Auf Zeitungsreise

Das neue Museum im Freiburger Pressehaus zeigt die Geschichte der Badischen Zeitung – und lässt Besucher staunen /.  

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Einige Zisch-Schulklassen haben das Museum schon besichtigt. Foto: Michael Bamberger
Könnt ihr Kniebeugen?", fragt Museumsführerin Ulrike Wagner. Kein Problem für die Jungs und Mädchen der Hans-Thoma-Schule in Weil am Rhein. Die Viertklässler sind mit ihren Lehrerinnen Monika Eberhardt und Hanni Röter ins Freiburger Pressehaus gekommen. Sie wollen wissen, wie eine Zeitung gemacht wird. Doch erstmal gibt’s Frühsport im neuen BZ-Museum. So lernen die Grundschüler nebenbei, wie die Kniehebelpresse vor ihnen funktioniert. Wie alt sie ist, weiß niemand – auch nicht Verleger Wolfgang Poppen. "Mit ihr könnte 1784 die erste Freiburger Zeitung gedruckt worden sein", sagt er.

Wer mit Wolfgang Poppen durchs Zeitungsmuseum geht, reist mit ihm in seine Vergangenheit. "Damit habe ich mir schon als Bub mein Taschengeld verdient", sagt der 59-Jährige und zeigt auf eine alte Handtiegel-Druckpresse. Dann erzählt er von damals, vom Lorettoberg. Mit einem Freund sei er losgezogen, um in der Nachbarschaft Aufträge zu akquirieren. Visitenkarten, Handzettel: Gedruckt wurde auf Bestellung, in der Werkstatt im Garten. Wolfgang Poppen lächelt. Heute leitet der gelernte Drucker ein Medienunternehmen mit 850 Mitarbeitern.

Eine davon ist Sandra Hunn. Sie arbeitet im Sekretariat des Verlegers und hat in den vergangenen vier Jahren das Museumsprojekt umgesetzt. "Das Zeitungsmuseum ist seine Herzensangelegenheit", weiß sie. Gemeinsam mit Wolfgang Poppen hat sie Objekte und Informationen gesucht, Konzepte und Texte geschrieben, Fotos und Filme ausgewählt, Schautafeln und Vitrinen bestückt. "Ich gehe gerne ins Museum", sagt Hunn. Beruflich hat sie einige besucht, zum Beispiel die Papiermühle in Basel oder das Gutenberg-Museum in Mainz, um sich Anregungen zu holen. Denn anfangs gab es im Pressehaus nur einen leeren Raum.

Seit wenigen Wochen ist der komplett gefüllt. Das Museum ist besuchsfertig – und Wolfgang Poppen stolz. Alles ist hausgemacht, neben Sandra Hunn haben sich weitere Mitarbeiter eingebracht. Holger Schnak von der Haustechnik kümmerte sich zum Beispiel um Umbau und Einrichtung, die Mediengestalterinnen Babara Frings und Sabine Schlessmann um die Grafik. Thorsten Schmidt-Hinderlich war für die Technik zuständig, denn neben viele Exponaten werden auch Filme aus dem BZ-Archiv und ein Info-Film über Johannes Gutenberg gezeigt.

Bei Gutenberg sollte die Zeitreise anfangen, im digitalen Zeitalter enden – das wusste Wolfgang Poppen schon lange. Seit sieben, acht Jahren sagt er, habe er die Idee für ein Zeitungsmuseum mit all den Schätzen aus seinem Familienbesitz im Kopf. "Es hat eine Weile gedauert." Doch das Warten hat sich gelohnt: Das BZ-Museum ist ein Schmuckstück mit vielen Kostbarkeiten – und der Raum selbst ein Stück Zeitungsgeschichte. Wo heute moderne Infotafeln und historische Ausstellungsstücke zu sehen sind, war früher die Setzerei der Badischen Zeitung. Elf Linotype-Setzmaschinen standen dort, eine ist zurückgekehrt, als Museumsstück.

Die Vierklässler stehen staunend davor. BZ-Azubi Tim Biedermann zeigt ihnen, wie man früher Texte eingegeben hat. Die Auszubildenden werden extra geschult, um Schulklassen der Zeitungsprojekte Zisch und ZischUp durch die Druckerei und nun auch durchs Museum zu führen. Tim Biedermann erklär weiter: "Schaut mal, das ist eine Matrize. Die Buchstaben sind schon zusammengegossen, und spiegelverkehrt." "Das muss doch so sein", sagt Viertklässler Noah. Sein Mitschüler Niklas will es genau wissen: "Bis 1980 wurde damit gearbeitet?" Der Azubi nickt. "Da war ich ein Jahr alt", staunt Lehrerin Hanni Röter.

Ein paar Schritte weiter, vorbei an Vitrinen mit alten Zeitungen, steht ein großer Schreibtisch aus dunklem Holz. Er ist eines von Wolfgang Poppens Lieblingsstücken. Sein Vater und sein Großvater haben daran gearbeitet. "Hier hat mein Opa immer die Tür aufgemacht, wenn ich ihn besucht habe", erinnert sich der Verleger beim Rundgang. Und was war dahinter? Er lacht: "Süßigkeiten!"

Die Grundschüler lachen auch, als sie sich am Ende ihres Kurzbesuchs um den Schreibtisch drücken – und zwar über das alte, schwarze Telefon. "Komisch, das hat ja gar keine Tasten", ruft ein Mädchen. Eine Wählscheibe haben die Viertklässler noch nie zuvor gesehen. Auch sonst hat sie das Museum überzeugt: "Guuuuut", rufen sie im Chor – und klatschen. Und was war am besten? Die Kinder sind sich einig: die Kniehebelpresse. "Dass die noch geht…", sagt Jonas und streckt den Daumen nach oben.

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