... Jugend-forscht-Betreuer Hermann Klein
AUF EIN EXPERIMENT BEI ...: Der Schüler zu Siegern macht
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Es ist Samstag, das Schulgelände ist wie immer abgeriegelt. Nur um die Ecke gibt es einen Zugang, dort, wo der Zugang zum früheren Hausmeisterhaus der Schule liegt. In dem Gebäude befindet sich das Schülerforschungszentrum. Und dessen Öffnungszeiten orientieren sich an einem anderen, eigenen Rhythmus.
Jetzt, in der Phase der unmittelbaren Vorbereitung auf das Bundesfinale von Jugend forscht, ist Hermann Klein meistens hier zu finden. An diesem Vormittag gilt es, am Vortrag zu feilen. Lennart Resch und Tim Kubetzko, beide 16 Jahre alt, müssen die Präsentation eindampfen, die sie beim Landeswettbewerb bereits einmal vorgetragen haben. 15 Minuten Zeit hatten sie dort, in Erlangen sind es nur fünf Minuten. 300 Sekunden, in denen sie erläutern müssen, was es auf sich hat mit "Galileis Leiteralbtraum", wie sie ihr Projekt genannt haben. Spannend soll der Vortrag sein, verständlich und prägnant die Theorie erklären und zugleich anschaulich die Versuche beschreiben. Klein zeichnet den ersten Durchlauf auf, später werden sie ihn sich gemeinsam ansehen und auswerten. Jetzt ist ein unbedarfter Gast da, der von dem Thema nichts weiß, eine gute Gelegenheit, den Vortrag gleich noch einmal zu testen.
Also erklären die beiden erneut, wieso eine fallende Leiter, deren Sprossen schräg und nicht gerade angeordnet sind, Fahrt aufnimmt, sobald die erste Sprosse auf dem Boden aufgeschlagen ist. Die Beschleunigung der fallenden Leiter wird sogar größer als die Erdbeschleunigung g. Eben jenes g, das Galileo Galilei errechnet hat beim freien Fall. Die Erkenntnis hat die Wissenschaft revolutioniert. Hätte der Gelehrte aus Pisa für seine Versuche am schiefen Turm eine Strickleiter mit schrägen Sprossen benutzt – ein Albtraum.
In der Wissenschaft gibt es bislang keine Erklärung für das Phänomen, Hermann Klein war in einer Fachzeitschrift auf das Thema gestoßen. Solche Funde hinterlegt er im Laufe des Jahres in einem Ordner seines Computers, manchmal nimmt er von Wettbewerben Anregungen mit, Kollegen oder Schüler weisen ihn auf Themenstellungen hin. Zum Ende eines jeden Schuljahres sei dieser Ordner meist prall gefüllt, erzählt Klein – die Sommerferien nutze er dann zum Sortieren. Was ist leistbar für Schüler? Wie könnte ein experimenteller Aufbau aussehen? Reichen die Möglichkeiten eines Schülerforschungszentrums aus? Was könnte verlockend sein für Jugendliche? Solche Fragen treiben ihn dann um – und zu Beginn des Schuljahres trägt er das Ergebnis seiner Überlegungen den Schülerinnen und Schülern vor, die Lust am Entdecken und Forschen haben. Vier bis sechs Zwei- oder Dreiergruppen sind es in Physik, die älteren Schüler nehmen an Jugend forscht teil, die jüngeren an Jugend experimentiert. Andere Fachbereiche kommen hinzu, im Bereich Geowissenschaften ist das Phaenovum mit Ronja Spanke im Bundesfinale vertreten.
Dieses Forschen hat am HTG eine gewisse Tradition, Kleins Vorgänger hat bereits eine Physik AG betrieben und die Schüler erfolgreich zu Wettbewerben geführt. Klein ist in die Aufgabe hineingewachsen, seit zwölf Jahren betreut er die Gruppen. Er selbst hat Forschung betrieben am Cern in Genf, "dann habe ich gemerkt, dass das nicht meine Liga ist", sagt er rückblickend.
Aber ganz lassen kann er es auch nicht – zum Vorteil der Schüler. Seit 2011 schafften es acht Projekte des Phaenovum ins Bundesfinale, sechs davon wurden von Hermann Klein betreut. Abgesehen von 2016 stellt das Phaenovum seit sieben Jahren die Landessieger im Physikwettbewerb, hinzu kommen mehrere Bundessieger. Vor wenigen Wochen waren Teams aus Lörrach bei der International Conference of Young Scientists in Stuttgart und präsentierten unter anderem, wie sich die Flugbahnen von Flummis berechnen lassen. Es ist diese Kontinuität, die das Phaenovum ausmacht. "Es liegt an Personen", sagt Klein selbstbewusst. Es bedeutet zugleich, dass er weiß, dass eben viel an ihm hängt.
Einen seiner ehemaligen Schüler wird Klein bei dem Flug der Nasa treffen, er studiert Luft- und Raumfahrttechnik und ist für ein halbes Jahr bei der Nasa. Aber Erfolge bei den großen Wettbewerben seien nicht alles. Er habe auch mal ein Team betreut, das nicht in die Kategorie angehende Physiker gehörte, das sich aber im Regionalwettbewerb bewährte. "Wenn man erlebt, wie sich ein Team durchbeißt, sich durch Tiefes durcharbeitet, dann war das ein ganz besonders Highlight."
Am Ende des Vortrages hören sich die beiden Schüler geduldig an, was Klein und der Gast zu sagen haben. Dann verabreden sie sich für den nächsten Durchlauf am Sonntag. Forschung folgt eben einem anderen Rhythmus.
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