Bächle und Treppen sind lästig

Aus der Perspektive des Rollstuhlfahrers sieht auch Freiburg ganz schön sperrig aus.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Uuups. Ein Freiburger Bächle versperrt dem Rollstuhlfahrer und der Rollstuhlschieberin den Weg. Sie sind ungeübt und haben nicht schon vorher überlegt, wo Hindernisse sind. Eine Gruppe Jugendlicher grinst belustigt, während ein älterer Herr mitleidig lächelt. Auf die Idee, einfach mal anzupacken und den Rolli gemeinsam übers Bächle zu bugsieren kommt keiner.

Die meisten Menschen haben einfach wenig Ahnung davon, wie es ist, einen Rollstuhlfahrer sicher über Freiburgs holpriges Pflaster zu transportieren. Die alltäglichen Wege, die man normalerweise in fünf Minuten erledigt, werden auf einmal zu einem Zeit raubenden Hindernislauf. Nicht nur die Bächle sind dem Rolli im Weg, auch hohe Bordsteinkanten, Treppen - und natürlich Rolltreppen. Mit einem Rolli muss man ständig Umwege machen. Auch als Rollischieber. Und man beginnt, die Dinge um sich herum anders wahr zu nehmen. Rollstuhlfahrer und Rollstuhlschieber müssen Meister der Planung und Koordination sein. Bevor man mit einem Rolli loszieht sollte man sich erst einmal gründlich überlegen welche Wege man wählt: Wo kommt man am besten über das Bächle? Welches Kaufhaus hat einen gut erreichbaren Aufzug? Und an welcher Straßenbahnhaltestelle steigen wir am besten ein, an welcher aus?

Aber nicht nur die Wahrnehmung für Hindernisse wird geschärft, wenn man als Neuling rollstuhlschieben darf. Man nimmt auch wahr, wie andere gucken. Von freundlich über mitleidig bis herablassend ist alles dabei. Das ist nicht verwunderlich, schließlich treffen wir alle nur selten auf Behinderte. Schon gar als Jugendliche. Da sind uns andere Länder weit voraus, in denen Behinderte und nicht Behinderte ganz selbstverständlich zusammen unterrichtet werden. Und richtig einladend ist auch das ganze "öffentliche" Leben nur selten für Behinderte. Eine der wenigen Ausnahmen ist in Freiburg die barrierefreie "Fabrik", die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihre alten Gebäude behindertenfreundlich auszubauen. Wohn- und Arbeitsräume, Gaststätte und Veranstaltungsraum sind sämtlich auch für Rollis gut zugänglich. Nicht nur in der Fabrik gibt es übrigens Angebote für alle, um die "innere Behinderung" gegenüber Behinderten zu über winden. Sowohl die Fabrik als auch die Volkshochschule und der Ring der Körperbehinderten bieten Sport, Theatergruppen und Kunstkurse an, die Behinderte und nicht Behinderte gemeinsam machen.

Eva Dorn

http://www.fabrik-freiburg.de

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel