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Zischup-Interview mit Hans Wöhrle vom Weingut Wöhrle

"Auf gesunden und lebendigen Böden"

Das Weingut Wöhrle ist seit 1991 biozertifiziert. Carl Wöhrle aus der Klasse 9a des Scheffel-Gymnasiums in Lahr wollte von Hans-Wöhrle, dem Senior-Chef des Weinguts, wissen, warum sie damals auf Bio umgestellt haben.  

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Zischup: Was hat Sie dazu bewegt, ein Weingut zu kaufen? Und was haben Sie vor dem Erwerb gemacht?
Wöhrle: Vor dem Erwerb des Weinguts machte ich die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker für Weinbau und Kellerwirtschaft und arbeitete ab 1971 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Staatlichen Weinbauinstitut, einer Forschungsanstalt für Weinbau in Freiburg, bis ich diese 1979 verließ. Meine Frau Monika arbeitete im Labor des damaligen Kreiskrankenhauses Lahr. Daneben bewirtschafteten wir zusammen mit meinen Eltern drei Hektar Weinberge am Lahrer Schutterlindenberg. Bis zur Übernahme des Weinguts war unsere Familie als Genossenschaftswinzer bei der Winzergenossenschaft Lahr tätig. Nachdem wir 1979 das Weingut der Stadt Lahr gepachtet und mit dem eigenen Weinbaubetrieb verknüpft hatten, arbeitete das Weingut so erfolgreich, dass wir uns dazu entschieden, das Betriebsgelände an der Weinbergstraße käuflich zu erwerben.

Zischup: Können Sie mir den Begriff "biologischer Weinbau" genauer erläutern?
Wöhrle: Unter dem biologischen Weinbau versteht man eine Wirtschaftsweise ohne chemisch-synthetische Produktionsmittel, das heißt zur Erzeugung von Trauben und Wein werden im Weinberg und beim Weinausbau nur Stoffe- und Produktionsmittel verwendet, die in der Natur vorkommen.


Zischup:
Sie führen ein ökologisches Weingut. Wie sind Sie dazu gekommen?
Wöhrle: Aufgrund meiner Arbeit am Weinbauinstitut hatte ich sehr früh Einblick in das Zulassungsprozedere für Pflanzenschutzmittel. Nachteile dieser chemisch synthetischen Pflanzenschutzmittel wie zum Beispiel Rückstandsprobleme im Weinbergboden und Oberflächenwasser führten zu einem Umdenken in der Bewirtschaftung unserer Weinberge. Bereits 1984 bildete ich zusammen mit elf interessierten Winzern einen Arbeitskreis, welcher darauf abzielte, so wenig chemische Produkte wie möglich einzusetzen. 1987 begannen wir im Weingut systematisch mit der Umstellung auf den biologischen Weinbau, und zwar mit einem Drittel der Betriebsfläche. Nach drei Jahren war die gesamte Fläche umgestellt und das Weingut war als eines der wenigen Weingüter in Baden als biologisches Weingut kontrolliert und zertifiziert.
Zischup: Welche Nachteile birgt der biologische Weg?
Wöhrle: Die Nachteile des biologischen Weinbaus sind in erster Linie das höhere wirtschaftliche Risiko, weil die Rebkrankheiten nicht so beherrschbar wie mit chemischen Pflanzenschutzmitteln sind. Durch den biologischen Anbau ist eine Mehrarbeit im Weinberg erforderlich und man kann als Öko-Winzer oft auf nachteilige Naturereignisse nicht so erfolgreich reagieren.

Zischup: Entstehen durch die biologische Wirtschaftsweise Mehrkosten?
Wöhrle: Durch die Mehrarbeit entstehen höhere Arbeitskosten, jedoch sind die biologischen Präparate kostengünstiger.
Zischup: Gibt es Vorteile gegenüber nichtbiologischen Weingütern?
Wöhrle: Durch die biologische Bewirtschaftung werden Flora und Fauna geschützt und der Boden wird von chemisch-synthetischen Eingriffen verschont, womit die Böden fruchtbarer werden. Auf diesen Böden entstehen mineralische und vitale Weine. Aufgrund der nun fast dreißigjährigen biologischen Wirtschaftsweise wachsen unsere Weinstöcke auf gesunden und lebendigen Böden. Zudem bevorzugen viele Weinkunden biologisch erzeugte Weine.

Zur Person: Hans Wöhrle, geb. am 29. April 1948, Weinbautechniker, arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Staatlichen Weinbauinstitut in Freiburg und unterrichtete an der Berufsschule für Weinbau.
1979 gründete er das Weingut Stadt Lahr, heute Weingut Wöhrle, das seit 1991 biozertifiziert ist. Das nun 18 Hektar große Weingut wird jetzt in zweiter Generation von seinem Sohn Markus Wöhrle geführt und zählt in allen renommierten Weinführern zu den deutschen Spitzenweingütern.

Ressort: Schülertexte

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