"Auf der Richterbank mit dabei"

Mia Leidolt hat ihren Opa Willibald Leidolt interviewt. Er ist im Ehrenamt Schöffe und erklärt, was das bedeutet und was seine Aufgaben sind. .  

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Eine Statue der Justitia, der Göttin d..., um  das richtige Strafmaß zu finden.  | Foto: David-Wolfgang Ebener (dpa)
Eine Statue der Justitia, der Göttin der Gerechtigkeit, wie sie vor und in vielen Gerichten steht. Die Waage in ihrer Hand steht symbolisch dafür, dass Justitia die Fakten gegeneinander abwägt, um das richtige Strafmaß zu finden. Foto: David-Wolfgang Ebener (dpa)
BZ: Welche Aufgaben hat ein Schöffe während eines Gerichtsverfahrens?
Ein Schöffe ist auf der Richterbank dabei. Außerdem muss er das Gesagte der Zeugen, der Angeklagten, Anwälte und so weiter aufnehmen. Er darf sie auch selber befragen und sich Notizen machen. Dies wird immer in einem Besprechungsraum mit dem Berufsrichter vor dem Urteil besprochen.

BZ: Ist die Zusammenarbeit mit dem Berufsrichter oder der Berufsrichterin wichtig?
Ja, das ist wichtig, da man alles zusammen bespricht und zusammen entscheidet. Aber rein theoretisch können die beiden Schöffen den Berufsrichter oder die Berufsrichterin überstimmen, wenn es nur ein Richter ist. Die Anzahl von Richtern richtet sich nach der Schwere des Falles. Es gibt kleine und große Strafkammern.

BZ: Arbeitest du immer mit dem gleichen Richter oder der gleichen Richterin und der gleichen Schöffin zusammen?
Nein, das wechselt. Je nachdem, was für einer Strafkammer man zugelost wird, kann das ein ganz unterschiedlicher Richter oder eine unterschiedliche Richterin sein. Die zwei Schöffen arbeiten ein Jahr zusammen. Nach einem Jahr wird das dann wieder neu geregelt.

BZ: Bereitet man sich auf die Fälle vor und wenn ja, wie?
Ja, man bereitet sich auf die Fälle vor. Man bespricht sich vor dem Prozess mit dem Richter oder der Richterin. Die erzählen dann einem, was auf einen zukommt, wer angeklagt ist, wieso er angeklagt ist, die Hintergründe, ob eine Vorstrafe vorliegt und so weiter. Am Anfang des Prozesses hat der hauptamtliche Richter mehr Informationen als die Schöffen.

BZ: Welcher Fall ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Besonders in Erinnerung geblieben, ist mir ein Fall, wo es um einen schweren Bandendiebstahl ging. Das war eine Bande, die viele Strafen verübt hat. Bei diesem Fall waren es insgesamt 13 Verhandlungstage, das war ein sehr langer Prozess. Die vier Leute sind dann zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Der Fall war so interessant, da viel mit Abhörung und Handyüberwachung passiert ist.

BZ: Gibt es verschiedene Schöffen und auch Schöffen für Jugendliche?
Ja, es gibt einmal die Hauptamtlichen und die Ersatzschöffen. Die Ersatzschöffen sind dazu da, falls ein Schöffe krank wird, damit der Prozess nicht platzt. Und dann gibt es Jugendschöffen, die speziell für Jugendliche und Heranwachsende zuständig sind. Das ist eine Altersspanne von 14 bis 21 Jahre.

BZ: Wie lange bist du schon Schöffe?
Ich bin jetzt sechs Jahre lang Schöffe. Eine Wahlperiode geht fünf Jahre lang. Aktuell bin ich jetzt in der zweiten Wahlperiode. Das ist jetzt knapp ein Jahr her. Jetzt werde ich noch vier Jahre lang Schöffe sein und dann ist das auch schon für mich vorbei, weil nach dem 69. Lebensjahr kann man nicht mehr Schöffe werden. Da ich jetzt über 69 Jahre alt bin, kann ich nur noch diese Wahlperiode für die nächsten vier Jahre machen.

BZ: Was hat dich dazu motiviert, Schöffe zu werden?
Weil es interessant ist und ich einen hauptberuflichen Richter kennengelernt habe. Der hat mir das schmackhaft gemacht. Dann habe ich immer schon gedacht, da hört und sieht man was Anderes. Ich war schon gesetzlicher Betreuer und habe in den Vereinen schon immer viel mitgemacht und organisiert. Außerdem liegt mir das Ehrenamt und gerade als Rentner ist es interessant.

BZ: Was würdest du jetzt jemanden empfehlen, der auch Schöffe werden möchte?
Im Prinzip sich gut informieren und warten, bis die nächste Wahlperiode kommt – das ist jetzt in vier Jahren – und sich dann ruhig zu bewerben. Wenn ich mit Leuten spreche, sage ich immer, es ist interessant. Wenn man die Zeit hat und man glaubt, dass das Ehrenamt einem liegt, dann sollte man sich ruhig dafür bewerben.
Schlagworte: Willibald Leidolt, Mia Leidolt
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