Mitarbeiter. Auch er muss sich an Spielregeln halten, diese gelten für alle im Unternehmen. Was ich wichtig finde, ist, dass der Jugendliche respektvoll und wertschätzend gegenüber seinen Mitauszubildenden und Ausbildern ist. Außerdem finde ich es gut, wenn man dem Auszubildenden eine Einführung vom Schulalltag in die harte Arbeitswelt gibt, also dass man junge Menschen unterstützt. Das fängt bei mir schon an mit der Ansprache eines Jugendlichen. Ich sieze junge Mitarbeiter, aber spreche sie mit Vornamen an. Das klappt sehr gut, finde ich.
Zischup: Finden Sie es wichtig, dass Jugendliche in einem Betrieb arbeiten?
Hummel: Das Durchschnittsalter in den Unternehmen wir immer höher. Das bedeutet, dass immer mehr ältere Mitarbeiter in den Unternehmen sind. Also der Unterschied zwischen einem normalen älteren Mitarbeiter zu einem Jugendlichen wird immer größer. Das birgt Konfliktpotenzial, weil man einfach mehr unterschiedlicher Meinung ist. Die andere Sache ist die, dass es sehr wohl ein Miteinander sein kann. Junge Leute bringen völlig neue Ideen mit. Jüngere Menschen gehen leichter mit Neuheiten um, ältere Menschen tun sich hier schwerer, nicht nur Neues zu erlernen, sondern auch Neuheiten anzunehmen. Dafür sind sie oft genauer und bedächtiger. Ich denke ein guter Mix zwischen Jung und Alt in einer Firma ist perfekt.
Zischup: Wie werden die Verträge mit den Eltern geregelt?
Hummel: Grundsätzlich gibt es immer einen Ausbildungsvertrag der von der IHK (Industrie und Handelskammer) kommt oder eben von der Handwerkskammer. Diese Verträge müssen von beiden Seiten unterschrieben werden. Also der Vertrag wird beschlossen zwischen Ausbildungsbetrieb und dem Auszubildenden. Wenn der Auszubildende noch nicht volljährig ist, dann darf er diesen Vertrag noch nicht selbst unterschreiben, weil er noch nicht voll geschäftsfähig ist. Deswegen braucht er die Unterschrift der Eltern. Den Vertrag schließt aber das Unternehmen mit dem Auszubildenden ab. Was hier aber wichtig ist, und darauf lege ich persönlich sehr viel Wert, es stehen nämlich zwei ganz wichtige Sätze in dem Vertrag. Dabei spielt es keine Rolle, ob es für eine kaufmännische oder gewerbliche Ausbildung ist. Der Ausbildungsbetrieb verpflichtet sich, den Lehrling auszubilden, es steht dort aber auch, dass der Auszubildende verpflichtet ist, sich vom Ausbildungsbetrieb ausbilden zu lassen. Ein junger Bewerber sollte sich über den Betrieb informieren und nicht denken "Hauptsache eine Ausbildung". Es sollte ein Betrieb sein, der zu einem passt und eine Arbeit, die wirklich Spaß und Freude macht. Das bringt den Erfolg für beide Seiten.
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