Betrugsmasche
Bei der theoretischen Führerscheinprüfung verstecken manche eine Kamera unter ihrer Schutzmaske
Mit einem Trick versuchen derzeit Fahrschüler durch die Theorieprüfung zu kommen. Die Strafen für die Kameras unter FFP2-Masken sind gering. Aber auch die Prüfer passen jetzt besser auf.
dpa
So, 6. Mär 2022, 20:30 Uhr
Panorama
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Masken sollen schützen und Viren abwehren. Eigentlich. Aber ab und an dienen sie auch zu anderen Zwecken. Denn auf dem Weg zum Führerschein zeigt sich mancher Prüfling kreativ – und manipuliert für den Theorieteil seine FFP2-Schutzmaske mit einer versteckten Minikamera. "Es gibt nichts, was es nicht gibt", sagt Marcellus Kaup von TÜV Süd.
Sein Kollege vom TÜV Rheinland kennt die Masche: Im vergangenen Jahr kamen die Experten 134 Prüflingen in Rheinland-Pfalz dabei auf die Schliche, im Jahr zuvor waren es nach TÜV-Angaben 96.
Wie viele allerdings Jahr für Jahr mit dem Kamera-Betrug durchkommen, ist schwer einzuschätzen: "Die Prüfer sind mittlerweile geschult darauf, aber einen 100-prozentigen Erfolg gibt es sicherlich nicht. Weder für uns, noch für die Betrüger in den Prüfungen", sagt Kaup.
Die Nachfrage sei groß, da ist sich der baden-württembergische Fahrlehrerverband sicher. "Es scheint einen riesigen Markt zu geben", sagt Verbandschef Jochen Klima. Auch aus seiner Sicht ist es weniger die sprachliche Hürde beim Test, die zum Betrug reizt: "Man kann die Prüfung in 11 Fremdsprachen ablegen, auch in Hocharabisch", sagt Klima.
Mogeln statt Büffeln, das hat durchaus Kosten: Eine in die Maske eingenähte Kamera leihen sich Prüflinge über Kontaktbörsen oder die illegalen Ecken des Internets für gut 1000 bis 2000 Euro aus, schätzt Kaup – inklusive des Komplizen. Der sitzt dann meist vor der Fahrschule im Auto und liest über das Kamerabild auf dem Laptop die Fragen auf dem Prüfbogen mit. Wenn es heißt "Kamera ab, Ton läuft", flüstert er die richtigen Antworten über einen kaum zu sehenden Kopfhörer, der im Ohr des Führerscheinanwärters versteckt ist.
Deutlich preiswerter werden Kamera-Sets online angeboten, inklusive Anleitung zum Betrug. "Probleme bei der Prüfung und der Termin rückt immer näher?", wird dort unter anderem für das Hightech-Kamera-Set eines Anbieters aus Essen geworben. Der kabellose Spion-Kopfhörer sei kleiner als ein 1-Cent-Stück. Andere Betrüger arbeiten laut TÜV mit Impulsen, die auf Oberschenkeln oder Bauch übertragen werden, wenn der Prüfling mit der Computermaus über die richtige Antwort fährt. "Es gibt sogar Fälle, da wird versucht, die Prüf-Software zu hacken", sagt TÜV-Experte Kaup.
"Es gibt richtige Banden, die das organisieren", berichtet Kaup. "Da kaufen Sie den Betrug quasi im Paket." Auch Sicherheitsbehörden sprechen von einem "Rundum-Service" organisierter Banden.
Aber nicht nur die Betrüger sind kreativ, auch die Prüfer lassen sich etwas einfallen. Sie nutzen unter anderem Detektoren, die die verbotene Technik erkennen sollen. Außerdem sensibilisiert der TÜV seine Prüfer dafür, auf auffälliges Verhalten der Fahrschüler zu achten.
Die Kamera muss dann aber auch noch entdeckt werden – und das ist kompliziert. Denn selbst in einem solchen – nach wie vor vergleichsweise seltenen – Fall darf der Prüfer niemanden durchsuchen. Die Hintermänner sind ohnehin über alle Berge. Und ein enttarnter Kandidat hat nicht viel zu befürchten: Sein Vorgehen gilt weder als Straftat noch als Ordnungswidrigkeit. Nach aktueller Rechtslage darf er den Test nach Freigabe durch die Führerscheinstelle bei der nächsten Prüfung sechs Wochen später wieder versuchen. Erst kürzlich hat der Bundesrat allerdings einem Gesetz zugestimmt, nach dem Fahrschüler, die erwischt werden, künftig bis zu neun Monate für eine neue Prüfung gesperrt werden können.
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