Auf die Motivation kommt es an

Damaris Janzen hat sich in der Lehrerschaft ihrer Schule umgehört, um zu erfahren, wie das Schulleben aus deren Sicht aussieht .  

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Fit im Kopf zu sein hat auch mit körpe...ortunterrichts nicht zu unterschätzen.  | Foto: okalinichenko  (stock.adobe.com)
Fit im Kopf zu sein hat auch mit körperlicher Fitness zu tun. Daher ist die Bedeutung des Sportunterrichts nicht zu unterschätzen. Foto: okalinichenko  (stock.adobe.com)

Aufgaben ohne Ende, unangekündigte Vokabeltests und ellenlange Diktate: Ich denke, wie das Leben als Schüler so ist, weiß jeder. Doch wie sieht das Ganze aus, wenn man ein Lehrer oder eine Lehrerin ist? Diese Frage habe ich mir gestellt und mir die Frage "Wie ist der Unterricht aus Lehrerperspektive?" zum Thema gemacht.

Als erste Person habe ich Holger Blaul, einen Lehrer für Gemeinschaftskunde, Deutsch und WBS an unserer Schule, dem Goethe-Gymnasium Emmendingen, interviewt und ihm die Frage gestellt, was er als Bildungsverantwortlicher denn von seinen Schülerinnen und Schülern erwartet. Bei dieser Frage müsse man laut Blaul unterscheiden zwischen einer einzelnen Unterrichtsstunde oder einem ganzen Jahr. Er könne nicht verlangen, dass alle in jeder Unterrichtsstunde top motiviert mitmachen würden, aber grundsätzlich erwarte er, dass man eigene Bereitschaft und Interesse zeige, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen und sich Gedanken dazu zu machen. Wenn mal ein Schüler oder eine Schülerin "nicht ganz auf der Höhe ist", sei das natürlich verständlich und der Lehrer versuche, es zu berücksichtigen, sagt Blaul.

Die Hauptschwierigkeit der Schülerinnen und Schüler beim Lernen, so Blaul, liege eindeutig in der eigenen Motivation, bei der sich einige schwertun würden. Finden sie einen guten Weg, sich selbst für eine Arbeit oder Aufgabe zu motivieren und zu begeistern, würden sie deutlich bessere Leistungen erbringen. Seine Meinung ist, dass die unterschiedliche Leistung von Einzelnen nichts mit dem Intelligenzgrad, sondern eher etwas mit fehlendem Engagement und fehlender Begeisterung zu tun habe.

Ich habe mich auch gefragt, wie es für einen Lehrer ist, aus der gewohnten Umgebung heraus und an eine neue Schule zu kommen. Zu diesem Thema habe ich Thomas Henne, Englischlehrer und neu am Goethe-Gymnasium, einige Fragen gestellt. Beispielsweise zu seinem persönlichen Empfinden an der neuen Schule, ob er sich denn soweit gut eingelebt und integriert hat und wie er sich im neuen Umfeld fühlt. Dazu meint er, dass er sowohl vom Kollegium als auch von der Schülerschaft freundlich aufgenommen worden sei und er sich freue, an dieser Schule zu arbeiten.

Aufgrund einer Klassenumfrage an der sich elf Personen beteiligt haben, habe ich festgestellt, dass Herr Henne bei den Schülern recht beliebt ist, woraufhin ich mir die Frage gestellt haben: Warum kommen jüngere Lehrerinnen und Lehrer bei der Schülerschaft zumeist besser an, als ihre älteren Kollegen? Geben sie sich mehr Mühe oder wirken sie automatisch interessanter und dadurch sympathischer?

Einen Moment überlegt Henne, dann antwortet er: "Das kann man so allgemein nicht sagen, da es auf die Persönlichkeit des Lehrers ankommt. Ich kann mir vorstellen, dass jüngere Kollegen etwas engagierter und offener für Neues sind und deshalb mehr Zuspruch bekommen." Doch, so betont er ausdrücklich, müsse das nichts heißen, denn es gebe auch viele routinierte Kollegen und Kolleginnen, die viel Mühe und Aufwand in ihre Unterrichtsvorbereitung stecken.

Ilse Rauer ist Lehrerin für Sport und Biologie, ebenfalls am Goethe-Gymnasium. Ihr habe ich einige Fragen zum Schulsport gestellt: "Finden Sie, die heutige Generation macht zu wenig Sport?" Darauf sagte Rauer: "Das kann man nicht pauschal sagen. Es gibt viele Jugendliche, die genügend Sport machen. Auf der anderen Seite gibt es auch viele, die zu wenig Sport treiben, was nicht gut ist. Ohne Sport kann sich der Körper nicht richtig entwickeln." Es gibt Schülerinnen und Schüler, die behaupten, dass das Fach Sport keine Relevanz für das spätere Arbeits- und Berufsleben hat und somit ein veraltetes Schulfach ist. Ich habe Ilse Rauer nach ihrer Meinung zu dieser kritischen Aussage gefragt. Sie meinte: "Totaler Unsinn, das Gegenteil ist eher der Fall." Ohne genügend Sport und die daraus folgende gesunde Entwicklung des Körpers sei man weniger leistungsfähig, als mit genügend Training und Ausdauer. Ihre Empfehlung, wie viel Sport ein Mensch etwa machen sollte: "Mindestens eine halbe Stunde oder mehr pro Tag. Nur so kann man sich bis ins hohe Alter fit halten."

Viele Leute, nicht nur Schüler und Schülerinnen, sondern auch Erwachsene denken, dass Lehrerinnen und Lehrer sehr viel Freizeit hätten, da sie ja nur den halben Tag arbeiten müssten und dann auch noch die Schulferien frei hätten. Dass dem nicht so ist, zeigt sich durch die Antworten der drei Lehrerinnen und Lehrer auf meine Frage: Wie viel Zeit sie denn mit der Vorbereitung ihres Unterrichts verbringen. Alle drei Antworten waren sich in einem Punkt gleich: Genau haben sie es nie ausgerechnet.

Thomas Henne braucht für die Vorbereitung einer 90-minütigen Doppelstunde Unterricht 60 bis 90 Minuten. Holger Blaul gab an, dass seine Vorbereitungszeiten je nach Fach und Stoff ziemlich schwanken würden, es sich jedoch in einem Rahmen zwischen 20 Minuten bis zu zwei Stunden bewege. Ilse Rauer konnte mir keine Angaben zur Unterrichtsvorbereitung machen. Doch verriet sie, dass sie, wenn sie eine Arbeit korrigieren müsse, durchaus 15 Stunden damit beschäftigt sein könne: "Genau habe ich das noch nie ausgerechnet. Ich glaube, das fände ich frustrierend." Man sieht also: Lehrerinnen und Lehrer verbringen viel Zeit mit der Vorbereitung des Unterrichts und vor allem beim Korrigieren von Klassenarbeiten geht viel ihrer eigenen Freizeit drauf.

Wie man sehen kann, haben nicht nur die Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten mit Zeitmanagement, einem neuen Umfeld oder Motivationsprobleme: Auch die Lehrerschaft betreffen diese Probleme des Schulalltags. Somit ist zu beobachten, dass beide Gruppen viele Gemeinsamkeiten im Umgang mit der "Arbeit in der Schule" haben und sich ihre Perspektiven auf den Schulalltag gar nicht so sehr unterscheiden.
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